Dem Winde versprochen
sollten uns beeilen.«
»Traust du ihm denn?«
»Ich vertraue darauf, dass seine und unsere Interessen sich decken. In allen Gesprächen hat Graf Stoneville uns zu verstehen gegeben, dass er die Ideale der Unabhängigkeitspartei teilt und dass er bereit ist, uns finanziell zu unterstützen.«
»Und was verlangt er als Gegenleistung?«
»Was alle Engländer verlangen: freien Handel.«
»Sonst nichts?«
»Er hat den Bau eines Hafens in Buenos Aires vorgeschlagen, einen, in dem die großen Schiffe problemlos anlegen können. Damit wäre die Vormachtstellung von Montevideo beendet. Er fordert dafür eine Beteiligung an den Zöllen und Gebühren für die
Benutzung des Hafens, bis das von ihm investierte Kapital zurückgezahlt ist.«
»Es gefällt mir gar nicht, dass ein Ausländer sich in nationale Angelegenheiten einmischt.«
»Juan, du weißt doch, dass wir für unseren Plan viel Geld brauchen. Ohne ihn sind wir nichts weiter als eine Gruppe von Männern mit hohen Idealen. Für die Umsetzung unseres Traums von Freiheit brauchen wir viel von dem anrüchigen Metall, so abwegig sich das anhören mag. Mit Männern wie Álzaga als Gegner bleibt uns keine andere Wahl, als uns mit jemandem wie Blackraven zu verbünden.«
»Man sagt, er sei ein mächtiger Mann«, sagte Castelli ohne jede Bewunderung, »und er werde nach dem Tod seines Vaters einen großen Titel erben.«
»Ich verstehe ja dein Misstrauen, aber es nützt nun einmal nichts, sich mit den Schwachen zu verbünden.«
»Martín José sagt« – Castelli meinte Rogers Nachbarn Altolaguirre –, »Blackraven sei an der Ausbeutung der Bodenschätze des Vizekönigsreichs interessiert. Er habe sogar schon von Expeditionen in noch unberührte Gegenden gesprochen.«
»Nur mit fleißigen, unternehmungsfreudigen Männern, die zum Gemeinwohl beitragen, werden wir ein Land erschaffen, in dem alle Bewohner glücklich und in Wohlstand leben, Juan. Schon jetzt ist die Rede davon, dass der landwirtschaftliche Ertrag von El Retiro ausgezeichnet sein wird, und seine Oliven- und Flachsernte ist die größte des ganzen Gebietes. Und du weißt ja selbst, in welch erbärmlichem Zustand sich dieser Besitz vor ein paar Jahren noch befand.«
Blackraven empfing sie im Salon und bot ihnen Kaffee und Schnaps an. Ihm fiel sofort auf, dass Manuel Belgrano entspannter war als sein Cousin, doch dessen Vorbehalte störten ihn wenig. Schließlich war Belgrano der Kopf der Unabhängigkeitsbewegung.
»Ich habe von dem Vorschlag gehört, den der Zollverwalter von Buenos Aires, Señor Giménez de Mesa, König Carlos unterbreitet hat«, sagte Blackraven und erhaschte den kurzen Blick zwischen seinen Besuchern. »Ich kann mir vorstellen, dass das Konsulat damit nicht einverstanden ist.«
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte Belgrano leicht überrascht, denn der Vorschlag an den König war nicht öffentlich bekannt. »Den Zoll von Buenos Aires zu schließen und nur noch den in Montevideo weiterzuführen ist völliger Unsinn.«
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Aber man muss zugeben, dass alle Waren ohnehin dort umgeladen werden, weil der Hafen von Buenos Aires keine großen Schiffe aufnehmen kann. Giménez de Mesa hat also ein starkes Argument, das für seinen Vorschlag spricht, und es ist wahrscheinlich, dass der König seinem Antrag zustimmen wird. Zumal er weiß, dass Montevideo ihm gegenüber loyaler ist.«
Sie diskutierten weiter, und die Bewunderung der beiden jungen Männer stieg, je mehr Blackraven von seinen Geheiminformationen und Strategien preisgab.
»Es geht nicht um ein englisches Protektorat«, sagte er an Castelli gewandt. »Ich spreche nicht im Namen der Regierung meines Landes. Ich finde, das Vizekönigreich Río de la Plata hat genügend ausgezeichnete Männer, um eine eigene Regierung ohne Einmischung der Europäer zu bilden und dieser Region zu Wohlstand zu verhelfen. Ich wäre bereit, zu bestimmten Bedingungen die Revolution zu unterstützen, damit ihr eure Ideen umsetzen könnt.«
Nach Belgrano und Castelli empfing Blackraven noch zwei Händler, die am Kauf von den Produkten seines Landgutes interessiert waren. Er erledigte seine Korrespondenz und vergaß dabei auch nicht, das Angebot für die Sklavenfamilie an Señor Warnes zu schicken. Er empfing Valdez e Inclán, besuchte Louis in seiner Pension und wiederholte noch einmal seine Einladung
für den folgenden Tag. Der junge Mann war begeistert, denn er war es leid, den ganzen Tag eingesperrt zu sein. Die Stunden
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