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Demolition

Demolition

Titel: Demolition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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taumelte er auf die Hochstraße, schrak fahrig vor einem Auto zurück, das heranraste, prallte der Länge nach hin und entglitt unter einen Mantel aus Finsternis...
     
    ZERSTÖRE.
    VERNICHTE.
    TILGE AUS.
    ELIMINIERE.
    (MINERALOGIE, PETROLOGIE, GEOLOGIE, TOPOGRAFIE.)
    LÖSCHE AUS.
    (METEOROLOGIE, HYDROLOGIE, SEISMOLOGIE.)
    LÖSE AUF.
    (X² OY3 d: Raum/d: Zeit)
    LIQUIDIERE.
    DAS SUBJEKT WIRD
    »...wird was?«
    DAS SUBJEKT WIRD
    »...wird was? Was? WAS?«
     
    Eine Hand legte sich auf seinen Mund. Reich öffnete die Augen. Er befand sich in einem kleinen gekachelten Raum; der Ambulanz einer Polizeiwache. Er lag auf einem weißen Tisch. Ringsherum standen drei uniformierte Polizisten und andere Fremde. Sie alle schrieben bedächtig in Notizbücher, murmelten zueinander, traten nervös vom einen auf den anderen Fuß. Der Fremde nahm seine Hand von Reichs Mund und beugte sich über ihn. »Alles in Ordnung«, sagte er in beruhigendem Tonfall. »Keine Aufregung. Ich bin Arzt...«
    »Ein ESPer?«
    »Was?«
    »Sind Sie ein ESPer? Ich brauche einen ESPer. Ich benötige jemanden, der mir in den Kopf schaut und nachsieht, ob ich darin noch richtig bin. Mein Gott! Ich muß wissen, ob ich noch ganz richtig bin im Kopf. Das Honorar spielt keine Rolle. Ich...«
    »Was will er?« fragte ein Polizist.
    »Keine Ahnung. Einen Esper, sagte er.« Der Arzt wandte sich wieder an Reich. »Was meinen Sie damit? Sagen Sie's uns. Was ist ein Esper?«
    »Ein ESPer! Ein Hirn-Introvisor! Ein Gedankenleser! Ein...«
    Der Arzt lächelte. »Er macht sich einen kleinen Scherz mit uns. Das zeigt, daß er Mumm hat. Viele Patienten verhalten sich so. Nach Unfällen simulieren sie besonders gerne Kaltschnäuzigkeit. Man nennt das Galgenhumor...«
    »Hören Sie zu«, sagte Reich verzweifelt. »Lassen Sie mich aufstehen. Ich habe etwas zu sagen...« Man half ihm beim Aufstehen. »Mein Name ist Ben Reich«, erklärte er den Polizisten. »Ben Reich von der Monarch. Sie kennen mich. Ich möchte ein Geständnis ablegen. Ich möchte vor Hauptkommissar Lincoln Powell ein Geständnis machen. Bringen Sie mich zu Powell.«
    »Wer ist Powell?«
    »Und was wollen Sie gestehen?«
    »Den Mord an D'Courtney. Ich habe im vergangenen Monat Craye D'Courtney ermordet. In Maria Beaumonts Haus... Richten Sie das Powell aus. Ich habe D'Courtney ermordet.«
    Verblüfft sahen sich die Polizisten an. Einer von ihnen schlenderte in eine Ecke und nahm den Hörer eines altmodischen Telefons ab. »Hallo, Hauptmann? Ich habe hier einen ziemlich komischen Typ. Nennt sich Ben Reich von der Monarch. Wünscht vor einem Hauptkommissar Powell ein Geständnis abzulegen. Behauptet, er habe im vergangenen Monat einen gewissen Craye D'Courtney ermordet.« Nach kurzem Schweigen rief der Polizist Reich zu: »Wie schreibt man das?«
    »D'Courtney. Großes D, Apostroph, Großes C, dann O-U-R-T-N-E-Y.«
    Der Polizist buchstabierte und wartete. Nach einer weiteren Pause stieß er ein Brummen aus und hängte den Hörer auf. »Ein Beknackter«, sagte er und schob sein Notizbuch in die Tasche.
    »Hören Sie...«, begann Reich.
    »Ist er unverletzt?« erkundigte sich der Polizist beim Arzt, ohne Reich anzusehen.
    »Nur ein bißchen durchgeschüttelt. Aber keine Verletzungen.«
    »Hören Sie mir zu!« brüllte Reich.
    Der Polizist riß ihn auf die Füße und drängte ihn zur Tür der Polizeiwache. »Wir sind fertig mit Ihnen, Freundchen. Raus!«
    »Sie müssen mich anhören! Ich...«
    »Jetzt hören Sie mir mal zu, Freundchen. Bei der Polizei gibt's keinen Lincoln Powell. Es gibt keine Unterlagen über einen Mordfall D'Courtney. Und wir lassen uns von Ihresgleichen keinen Scheiß erzählen. Und jetzt... raus!« Und er warf Reich hinaus auf die Straße.
    Das Straßenpflaster war seltsam rissig. Reich wankte, vermochte das Gleichgewicht zu bewahren und stand reglos, benommen, verstoßen. Es war dunkler als zuvor... unendlich dunkler. Nur wenige Lampen der Straßenbeleuchtung brannten noch. Die Hochstraßen waren unsichtbar geworden. Die Jumper waren verschwunden. In der Skyline waren gewaltige Breschen entstanden. »Ich bin krank«, stöhnte Reich. »Ich bin krank. Ich brauche Hilfe...« Er begann die merkwürdig zerklüftete Straße hinabzuschlurfen, die Hände auf den Magen gepreßt. »Jumper«, rief er. »Jumper-Taxi, hierher! Gibt's denn nichts und niemanden in dieser gottverlassenen Stadt? Wo ist alles geblieben? Jumper!« Es gab nichts. »Ich bin krank... krank. Ich muß nach Hause. Ich bin krank.«

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