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Demolition

Demolition

Titel: Demolition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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zugleich schrecklich, Sir.«
    »Sie müssen alle recht zufriedene Menschen sein.«
    »Zufrieden?« Powell verharrte an der Tür und musterte Crabbe. »Wären Sie zufrieden, Herr Polizeipräsident, müßten Sie Ihr ganzes Leben in einem Krankenhaus zubringen?«
    »Einem Krankenhaus?«
    »Wir leben darin... Wir alle. In einer Psychiatrie. Ohne Ausweg... ohne Zuflucht. Seien Sie froh, daß Sie kein ESPer sind, Sir. Seien Sie froh, daß Sie von den Menschen immer nur das Äußere sehen. Seien Sie heilfroh, daß Sie niemals ihre Leidenschaften wahrnehmen, ihren Haß, ihre Eifersucht und ihren Neid, ihre Bosheit, ihre geheimen Scheußlichkeiten... Seien Sie froh, daß Sie nur selten vom furchtbaren wirklichen Innern der Menschen erfahren. Die Welt wird ein herrlicher Ort sein, sobald nur noch ESPer sie bewohnen und Harmonie herrscht... aber bis dahin seien Sie bloß froh, daß Sie telepathisch blind sind.« Er verließ das HQ, bestieg einen Münz-Jumper und sauste nordwärts zur Kingston-Klinik. Er saß mit dem Päckchen auf den Knien in der Kabine und blickte hinab auf das herrliche Hudson-Tal, pfiff leicht falsch eine kümmerliche Melodie. Einmal grinste er. »Hoho«, murmelte er, »das war vielleicht eine wilde Geschichte, die ich Crabbe aufgeschwatzt habe! Aber ich mußte unser verbessertes Verhältnis festigen. Von nun an wird er mit ESPern Mitleid haben... und folglich freundlicher zu ihnen sein.«
    Die Kingston-Klinik kam in Sicht... ein ausgedehntes Gebiet von wunderschöner landschaftlicher Beschaffenheit. Solarien, Teiche, Rasenflächen, Sportplätze, Wohnbauten, Klinikgebäude... alles in vornehmer neoklassischer Architektur. Als der Jumper abwärts schwebte, konnte Powell die Gestalten von Patienten und Pflegern erkennen... alle gebräunt, lebensfroh, unter Gelächter mit Spielen beschäftigt. Er dachte an die umsichtigen Maßnahmen, zu denen der Klinik-Verwaltungsrat gezwungen war, um dagegen vorzubeugen, daß aus dem Kingston ein zweites Spaceland wurde; schon seit langem versuchten bei weitem zu viele Mode-Hypochonder Einlaß zu erhalten. Powell erkundigte sich in der Besucheranmeldung nach Barbara D'Courtneys Aufenthalt und wanderte dann hinaus aufs Krankenhausgelände. Zwar war er noch schwach, aber am liebsten wäre er über Hecken gesprungen, hätte an Wettläufen teilgenommen, Torhüter gespielt. Nach sieben Tagen völliger Erschöpfung war er mit allen seinen Gedanken bei einer Frage erwacht -einer Frage, die es Barbara D'Courtney zu stellen galt. Er fühlte sich gewaltig aufgemöbelt.
    Sie erblickten einander im selben Moment. Über ein breites Rasenstück hinweg, das gesäumt war von Terrassen aus Feldstein sowie auf der anderen Seite von prachtvollen Gärten. Sie eilte herüber und winkte; er lief ihr entgegen. Doch als sie sich einander näherten, befiel beide plötzlich Schüchternheit. Auf ein paar Schritte Abstand blieben sie stehen, wagten sich nicht anzuschauen. »Hallo.«
    »Hallo, Barbara.«
    »Ich... Wir wollen in den Schatten gehen, ja?« Sie wandten sich zum Gemäuer der Terrassenanlage. Powell beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Sie war wieder mitten im Leben... so lebendig, wie er sie noch nie gesehen hatte. Und ihre spitzbübische Miene -dieser Gesichtsausdruck, von dem er angenommen hatte, er resultiere nur aus einer bestimmten Phase ihrer Déjà-Éprouvé-Therapie, war unverändert vorhanden. Sie wirkte in unaufdringlicher Weise mutwillig, auf faszinierende Art hochmütig. Aber sie war erwachsen. Er kannte sie nicht. »Heute abend werde ich entlassen«, sagte Barbara.
    »Ich weiß.«
    »Ich bin Ihnen schrecklich dankbar für all das, was Sie für mich...«
    »Bitte sagen Sie doch nicht so etwas.«
    »Für mich getan haben «, beendete Barbara unbeirrt den Satz. Sie nahmen beide auf einer steinernen Bank Platz. Sie betrachtete ihn mit ernstem Blick. »Ich wollte, ich könnte Ihnen sagen, wie dankbar ich Ihnen bin.«
    »Ich bitte Sie, Barbara! Sie bringen mich ja außer Fassung.«
    »Wahrhaftig?«
    »Ich kannte Sie doch so gut, als Sie... na, als Sie ein Kind waren. Und nun...«
    »Nun bin ich wieder erwachsen.«
    »Ja.«
    »Sie müssen mich besser kennenlernen.« Sie lächelte anmutig. »Sagen wir... morgen um fünf Uhr beim Tee?«
    »Um fünf...«
    »Ganz zwanglos. Keine festliche Garderobe.«
    »Hören Sie«, sagte Powell verzweifelt. »Ich habe Ihnen mehr als einmal beim Ankleiden geholfen. Und beim Kämmen. Und beim Zähneputzen.« Sie winkte fahrig ab. »Ihre Tischsitten ließen

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