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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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waren vier, ohne die Schützen, den Helden und die Frau mit dem T-Shirt zu zählen. Ein Opfer konnte kaum älter als zwölf Jahre sein. Der Tisch schwelte noch immer und versuchte, sich mit dickem,
     schmutzigem Qualm vor den Sprinklern zu verstecken. Kein Fenster, keine Flasche und kein Glas waren mehr ganz. Alles war still.
    Iris beugte sich vor und küsste mich auf die Wange. »Dan ke «, flüsterte sie und trat mit unsicheren Schritten aus der Küchentür. In der Ferne heulten bereits die Polizeisirenen. Ich
     legte meine Pistole weg, kniete mich hin und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.

Freitag
    Alle Verhörräume waren gleich. Im Licht der Leuchtstoffröhren sah man halb tot aus, bevor auch nur die erste Frage gestellt
     worden war. Wie viele Stunden auch immer man auf einem der Stahlstühle saß, die um einen Stahltisch herumstanden, es war unmöglich,
     es sich bequem zu machen. Die einseitig verspiegelte Fensterscheibe machte einen nervös, weil man sich ständig fragte, ob
     sich auf der anderen Seite jemand Notizen machte. Ich summte ohne Melodie vor mich hin und scharrte mit den Füßen über den
     schmutzigen Linoleumboden. Es war schwierig, sich vier Stunden lang nicht zu langweilen, wenn man die ganze Zeit nichts anderes
     anschauen konnte als sein eigenes abgezehrtes Gesicht.
    Ein Detective namens Park, der etwa so alt war wie ich, hatte nach der Schießerei eine fruchtlose Stunde damit zugebracht,
     mich zu befragen. Ich hatte ihm gesagt, dass ich den Mann nie zuvor gesehen hatte und nicht wusste, warum er das Feuer eröffnet
     hatte. Danach hatte ich einen Anwalt verlangt, eher als Hinhaltetaktik denn als juristische Strategie. Das Büro des Pflichtverteidigers
     war so überlaufen, dass es Stunden dauern würde, bis man mir jemanden schickte. Bis dahin war ich eigentlich durch die Verfassung
     geschützt, aber das hatte Park nicht daran gehindert, weiter sein Glück zu versuchen. Ich schwieg. Park gab auf und ließ mich
     allein dort sitzen.
    Die Schützen mussten Pykes Leute gewesen sein. Nachdem George tot war und Ernest wahrscheinlich sein anonymes Grab teilte,
     war ich ein weiteres ungelöstes Problem. Ich hatteerwartet, dass Pyke mich wieder aufs Korn nehmen würde, aber ich war überrascht, wie unverfroren er vorgegangen war. Eine
     Schießerei mitten in New York war etwas, das bis zum Amtssitz des Gouverneurs hinauf Ängste auslöste. Auf dem Weg durch die
     Polizeiwache hatte ich viele Angehörige von Spezialeinheiten und Polizisten aus anderen Revieren gesehen. Parks Lieutenant
     war wahrscheinlich von seinen Vorgesetzten per Telefon unter Druck gesetzt worden, solange ich hier herumsaß. Es war mir ein
     Rätsel, dass mich noch niemand Ranghöheres besucht hatte.
    Die Tür ging auf. White kam herein, in Begleitung einer Frau in Zivil, die ich nicht kannte. »Das ist alles, Lieutenant«,
     sagte White, ohne sie anzusehen.
    Sie war in den Vierzigern, sah aber älter aus. Sie hatte nicht mehr das Problem, dass politische Amtsträger Sprüche über Kinder
     klopften, näherte sich aber nun dem perfekten Alter, um in den Vorruhestand gedrängt zu werden. Sie würden ihr das Leben schwer
     machen, bis sie ging, und ein Mann wie White konnte ein mächtiger Verbündeter sein.
    »Sie haben sich ganz schön Zeit gelassen.«
    »Warum haben Sie mich nicht angerufen?«, fragte White.
    »Sie haben mir versprochen, mich in einem Loch verschwinden zu lassen, wenn ich mit Ihrem Namen um mich werfe.« Hätte ich
     White angerufen, hätte er mich für immer in seiner Gewalt. Auch wenn die Bezahlung beschissen war, zog ich es vor, unabhängig
     zu bleiben.
    »Sie haben denen nichts erzählt?«
    »Der Polizeibericht liegt vor Ihnen. Schauen Sie selbst.«
    White setzte sich mir gegenüber und blätterte den Bericht durch. Ich wartete.
    White piff durch die Zähne. »Die haben ja eine ganz schöne Feuerkraft gegen Sie eingesetzt. Haben Sie eine Ahnung, wer das
     war?«
    »Sie waren mir völlig unbekannt. Was steht in der Akte?«
    »Mike ›Ike‹ Lane und DeShawn ›O‹ Williams. Beide stammten aus Los Angeles. Läuten da bei Ihnen irgendwelche Glocken?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er las weiter in der Akte und runzelte die Stirn. »Beide Männer hatten schon seit einiger Zeit den dunklen Weg eingeschlagen.«
    White drehte die Akte zu mir. Die beiden hatten ein buchstäblich armlanges Vorstrafenregister und waren auf Überfall und bewaffneten
     Raub spezialisiert. Man verdächtigte sie in mehreren

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