Den Jakobsweg erfahren - Drei Freunde mit dem Fahrrad von Lingen-Biene nach Santiago de Compostella (German Edition)
herein kommen: Drei Männer!
Wir versuchen, ihre Ängste zu vertreiben. Das gelingt aber irgendwie nicht so richtig. Daher lassen wir sie einfach in Ruhe.
Das Pilgermenü wird im überaus kleinen Speiseraum gereicht. Auf gefühlten 4 Quadratmeter stehen 6 Tische mit 12 Bänken. Wir lassen uns in der Mitte nieder. Mit flachen Atmung bleibt der Tisch stehen. Zum Essen wird an jeden Tisch ein Krug mit Wein gereicht. Der und das Essen, eine Paella, sind lecker. Der Wein ist für uns etwas knapp kalkuliert. Die Mitpilger, die zum Teil nur Wasser trinken, versorgen uns mit übrig gebliebenen. So reicht es für alle.
Bei der Herbersmutter kaufen wir, bevor sie wegfährt, zwei Flaschen Wein. Gläser gibt es in der Küche. Die werden erst einmal geleert. Dann gehen wir in ein Lokal nebenan. Dort trinken wir zwei weitere Flaschen Tinto an einem Holzfass stehend. Und dann schleichen wir ins Bett. Wir sind ganz leise. Die Mitbewohnerinnen haben sich schon mit einer Schlafmaske verhüllt. Die wollen wir keinesfalls erschrecken.
68 gefahrene km, gesamt 1985,3 km
5:49 gefahrene Zeit, gesamt 117,05 Stunden
11,94 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
10.05.2012 Donnerstag
Tag 20
Ages (E) – Catrogeriz (E)
Heute Morgen startet der Tag in aller Ruhe. Die beiden Spanierinnen lassen wir zu erst aufstehen und bleiben gentlemanlike liegen. Zum Abschied lächeln die beiden. Es war wahrscheinlich doch nicht so schlimm, wie befürchtet. Außer den sägenden Geräuschen, die von uns vernehmbar waren.
Nachdem wir uns ebenfalls startklar gemacht und die Räder aus Omas Wohnzimmer geholt haben, nehmen wir statt eines Frühstücks einen Milchkaffee und ein Luchpaket (1 kleines Croissant, 1 Apfel und ein kleines Trinkpäckchen) in Empfang. Den Kaffee gab es sofort, das Luchpaket haben wir erst einmal verstaut. Das war auch gut so, denn der Tag hat wieder eine Überraschung im Ärmel.
Als wir den Ort verlassen, führt der Weg über eine Straße langgezogen bergab. Wir fliegen nur so dahin und überholen hunderte Pilger, die wir freundlich mit zig „Buen Caminos“ grüßen und auch zurück gegrüßt werden. Die beiden Spanierinnen sind auch schon beachtlich weit gekommen.
Dann ist es vorbei mit der Freude, denn nach der Ortschaft Atapuerca führt der Weg links ab in einen Sandweg, der recht schnell eine Geröllstrecke wird und zwar bergauf. Teilweise sind die Geröll- und Felsbrocken so groß, dass unsere Räder bocken und sich nicht weiter fahren lassen wollen.
So ist in der morgendlichen Hitze Schieben und Tragen der Mountainbikes angesagt. Und das zehrt mächtig an unseren Kräften. Nach etwa 5 Tageskilometer erreichen wir die Anhöhe. Hier gibt’s das Lunchpaket. Nun schieben und fahren wir vorsichtig wieder herunter.
Kurz vor Burgos überholen wir das spanische Pärchen (Sara und Carlos). Die haben uns gestern gesagt, dass es heute keine Berge gäbe. Das will ich scherzhaft beim Erklimmen der Autobahnbrücke den beiden stecken: „Somebody told me, that today we would'nt have any hills!“ Gelächter bei uns allen und der Hinweis von Sara, dass es nun aber wirklich für den heutigen Tag keine weiteren Berge gibt.
Nach 20 Tageskilometern erreichen wir Burgos. Direkt am Jakobsweg liegt ein Zweiradgeschäft. Da Siggi mehrfach über Probleme mit der Vorderradbremse berichtet, lassen wir sie hier machen. Normalerweise sollten die Hinterradbremsen als erstes abgenutzt seien. Dies prognostizierte Christoph Risse uns zumindest vor der Fahrt. Siggi ist eben anders als die andern. Am Zweiradgeschäft überholen uns Carlos und Sara wieder und geben uns den Tipp, dass wir hier gut auf die Fahrräder aufpassen sollen. Die werden in Burgos gerne mal geklaut. Also wird Timo zur Wache eingeteilt. Damit er einen etwaig überfallartigen Angriff gewappnet ist, verschließen wir zusätzlich unsere Räder.
Siggi und ich betreten das Geschäft und erklären dem Mechaniker unser Problem. Das Rad wird aufgehängt und dann muss er ständig mit dem Handy telefonieren, sodass es nicht weiter geht. Wir machen in der Wartezeit die Hinterradbremse, die auch nicht einwandfrei funktioniert, selbst wieder gängig. Wir konnten ja zusehen, wie es gemacht wird. Dann nehmen wir vorsorglich für Timo's und für mein Fahrrad die entsprechenden Bremsbeläge mit. Man weiß ja nie, was noch kommt.
Weiter geht der Jakobsweg quer durch die Stadt, an der monumentalen Kathedrale vorbei. Die ist so weiß, als wenn sie gerade frisch aus Marmor gehauen worden wäre. Auf dem
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