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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Formulierungen verwendet.
     Er spricht von Männern, die so arrogant sind, dass sie glauben, Gottes Plan zu verstehen. Fällt Ihnen dazu irgendjemand ein?«
    »Die Ältesten«, antwortete ich. »Sie meinen also, er wollte sie im US-weiten Radio stolze Lügner nennen?«
    Iris nickte und drückte auf Play.
    »Diese Männer sagen uns die Dinge, die wir gerne hören wollen. Ich weiß, dass Sie alle sehnsüchtig auf die Wiederkunft unseres
     Herrn warten. So geht es auch mir. Meine Tage sind von der Vorfreude auf Seine Gnade erfüllt. Wir glauben, wenn wir den Tag
     und die Stunde kennen, könnten wir uns darauf vorbereiten, um ihm so rein wie möglich zu begegnen. Liebe Brüder und Schwestern,
     dies ist unmöglich. Denn der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb in der Nacht und all unsere großartigen Vorbereitungen
     auf Seine Wiederkunft werden umsonst sein. Wir müssen so leben, als brächte jeder Tag die Ankunft des Königreichs Gottes.
     Wir haben keinen Einfluss auf die Stunde, in der wir mit den Lebenden und den Toten zur Rechenschaft gezogen werden, sondern
     nur auf das, was unter unseren Namen im Buch des Lebens stehen wird. Habe ich den Armen gegeben? Habe ich meine Begierden
     bezähmt? Habe ich den Namen meines Erlösers gepriesen und Sein Wort verbreitet? Das sind die Fragen, die wir im Sinn tragen
     müssen.«
    »Er wollte sich endlich offen zu seiner Meinung bekennen«, sagte Iris. »Dies hier ist eine öffentliche Anprangerung des Projekts
     Heiliges Land.«
    »Wirklich?«
    »Warum sollte man den Tempel wieder aufbauen, wenn ›allunsere großartigen Vorbereitungen auf Seine Wiederkunft‹ umsonst sein werden? Er fordert uns auf, uns auf unsere eigenen Seelen
     zu konzentrieren und nicht auf die gefallene Welt. Das ist die einzige Möglichkeit, sich auf die Wiederkunft Christi vorzubreiten.«
    »Wer hätte begriffen, wovon Bruder Isaiah sprach?«
    »Nicht viele durchschnittliche Zuhörer«, sagte Iris, »aber jeder mit einer guten theologischen Bildung hätte zwischen den
     Zeilen lesen können.« Das bedeutete, dass jede wichtige Person im
Kreuzzug
Bescheid gewusst hätte, worum es Bruder Isaiah ging. Hätte er diese Predigt gehalten, hätte die ganze Organisation sich gegen
     die Idee gekehrt, den Tempel wieder aufzubauen. Selbst nach Bruder Isaiahs Tod wäre es Pyke schwergefallen, die normalen Mitglieder
     von etwas anderem zu überzeugen. Kein Wunder, dass White nicht gezögert hatte, mir die Predigt zu geben. Sie hätte den
Kreuzzug
zerstört oder zumindest alle Chancen der Organisation vernichtet, mit Whites Komitee für Kinderschutz zu rivalisieren.
    Das war mehr oder weniger das, wonach ich gesucht hatte. »Thorpe hat Isaiah nicht getötet.«
    »Ich weiß, dass Thorpe darin verwickelt ist.«
    »Haben Sie heute irgendwelche Beweise gefunden oder beruht diese Überzeugung immer noch nur auf Ihrem Gefühl?«
    »Haben Sie nie Ahnungen?«
    »Doch, sicher, und manche von ihnen erweisen sich als falsch. Wir haben nichts Konkretes gegen Thorpe in der Hand, und das
     Motiv ist ein bisschen aus der Luft gegriffen.«
    Sie aß eine Weile, statt zu antworten. »Sie klingen so, als hätten Sie jemand anderen im Verdacht.«
    »Das stimmt. Er heißt Pyke.«
    »Der Mann, von dem Sie mir vorhin erzählt haben?«
    Ich nickte.
    »Ich weiß, dass Sie liebend gerne dem
Kreuzzug
die Schuld geben würden   …«
    »Lassen Sie mich das erklären«, sagte ich. Ich erzählte ihr von Ernest und George und dem, was Pyke George gesagt hatte, bevor
     er ihn durchlöcherte. Der letzte Teil meines Berichts ließ sie schwanken. »Die Predigt erklärt alles.«
    »Sind Sie sich sicher?«
    »Ziemlich.« Wenn Iris mit der Predigt Recht hatte, dann war das das Motiv. Pyke kannte Bruder Isaiahs Reiseroute und hatte
     so massenhaft Gelegenheiten. Nur die Mordmethode bereitete mir Kopfzerbrechen. Ein Mann, der seinen Tod durch einen Scharfschützen
     hatte empfangen sollen, war erwürgt auf einem Hotelbett gelandet. Doch die Predigt löste auch diesen Widerspruch auf. Falls
     Pyke von ihr erfahren hatte, war er vielleicht in Panik geraten und hatte die Sache eigenhändig erledigt.
    »Ziemlich? Mehr nicht?«
    »Menschen haben schon wegen viel weniger die Giftspritze bekommen«, sagte ich. »Ich habe eine Idee. Sie wird Ihnen nicht gefallen,
     aber eine bessere Chance, Pyke dranzukriegen, haben wir nicht.«
    Sie erwiderte nichts.
    »Ein aufgezeichnetes Gespräch und ein Verdacht reichen nicht, um einen Mann wie Pyke anzugreifen. White

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