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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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übertönt.
    Die Männer gingen hinter ihrem Tisch in Deckung. Ich gab ein oder zwei Schuss ab, damit sie die Köpfe unten hielten, während
     ich nach einem Ausweg suchte. Sie blockierten den Vordereingang, und so versuchten die Gäste entweder, in Panik zur Küchentür
     hinauszukommen, oder versteckten sich unter ihren Tischen und beteten. Wenn wir nicht fliehen konnten, mussten Iris und ich
     eine bessere Position finden. Holz und eine dünne Chromschicht waren als Schutz vor schnell fliegendem Blei nicht viel wert.
    Nach dem in New York herrschenden Durchschnitt sollte etwa jeder Zehnte der Gäste bewaffnet sein. Die meisten waren klug genug,
     ihre Waffen nicht zu ziehen, aber in jeder Menschenmenge gab es einen, der entweder ein Held oder ein Idiot war, je nachdem,
     wie es ausging. Diesmal war es ein dickbäuchiger Mann an einem der Tische. Er zog einen Magnum Revolver, der so groß war wie
     sein Kopf, und wurde mein Freund fürs Leben, als er auf die beiden Schützen schoss. Er traf zwar nicht, doch das zwang die
     beiden, auf ihn zu schießen statt auf uns.
    Ich nutzte die Ablenkung, um den Dessertwagen zur Theke zu rollen. Der Blonde bemerkte es und durchlöcherte eine Handbreit
     vor meinem Gesicht alle Kuchen mit grobem Schrot. Ich schützte mein Gesicht in der Ellenbeuge vor den herumfliegenden Scherben,
     streckte die Waffe in die Richtung der beiden und feuerte blind. Damit schaffte ich es bis zur Theke. Ich hechtete darüber
     und ging in Deckung. Der Mann mit der Uzi zerschoss die dort ausgestellten Flaschen und verletzte die Wanduhr hinter mir tödlich.
    Ich konnte nichts sehen und alles, was ich hörte, waren Schreie und Gewehrschüsse, verbunden mit dem Geräusch ausgeworfener
     Patronenhülsen, die auf den Parkettfußboden fielen. Ich spähte über den Rand der Theke und sah eine unförmige, etwa vierzigjährige
     Frau in einem Florida- T-Shirt , die mit einer kleinen, rosa Pistole auf alles schoss, was sich bewegte. Der Geruch des Schießpulvers und die Erschütterung
     durch die Schüsse hatten ein Rädchen in ihrem Kopf zerbrechen lassen. Der Mann, der uns zuvor zu Hilfe gekommen war, lag in
     einer Lache seines eigenen Blutes auf dem Tisch.
    Die Schrotflinte zerfetzte den Pistolenarm der Frau und nahm auch einen Teil ihres Oberkörpers mit. Ich verpasste dem Blonden
     eine Kugel in die Schulter, was reichte, damit er hinter einem anderen Tisch Schutz suchte. Obwohl der Tisch vor Iris zerlegt
     wurde, schoss sie immer noch auf beide Angreifer. Der Mann mit der Uzi kam seinem Partner zu Hilfe und riss noch ein paar
     Stücke aus der Theke.
    Im Schrank standen einige Flaschen Hochprozentiges, die noch nicht zerschossen worden waren. Ich nahm eine Flasche Wodka und
     ein Spültuch, das schon von Alkohol durchtränkt war und voller Glasscherben steckte. Inzwischen schossen nur noch zwei Gewehre.
     Iris hatte keine Munition mehr oder war tot. Beide Männer feuerten nun auf die Theke. Das schöne, dicke Eichenholz, das ich
     immer bewundert hatte, rettete mir nun das Leben. Ich zündete meinen Cocktail an und warf ihn über die Kante.
    Ich hörte das ermutigende Geräusch von Schreien. Flammen züngelten an dem Mann mit der Schrotflinte hoch. Ich führte zu Ende,
     was ich begonnen hatte, und schoss ihm eine Kugel in den Kopf. Sein Partner rannte von dem Freudenfeuer weg, das einmal ihr
     Tisch gewesen war. Sein Gewehrarm schwenkte in meine Richtung. Ich verpasste ihm drei Schüssein den Rücken. Er krachte in vollem Lauf gegen einen Tisch, riss ihn mit seinem Gewicht um und lag dann ganz still da.
    Durch den Qualm des brennenden Wodkas und der rauchenden Waffen rief ich nach Iris. Sie krabbelte auf mich zu. Sie hatte nur
     ein paar Schnitte und Prellungen abbekommen, ihr Haar war reizend zerzaust. »Sind wir noch am Leben?«, fragte sie.
    »Ich habe große Schmerzen, also denke ich ja.«
    »Wer waren diese Männer?«
    »Ich weiß es nicht, aber das spielt im Moment auch keine Rolle. Du musst weglaufen. Bald trifft die Polizei hier ein.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Das Personal kennt mich; die Polizei holt mich so oder so. Nach meiner Verhaftung wird jemand es White erzählen. Du willst
     doch bestimmt nicht festgenommen werden.«
    Die Sprinkleranlage sprang an. Iris starrte mich an – schwarze Mascaratränen rannen ihr übers Gesicht und sammelten sich unter
     ihrem Kinn – sie weilte noch immer nicht wieder ganz unter den Lebenden. Sie schaute auf die Leichen, die um sie herumlagen.
     Es

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