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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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geschickt. Aber das zählt nicht als Preis. Mach das hier zuerst auf«, sagte er und zeigte auf die Schachtel.
    Sie enthielt einen kleinen Flakon. Blackraven nahm ihn Melody aus der Hand und öffnete ihn.
    »Das ist Frangipaniblüten-Extrakt, einer meiner Lieblingsdüfte.« Er hielt Melody den gläsernen Verschluss unter die Nase.
    »Das duftet wirklich wunderbar. Danke.«
    »Ich wusste, es würde dir gefallen.«
    Er fuhr mit dem Verschluss über ihre Handgelenke und ihren Halsansatz.
    »Irgendwann wirst du nur dieses Parfüm für mich tragen.«
    Melody blickte zu Boden, als könnte sie sich damit diesem Gedanken verschließen, doch Blackraven fasste sie am Kinn und zwang sie aufzuschauen.
    »Mach das andere Geschenk auf.«
    Melody öffnete es und war sprachlos. Es war ein Solitär-Ring. Der erbsengroße Diamant funkelte im Kerzenschein.
    »Ich hätte dir gerne einen schöneren gekauft, aber das war das Beste, das ich hier auftreiben konnte. Ich werde ein Collier aus Saphiren und Brillanten beim Juwelier in Auftrag geben, das dir wunderbar stehen wird. Du wirst es bei der Soirée tragen.«
    »Roger«, raunte Melody, »der ist wunderschön. Wirklich wunderschön. Aber ich kann ihn nicht annehmen.«
    Blackraven nahm den Ring aus dem Etui und streifte ihn über Melodys Finger.
    »Isaura, würdest du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?«
    Tränen kullerten über Melodys Wangen. Alles verschwamm vor ihren Augen. Blackraven stand auf und nahm sie in den Arm.
    »Willst du mir denn keine Antwort geben?«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    »Wer bin ich denn schon?«, stammelte sie.
    »Wie ich schon sagte: Du bist alles für mich.«
    »Béatrice sagt, wer dich heiratet, wird eines Tages Herzogin sein.« Er runzelte die Stirn und nickte. »Ich kann nicht wie eine Herzogin auftreten. Du weißt, wie ich bin. Meine Mutter hat immer gesagt, ich sei ein Wildfang. Sieh mich doch an! Ich könnte es nicht ertragen, dich zu beschämen, Roger! Ich wüsste gar nicht, wie ich mich unter Deinesgleichen bewegen und wie ich mich kleiden sollte, geschweige denn, wie man für eine Gesellschaft einen Tisch deckt oder … «
    Blackraven umarmte sie und brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. Dann sagte er: »Antworte mir, Isaura. Gib mir die Antwort, die ich hören möchte. Sag, dass du für immer meine Frau sein wirst, dass du es vor Gott schwörst. Sag es!«
    »Du wirst dich meiner schämen.«
    »Du Närrin!«, sagte er so heftig, dass sie erschrak. »Merkst du denn nicht, dass ich verrückt bin vor Liebe zu dir? Dass ich nur noch an dich denke, Tag und Nacht, und dass ich alles, was ich tue, nur für dich tue? Ich kann mir das alles ja selbst nicht erklären. Was antwortest du mir nun?«
    »Ja, ich möchte deine Frau werden.«
     
    Stunden später saß Blackraven in seinem Arbeitszimmer über den Schreibtisch gebeugt, den Kopf in die Hände gestützt. Er dachte an Melody, die in einem anderen Zimmer schlief. Er hatte sich sehr zusammenreißen müssen, um sie gehen zu lassen, anstatt sie in den Arm zu nehmen und die ganze Nacht zu lieben. Aber sie war noch nicht bereit.
    Er hörte den Stundenrufer: Zwölf Uhr nachts bei bewölktem Himmel. Er zog die Jacke an, nahm sein Rapier und ging in den hinteren Teil des Hauses. Er öffnete das Kutschentor und trat hinaus auf die Straße. Er machte sich auf den Weg Richtung Bajo durch die Calle de Santiago. In der Nähe von La Alameda traf er sich wie vereinbart mit O'Maley, seinem Spion, der sich in den Unterschichten bewegte. Zorrilla, sein anderer Informant, hielt ihn über die Aktivitäten der Oberschicht und der Regierungsbeamten auf dem Laufenden.
    »Heute Morgen ist Buenos Aires mit diesem Pamphlet in den Straßen erwacht«, sagte O’Maley und reichte es ihm. In dem revolutionären Aufruf wurde das Ende der spanischen Herrschaft und Freiheit für das Gebiet am La Plata gefordert.
    »Das waren die Jakobiner«, meinte O’Maley.
    »Weißt du, wo sie das drucken?«
    »Nicht genau. Ich glaube, mit einer Druckerpresse im Keller des Hauses, in dem sie sich versammeln.«
    »Hast du Traver noch einmal dort gesehen?«
    O’Maley berichtete ihm über die Aktivitäten des schottischen Händlers, der sich für Béatrice interessierte.
    »Du sagst, dieser Traver ist neuerdings häufiger im
Tres Reyes

    Der Spion nickte.
    »Was tut er da?«
    »Er kommt jeden Tag, immer um vier, setzt sich an denselben Tisch, trinkt Kaffee, manchmal auch Schokolade, liest Zeitung und unterhält sich mit dem ein oder

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