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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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anderen Gast. Sonst nichts.«
    Daran war eigentlich nichts Auffälliges. Doch Blackraven glaubte nicht an Zufälle. Louis war im
Tres Reyes
untergebracht, und das genügte, um ihn in Alarmbereitschaft zu versetzen. Er fragte sich, warum dieser Traver ausgerechnet jetzt zum Stammgast wurde, und dann noch zu der Uhrzeit, zu der sich Louis und Mariano Moreno immer trafen, um an der Übersetzung von Rousseaus Buch zu arbeiten.
    Er kam noch einmal auf die jakobinische Loge und das Pamphlet zurück. »Ich muss diese Franzosen loswerden. Die bringen alles durcheinander. Du wirst einen anonymen Brief an den Vizekönig schreiben, in dem du Andeutungen über die mutmaßlichen Aktivitäten der Franzosen machst. Du sagst ihm, wo sie sich treffen. Und dann werden wir sehen, was geschieht.«
    Er reichte dem Spion ein paar Münzen und ging in das Viertel am Fluss, wo die Schwarzen lebten. Es war ein finsterer Ort, doch er folgte einfach den Trampelpfaden. Da er nicht wusste, wo das Haus von Papá Justicia war, lief er ziellos herum, in der Hoffnung, er würde jemanden treffen, der es ihm sagen könnte. Die Stille machte das Viertel aus Lehmhütten mit dem unerträglichen Gestank noch unheimlicher.
    Plötzlich vernahm er ein leises Geräusch. War das ein Tier, oder womöglich ein Angreifer? Er ging weiter und versuchte auszumachen, woher das Geräusch gekommen war. Sekunden später stellte sich ihm ein bulliger Mann in den Weg. Blackraven spürte eine weitere Person in seinem Rücken. Er überlegte, welche Möglichkeiten er hatte, und blieb mitten auf der Straße stehen. Der Mann kam auf ihn zu. Hätte er nicht ein weißes Hemd getragen, wäre er von der Dunkelheit nicht zu unterscheiden gewesen. Er trug eine Stoßwaffe in der rechten Hand.
    »Los«, sagte er, »geben Sie mir alles, was Sie bei sich tragen.«
    »Sag mir, wo sich das Haus von Papá Justicia befindet«, sagte Blackraven, »und du kommst für heute mit dem Leben davon.«
    Er hörte Gelächter und schätzte, dass sich in der Dunkelheit noch mehr Männer befanden. Der andere kam weiter auf ihn zu. Blackraven wich zurück. Plötzlich war er von den drei Angreifern umzingelt, die mit ihren Messern herumfuchtelten, während der Anführer seine Forderung wiederholte.
    »Ich werde euch meine goldene Uhr geben«, sagte Blackraven und fasste in seine Jacke.
    Ohne sich umzudrehen, warf er das Messer, das er am Gürtel trug, direkt in die Brust eines der Diebe. Sogleich zog er das in seinem Stock verborgene Schwert und stach mit raschen Bewegungen auch die anderen beiden nieder. Einer, den er am Bauch verletzt hatte, verschwand taumelnd in der Dunkelheit. Der Anführer lag am Boden, Blackravens Stiefel auf der Kehle.
    »Sag mir, wo ich das Haus von Papá Justicia finde, und ich lasse dich leben«, herrschte er ihn an und drückte die Schwertspitze gegen die Wange des Angreifers.
    Stammelnd nannte ihm der Schwarze die Adresse. Blackraven steckte das Schwert ein und ging zu dem anderen, der am Boden lag. Er zog das Messer heraus und reinigte die Klinge mit seinem Hemd. Als er an dem Anführer vorbeiging, zeigte er auf dessen Kumpel und sagte: »Besser, du bringst ihn gleich zum
Heiler, sonst wird er verbluten.« Dann ging er weg, ohne sich umzudrehen.
    Das Haus von Papá Justicia war eines der wenigen, das aus Stein gemauert war. Er klopfte an die Tür und musste ein paar Minuten warten, bis er jemanden kommen hörte. Papá Justicia war äußerst überrascht, als er Blackraven sah, und trat sofort beiseite, um ihn hereinzulassen.
    »Herr Roger, was für eine Ehre. Ich dachte immer, wir würden nur über Somar kommunizieren.«
    Er deutete auf einen Stuhl und bot ihm etwas zu trinken an.
    »Ich bin nicht hier wegen des Sklavenaufstandes, sondern wegen etwas anderem.«
    »Sprechen Sie, Herr Roger.«
    »Was weißt du über Isaura Maguire?«
    »Ich habe doch schon alles gesagt, Herr Roger.«
    »Und was weißt du über ihren Bruder, Thomas Maguire?«
    »Ich kenne ihn. Er ist fahrender Händler, einer von denen, die ihr Lager am Fluss aufgeschlagen haben.«
    »Kennst du auch seinen Freund Pablo?« Papá Justicia nickte. »Was kannst du mir über die beiden sagen? Was führen sie im Schilde?«
    Papá Justicia überlegte, bevor er gestand: »Tommy und Pablo sind auch mit an der Revolte beteiligt, Herr Roger.«
    Blackraven sprang auf.
    »Was haben diese beiden Grünschnäbel bei einem Sklavenaufstand zu suchen?«
    »Tommy sagt, es sei nicht nur ein Sklavenaufstand. Er sagt, es gehe um die

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