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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Konfessionsgrenzen. Ein zynischerer Mensch hätte glauben können,
     dass das Absicht war. Die Unterstützung war immer mit dem Firnis der Legitimität versehen, unter Verwendung vager Begriffe
     wie Stadterneuerung, Lebensberatung oder Familienplanung. Das Geld, mit dem sie diese Party finanzierten, war vermutlich für
     außergemeindliche Arbeit vergeben worden.
    Die Spielzeugsoldaten waren die zweite Gruppe, der es seit Houston gut ging. Die meisten Trupps beschränkten sich darauf,
     ihre Mitglieder an den Wochenenden Uniformen anziehenund herumparadieren zu lassen. Die wenigen, die Regierungsgeld bekamen, waren zahm. Sie organisierten zivilschutzartige Projekte
     wie zum Beispiel das Aufstellen von Wachen vor Chemiefabriken oder Bürgerinformationsveranstaltungen darüber, wie viel Klebeband
     man für den Fall eines Atomangriffs vorrätig halten sollte. Andere Milizen waren so extrem, dass die Regierung nicht dabei
     gesehen werden wollte, dass sie sie direkt unterstützte. Sie schlossen sich christlichen Gruppen an, die sie mit Steuerdollars
     dafür bezahlten, dass sie die Herde gegen im Gebüsch lauernde Satanisten verteidigten.
    »Die sehen nicht so aus, als ob sie von hier kämen.«
    »Aus dem ganzen Land sind Gruppen eingeflogen«, erklärte Kröte. »Ich habe es in einer ausländischen Nachrichtensendung gesehen.«
    »Hat man auch gesagt, warum?«
    »Nein, dazu äußert sich keiner. Es gab Bilder von jeder Menge landender Jumbo-Jets und von Bussen, die vor dem John-F.-Kennedy-Airport
     standen. Es müssen Hunderte von Menschen gewesen sein, vielleicht Tausende.«
    Eine Reihe junger Männer mit großen Schubkarren voller Bücher und Zeitschriften ging an uns vorbei zum Brunnen.
    »Da haben wir ja echte Spitzenliteratur«, sagte Kröte und reckte sich, um eine bessere Sicht auf den Inhalt der Schubkarren
     zu bekommen. Lachfältchen gruben sich in die orangefarbene Haut um seine Augen.
    Die Männer blickten ihn finster an und schoben weiter.
    »Was für ein Verlust für die Zivilisation.«
    Es waren nicht nur schmuddelige Bildchen. Es waren Romane, die als unpatriotisch eingestuft wurden, wissenschaftliche Lehrbücher,
     die zu exakt waren, und Geschichten von jungen Zauberern oder von Geistern und allem anderen Übernatürlichen, das nicht von
     Gott sanktioniert war. Als alleSchubkarren geleert waren, wurde der Berg mit Benzin übergossen.
    »Haben Sie keine Angst, hier Geschäfte zu machen, solange die da sind?«
    »Nö. Jeder in dieser Menge kauft bei jemandem wie mir oder ist mit jemandem verwandt, der es tut.«
    Die Art, wie Kröte sich anzog, machte es leichter für seine Kunden. Falls sie jemals Straßendrogen gekauft hatten, war das
     in einer fernen Vergangenheit gewesen, die sie inzwischen gründlich verdrängt hatten. Jetzt waren sie gottesfürchtige Menschen
     mit frommen Aufklebern auf ihren Minivans und gaben ihre Stimme gerne Politikern, die versprachen, hart gegen die Kriminalität
     vorzugehen. Sie waren nicht wie dieser Abschaum, der sich in dunklen Ecken herumtrieb, um Heroin zu kaufen. Stattdessen waren
     es Medikamente gegen Bluthochdruck, Herzkrankheiten und Arthritis, die illegal von Generika-Produzenten in Übersee importiert
     worden waren. Selbst mit einem kräftigen Aufschlag konnte Kröte die Tabletten für ein Drittel dessen verkaufen, was die Pharmafirmen
     dafür verlangten, und den Aufpreis konnte er damit rechtfertigen, dass das Gesetz zwischen ihm und einem Crack-Dealer keinen
     Unterschied machte.
    »Brauchen Sie etwas?«
    »Die Roten.« Ich brauchte auch Delectra und Evalacet, konnte mir aber nicht alle drei leisten. Die Roten waren das eine Medikament,
     ohne das ich nicht leben konnte.
    Kröte seufzte. Das hatte ich noch nie von ihm gehört und es machte mir Sorgen. »Ich habe nichts für Sie.«
    »Sie haben doch immer etwas, Kröte.«
    »Gestern Nacht sind ein paar Jungs aus Jersey mit einem Lieferwagen kollidiert, der auf dem Weg in die City war.«
    »Dann ist jetzt also ein Lieferwagen kaputt.«
    »Es war die ganze Ladung Rote darin, unter anderem. DieRoten sind nicht gerade eine Mode-Droge, das wissen Sie ja. Die Nachfrage, legal oder illegal, ist niemals groß. Sie haben
     gar nichts mehr?«, fragte er, als er meinen Blick sah.
    Ich nickte.
    »Warum sind Sie nicht früher gekommen?«
    »Bei Ihnen zahlt man bar auf die Hand, Kröte.«
    Er stimmte dieser Tatsache mit einem Ziehharmonikagrinsen zu. »Ich werde jemanden anrufen, den ich in Jersey kenne«, sagte
     er.

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