Den Jakobsweg erfahren
etwa der ganze Orient?“ Überall an den Wänden sind Ausdrückspuren von
Zigaretten, die Bettdecken sind löcherig und verhaart und das Waschbecken total
verdreckt. Die Duschen und Toiletten befinden sich auf dem Flur. Die werden mit
den anderen Bewohnern geteilt. In den Duschen und liegen Zigarettenkippen und
die Toiletten sind auch nicht sehr einladend, weil nicht sauber. Draußen ist es
sehr warm. Somit ist es angenehm, dass zumindest das Fenster geöffnet werden
kann.
Wir haben ja alles was wir
brauchen: Schlafsack, Käse, Wein. Das Duschen fällt aus den zuvor genannten
Gründen heute aus.
Nachdem unsere Nachtlager
hergerichtet sind, folgt die tägliche Abschlussbesprechung... Die ist richtig
gut: Alle Vorräte aufgegessen, den Flachmann, den ich für schlechte Zeiten
immer in meiner Lenkertasche mitgeschleppt habe, weggehauen
(Williamschrist-Brand) und den Wein dezimiert.
Als wir so zusammensitzen, klopft
es plötzlich an der Tür. Im stockfinsteren Flur steht ein Hüne von einem
Farbigen mit einem Joint in der Hand und spricht irgendetwas auf französisch.
Ich interpretiere es so, dass er uns einen Joint verkaufen oder schenken will
und lehne dankend ab. Mag aber auch sein, dass er kein Feuer hatte – egal. Es
war schon ziemlich unheimlich.Später ist Bettruhe und wir schlafen selig ein.
95,7 gefahrene km, gesamt 821,9 km
5:51 gefahrene Zeit, gesamt 48:09
Std.
16,6 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit
28.04.2012
Samstag
Tag 8
Mantes de Jolie (F) –
Chateaudun (F)
Um 07:00 Uhr ist für uns die Nacht
vorbei. Wir stehen auf und packen. Heute sind wir schon eine Woche unterwegs.
Es stellt sich allmählich Routine im Tagesablauf ein. Sachen lassen sich
leichter in den Satteltaschen finden, es wird das „Sch... - Wort“ nur noch
selten gesagt, es herrscht sogar schon fast so etwas wie Ordnung in den von uns
benutzten Hotelzimmern.
In der letzten Nacht hat es heftig
gewittert, berichten Timo und Siggi. Ich habe davon nichts bemerkt, so fest
habe ich geschlafen. Wenn man mir das gestern Abend gesagt hätte, dass das
möglich ist, hätte ich es nicht geglaubt.
Hoffentlich sind unsere Fahrräder
noch da. Die hatten wir gestern vor dem Hotel abgestellt. Beim Frühstück
herrscht im „Hotelfoyer“ ein ständiges ein und aus. Lautstarke Unterhaltungen
der Gäste wie auf dem Gemüsemarkt in Kinshasa. Ein junger Farbiger erzählt uns
irgendwas und zeigt dabei immer nach draußen. Wir verstehen nichts, aber er
gibt nicht auf. Wahrscheinlich ist etwas schlimmes passiert, aber wir können
zunächst nicht ergründen, was es wohl sein könnte.
Nach dem Frühstück sehen wir
vorsichtig zum Abstellplatz unserer Fahrräder. Gott sei dank – sie sind noch
da.
Also noch einmal schnell aufs
Zimmer, die Sachen holen und nichts wie raus aus dem Loch. Draußen holen wir
erst einmal tief Luft. Es riecht nach Sommer. Es ist warm und sonnig. Der
krasse Gegensatz zu dem vermieften F1-Hotel.
Nachdem die Taschen auf die Räder
verzurrt sind, geht es weiter. Eine ältere Dame, die ihren Hund ausführt, zeigt
auf einen großen umgekippten Glascontainer und schimpft dabei heftig. Wir
stimmen ihr kopfschüttelnd zu. Offensichtlich haben irgendwelche Randalierer in
der letzten Nacht herum gewütet. Vielleicht war es das von Timo und Siggi
vernommene Gewitter.
Die ersten Anstiege verlangen
wieder einmal alles von uns ab. Immer diese Tortouren direkt nach dem
Frühstück. Dann werden die Höhenzüge erträglicher und zudem merken wir keinen
Hauch eines Windes. So schaffen wir nach 2,5 Stunden schon die ersten 50
Kilometer!
Im Laufe des Vormittags überholen
wir eine ältere Dame, die offensichtlich auch nach Santiago unterwegs ist, oder
eine Weltreise macht. Für eine Weltreise hat sie nämlich genug Gepäck dabei.
Alles ist auf einem Gazelle – Hollandrad gestapelt. So schafft sie die Anhöhe
nicht und muss schieben, als wir uns fahrender Weise an sie vorbei quälen.
In einer kleinen Ortschaft haben
wir noch schnell Getränke, Obst, Brot und Käse gekauft und dann an einem
Rastplatz an einem Bachlauf eine Frühstückspause gemacht. Wenig später hat uns
dann die vorhin schiebende Pilgerin wieder überholt.
Also müssen wir wohl weiter und
wieder mit einem „Buen Camino“ an ihr vorbei.
Um 13:00 Uhr liegt eine Pizzeria
an unserem Weg und wir beschließen unseren knurrenden Mägen mal etwas Warmes zu
geben. Immer nur Brot, Käse und Wein, das muss nicht sein.
Die Pizzeria wird von einem sehr freundlichem Ehepaar betrieben.
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