Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
gewisse Art hatte er recht. Aber was er beschrieb, waren die Pflichten eines Memitims nach der Aszension. Jetzt war sie an die Erde gebunden und kaum mehr als ein himmlischer Bodyguard. Sie starrte Kynan direkt in die Augen. »Dürfte ich dich unter vier Augen sprechen?«
»Nein.« Kynan machte eine Geste, die all die Dämonen umfasste, die ihn umgaben. »Dies sind meine Freunde und meine Familie, und sie wissen alles über mich.«
Oh, das war so was von nicht gut. Kynan war nicht nur ein Ältester und stand damit an der Spitze der Wächter: Als gezeichneter Hüter befand er sich außerdem im Besitz von etwas dermaßen Kostbarem, das für das Überleben der menschlichen Rasse von äußerster Wichtigkeit war. Er war von Engeln mit Unsterblichkeit gesegnet worden, um diesen Gegenstand zu beschützen; einen Gegenstand, den Dämonen gegen die Menschheit einsetzen könnten, um sie zu versklaven, zu zerstören oder Schlimmeres.
»Es gibt Dinge, die ich in der Gegenwart von Dämonen nicht besprechen kann.«
»Diese Dämonen haben mich zu dem gemacht, was ich bin. Ich bin sogar mit einer von ihnen verheiratet. Find dich also damit ab.«
Der Sanitäter klopfte mit den Knöcheln auf ihre Ketten. »Ist ja nicht so, als ob du eine Wahl hättest.«
Sie starrte ihn finster an. »Wie heißt du?«
»Shade.«
»Nun, Shade, ich habe möglicherweise keine Wahl, aber ihr genauso wenig. Kynan befindet sich in großer Gefahr, und solltet ihr mich nicht freilassen, könnte er sterben.«
Kynans zweifelnder Blick machte deutlich, was er von ihren Worten hielt. »Wer ist hinter mir her? Ein gefallener Engel? Wie du gesehen hast, bin ich vorbereitet.«
»Kein gefallener Engel. Der Dämon, den ihr Lore nennt.«
Eidolon zog eine Braue hoch. »Das ist unmöglich.«
»Das hätte ich auch gedacht, aber ich wäre nicht zu Kynan gerufen worden, wenn er sich nicht wahrhaftig in Gefahr befunden hätte.«
Die Anwesenden wechselten vielsagende Blicke, bis Kynan schließlich die Ketten aus den Halterungen im Fußboden löste. »Es gibt nur einen Weg, die Wahrheit herauszufinden.«
»Reaver?«, fragte Shade.
»Jepp.«
Ohne viel Federlesens zerrten sie sie durch die auseinandergleitenden Türen der Notaufnahme auf einen unterirdischen Parkplatz hinaus. Die Bracken-Ketten fesselten nach wie vor ihre Hände, sodass sie sich nicht davonblitzen konnte. Nicht, dass sie das vorgehabt hätte. Sie musste Kynan dazu bringen, den Ernst seiner Lage zu begreifen. Aber warum waren sie auf dem Parkplatz?
»Es gibt einen Zauber, der verhindert, dass man das Krankenhaus auf anderem Weg als durch das Höllentor und den Parkplatz betritt oder verlässt«, erklärte Eidolon, der offenbar ahnte, was sie hatte fragen wollen. »Da Reaper die Höllentore nicht mehr benutzen kann, muss er sich an einem nicht beschützten Ort materialisieren.«
Kynan stand am Heck eines schwarzen Krankenwagens mitten auf dem Parkplatz und schrie nach Reaver.
»Wer ist Reaver?«, fragte sie.
»Ein Engel.«
Ein Engel? Sicherlich meinte er, ein gefallener Engel …
Grelles Licht erleuchtete den Parkplatz. Idess zuckte zusammen und hielt sich schützend die Hand vor die Augen, bis es wieder verging. Und da stand direkt vor Kynan ein wunderschöner männlicher Engel, das goldene Haar wehte in normalerweise gar nicht zu erreichender Perfektion um seine breiten Schultern. Seine Kleidung war modern, elegant und leger zugleich: eine schwarze Hose und ein dunkelblaues Hemd, das zu seinen Augen passte. Und auf gar keinen Fall war dies ein gefallener Engel.
Idess starrte ihn an wie der letzte Trottel. Da sich wahre, vollkommene Engel normalerweise nur im Himmel aufhielten, hatte sie erst sehr wenige zu Gesicht bekommen, und die auch nur kurz und aus einiger Entfernung.
»Hey Mann«, sagte Kynan mit einem Lächeln. »Gut, dich zu sehen.«
Reaver schob die Hände in die Taschen und musterte die Anwesenden kurz, wobei sein Blick eine Sekunde länger an Idess hängen blieb. »Ich wünschte, ich könnte dasselbe sagen«, erwiderte er schroff, auch wenn die kaum merklich verzogenen Mundwinkel verrieten, dass er nicht wirklich verärgert darüber war, dass man ihn gerufen hatte. »Es ist für mich nicht wirklich cool, mit Dämonen in einem Dämonenkrankenhaus rumzuhängen.«
»Aber natürlich«, sagte Wraith gedehnt. »Jetzt, wo du wieder ein richtiger Engel bist, bist du zu gut für uns, was?«
Reaver schien kurz zu überlegen. Dann nickte er. »So ungefähr.«
Wraith schnaubte, wobei
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