Dem Winde versprochen
Freiheit von allen, von Sklaven und Kreolen. Tommy ist ein guter Junge, Herr Roger, ein Heißsporn, voller Ideen von Gleichheit und Freiheit. Er sagt, er hasse alle, die andere unterdrücken.«
Sie sprachen noch ein Weilchen über den Fortgang der Pläne und den jungen Maguire. Auch wenn Blackraven bestens informiert
war, warf die Tatsache, dass Melodys Bruder an der Sache beteiligt war, ein ganz anderes Licht auf die Ereignisse. Schon auf dem Weg zur Tür sagte er: »Du hältst mich über Somar auf dem Laufenden, wie gehabt. Gute Nacht, Papá Justicia.«
»Gute Nacht, Herr Roger.«
Sabas kniete hinter ein paar Büschen und wartete darauf, dass Blackraven das Haus von Papá Justicia verließ. Am liebsten hätte er ihn überfallen und ihm die Kehle durchgeschnitten, als Rache für die achtzig Peitschenhiebe auf seinen Rücken. Aber dazu fehlte ihm der Mut. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie Blackraven sich mit Leichtigkeit seiner drei Angreifer entledigt hatte. Das Gespräch zwischen Papá Justicia und Blackraven genügte Sabas, er würde schon seinen Vorteil daraus ziehen.
Als Blackraven bei seinem Haus ankam, fielen schon die ersten Regentropfen. Es war drei Uhr früh. Er schlief nie lange, und selten tief, doch diese Nacht war der Gedanke an ein paar Stunden Schlaf verlockend. Es war heiß, und so legte er im Gehen Jacke und Schleife ab, und als er seinem Zimmer ankam, trug er das Hemd schon in der Hand.
»Ich bin hocherfreut, dass du dich nicht schnell genug ausziehen kannst«, sagte Bela von seinem Bett aus. »Komm her, Geliebter.«
In finsteres Schweigen gehüllt, verließ Blackraven sein Schlafzimmer und ging mit großen Schritten zu dem Zimmer, in dem sich Melody befand. Er ging auf das Bett zu und schob den Tüll des Baldachins beiseite. Melody schlief ruhig, die linke Hand auf der Brust. Sie hatte den Ring nicht abgelegt, und das freute ihn. Er hätte sie zu gern geküsst, doch er wollte sie nicht aufwecken.
Auf dem Flur wartete Bela in einem durchsichtigen Negligé auf ihn.
»Warum hast du mich nicht gefragt, wie es Miss Melody geht?
Ich bin sofort nach meiner Ankunft zu ihrem Zimmer geeilt und habe mich vergewissert, dass sie wie ein Engel schläft.«
Blackraven zerrte sie in sein Schlafzimmer. Bevor er sprach, schob er den Riegel vor.
»Gib mir den Schlüssel zu diesem Haus!«
»Roger, Liebster … «
»Ohne meine Erlaubnis kommst du hier nicht mehr herein!«
»Es ist wegen dieses Mädchens, nicht? Wegen ihr hältst du mich auf Abstand.«
»Bela, du weißt, ich bin alles andere als geduldig. Gib mir den Schlüssel und zieh dich an!«
»Nein. Ich gehöre zu dir und habe das Recht hierherzukommen, so oft ich will.«
»Unsere Affäre ist beendet«, sagte Blackraven, und Bela sah ihn ungläubig an. »Ich darf mich nicht in Gefahr bringen. Früher oder später wird dein Mann herausfinden, was zwischen uns läuft, und das wird Folgen haben. Los, gib mir den Schlüssel und zieh dich an. Ich werde Somar wecken, damit er dich zurückbringt.«
»Nein! Ich will nicht gehen. Ich will bei dir sein.«
»Bela, bitte, das musst du doch verstehen. Wenn dein Mann erfährt, was zwischen uns läuft … «
»Vorher hat es dir auch nichts ausgemacht, dass ich verheiratet bin.«
»Es war ein Fehler, mich mit der Frau meines Geschäftspartners einzulassen. Ich möchte keine Probleme mit ihm bekommen.«
»Valdez e Inclán wird nicht ewig leben, Roger. Er ist alt und hinfällig. Es wird nicht mehr lange dauern, dann können wir heiraten und glücklich sein.« Blackraven sah sie alarmiert an.
»Willst du mich für dumm verkaufen? Glaubst du, ich merke nicht, dass du mich wegen Miss Melody verlässt? Valdez e Inclán ist dir völlig egal. Wegen ihr lässt du mich fallen.
Ich
bin deine
Frau und nicht diese ungebildete Sklavenretterin. Was kann sie dir schon geben? Sie hat keine Klasse, keinen Stil! Ich werde niemals zulassen, dass du mich wegen solch einer vulgären Person verlässt! Bevor ich dich mit ihr zusammen sehe, werde ich sie vernichten.«
Blackraven packte Bela und schüttelte sie heftig.
»Ich habe noch nie eine Frau geschlagen, Bernabela, aber jetzt bin ich versucht, es zu tun. Vergiss mich, das mit uns war ein Abenteuer. Ich liebe dich nicht und ich würde dich niemals heiraten. Und was Isaura angeht: Wag es ja nicht, ihr zu nahe zu kommen, oder du wirst mich kennenlernen!«
»Du wirst
mich
kennenlernen! Ich werde dir beweisen, dass deine sanfte Miss Melody nicht der Engel ist, der du
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