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Demolition

Demolition

Titel: Demolition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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du mich gebrauchen kannst, Lincoln.«
    »]eder Gastgeber braucht an seiner Seite eine Gastgeberin. Mary, was soll ich als Appetithäppchen machen...?«
    »Dafür habe ich gerade erst ein brandneues Rezept ersonnen. Ich erledige das für dich. Gebackenes Chutney &.«
    »&?«
    »Das hat eine durchschlagende Wirkung, mein Lieber.« Sie betrat die Küche, äußerlich ein Mädchen von geringer Körpergröße, aber großräumig und turmhoch in ihren Gedanken; äußerlich von dunkler Erscheinung, aber in ihrem Innern weiß wie Frost. Fast eine Nonne in Weiß, trotz des herben, rassigen Äußeren; das Wirkliche war ihr Geist. Man ist, was man denkt. »Ich wünschte, ich könnte mich neubedenken, Liebling. Meine Psyche anders bestimmen.«
    »Du möchtest anders sein (Laß dich küssen, wie du bist!), Mary?«
    »Könnte ich's nur! (Nie küßt du mich richtig, Lincoln.) Ich bin es leid, jedesmal wahrzunehmen, wie du Minze wahrnimmst, wenn wir uns sehen.«
    »Das nächste Mal füge ich Brandy und Eis hinzu. Gut geschüttelt. Voilà! Cocktail á la Mary!«
    »Denk daran. Und SCHNEE bin ich auch satt.«
    »Warum soll ich auf den Schnee verzichten? Ich mag Schnee.«
    »Aber ich liebe dich.«
    »Und ich liebe dich, Mary.«
    »Danke, Lincoln.« Aber er sagte es. Immer sprach er es aus. Er dachte es nie. Hastig wandte sie sich ab. Ihre unterdrückten Tränen glichen für ihn einer geistigen Verbrühung.
    »Schmerzt es wieder, Mary?«
    »Nicht wieder. Immer. Immer.« Die tieferen Schichten ihres Geistes schrien in verzweifelter Not. »Ich liebe dich, Lincoln. Ich liebe dich. Du bist meine Vatergestalt: Inbegriff der Sicherheit, der Wärme, von Herzlichkeit und Schutz. Weise mich nicht immer ab... nicht immerfort... auf ewig...«
    »Hör zu, Mary...«
    »Bitte sprich nicht, Lincoln. Nicht mit Worten. Ich kann es nicht ertragen, daß Worte uns trennen.«
    »Du bist meine Freundin, Mary. Immer. In jedem Mißgeschick. In jeder Freude.«
    »Aber nicht in der Liebe.«
    »Nein, mein Liebes. Nimm es doch nicht so schwer. Nicht in der Liebe.«
    »Ich bringe, wenn nur der Himmel Erbarmen mit mir hat, genug Liebe für uns beide auf.«
    »Eine Liebe, auch wenn der Himmel mit uns Erbarmen hat, ist nie genug für zwei Menschen, Mary.«
    »Bevor du vierzig bist, Lincoln, mußt du eine ESPer heiraten. Der Verband besteht darauf. Das weißt du doch selbst.«
    »Ich weiß es.«
    »Dann gewähre unserer Freundschaft ein Vorrecht, Lincoln. Heirate mich. Schenk mir ein Jahr, mehr nicht. Nur ein kurzes Jahr, um dich zu lieben. Danach werde ich dich freigeben. Ich will mich nicht an dich hängen. Ich will ja nicht, daß du Abneigung gegen mich entwickelst. Liebster, es ist so wenig, worum ich dich bitte... meine Bitte ist so leicht zu erfüllen...«
    Die Türglocke läutete. Powell sah Mary ratlos an. »Gäste«, sagte er leise und sendete in Cis »Öffnen!« zum TW-Sensor. Doch Mary sendete gleichzeitig um eine Quinte höher die Anweisung zum Schließen. Die harmonisierten Telepathie-Wellen verschmolzen, und die Haustür blieb geschlossen.
    »Erst gib mir eine Antwort, Lincoln.«
    »Ich kann dir die Antwort, die du dir wünschst, nicht erteilen, Mary.« Die Türglocke läutete erneut. Festen Griffs nahm er sie bei den Schultern, zog sie näher und blickte ihr tief in die Augen. »Du bist eine Zweitgradige. Schau mir in den Geist, so tief du kannst. Was siehst du darin? Was erkennst du in meinem Herzen? Was ist die Antwort?«
    Er hob alle geistigen Schranken auf. Wie mit dem Grollen eines unterirdischen Stroms ergossen sich die Tiefen seiner Gedankenwelt mit der Übermächtigkeit eines Wasserfalls in warmer, furchtbar eindrucksvoller Flut über sie... fürchterlich, aber dennoch voller Anziehungskraft und begehrenswert. Doch... »Schnee«, sagte sie mit matter Stimme. »Minze. Tulpen. Taft.« »Hol deine Gäste, Lincoln Powell. Ich bereite die Appetithäppchen vor. Zu mehr bin ich nicht gut.«
    Er gab ihr einen Kuß, strebte ins Wohnzimmer und öffnete unterwegs die Haustür. Sofort durchfunkelte ein wahrer Springquell von geistiger Brillanz das Haus, gefolgt von den Gästen.
    Die ESPer-Party begann.
     

     
    »@kins! Chervil! Tate! Reißt euch doch zusammen. Seht euch bloß einmal das Gedankenmuster (?) an, das wir gewoben haben...« Das TW-Geplapper hörte auf. Die Gäste lauschten einen Moment lang in ihre Gedankenwelt hinein, dann brachen sie in Gelächter aus.
    »Das erinnert mich an meine Zeit im Kindergarten. Ich bitte um ein wenig Rücksichtnahme

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