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Den Jakobsweg erfahren

Den Jakobsweg erfahren

Titel: Den Jakobsweg erfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Frömmert
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Wechsel des Vorderrades (Kette). Aber auch die Hydraulik-Scheibenbremsen
wollen vernünftig eingestellt werden, damit nichts schleift. Das hatten wir bei
den ersten Pannen nicht berücksichtigt.
    Weiter geht es. Die gefahrene
Geschwindigkeit liegt wegen des Windes bergauf bei 6 – 10 km/h und bergab
geht’s manchmal kaum über 20 km/h. Die Augen haben wir wegen des Hagel fast
vollständig geschlossen. Einzig die Muschelsymbole, die nun häufiger zu sehen
sind, machen uns Mut.
    Die Temperatur ist im absoluten
Keller.
    Als wir in Saint Quentin an der
Kathedrale vorbei kommen, haut uns in diesem Moment eine Windböe fast vom
Fahrrad. Direkt gegenüber der Kathedrale erblicken wir ein IBIS – Hotel. Siggi
sagt, was alle denken: „Guck mal, ein Hotel!“
    Eigentlich soll es aber weiter
gehen, denn wir haben ja erst etwas über 50 km auf dem Tacho. In der
Fußgängerzone wollen wir etwas essen, um uns zu stärken. Dort gibt es aber um
diese Zeit (ca. 15:00 Uhr) nur kalte Speisen. Danke, kalt ist uns schon. Somit
verwerfen wir die Idee mit der Nahrungsaufnahme. Auch eine Dönerbude kann uns
nun nicht mehr umstimmen.
    Beim Schieben der Fahrräder durch die Fußgängerzone
beschließen wir dann für heute Schluss zu machen und im IBIS – Hotel
einzuchecken. Dort hat man jedoch kein Zimmer für uns frei. Die nette Dame an
der Rezeption arrangiert für uns jedoch im ETAP – Hotel in Saint Quentin ein
Dreierzimmer. Mit einem Stadtplan und der guten Beschreibung machen wir uns auf
den Weg. Nach kurzer Zeit treffen wir am ETAP – Hotel ein. Dort erwartet man
uns bereits. Die Fahrräder kommen in eine kleine Abstellkammer, wo schon die
Räder anderer Radpilger stehen. Es sind offensichtlich niederländische Pilger,
die mit Fähnchen und dem Aufkleber der Jakobusgesellschaft versehen sind.  
    Als wir mit unserem Gepäck aufs
Zimmer wollen, treffen wir zwei niederländische Rentner, die auch auf
Jakobswegen mit dem Fahrrad pilgern. Die hatten wir schon in Cambrai getroffen
und so unterhalten wir uns über das bescheidene Wetter. Die beiden sind auch
für den heutigen Tag bedient und brechen ebenfalls ab.
    Wir machen uns dann landfein,
spannen im Zimmer eine große Wäscheleine und hängen dort unsere nassen Sachen
auf. Danach gehen wir einige Straßenzüge weiter in einen Supermarkt und kaufen
Getränke für den nächsten Tag und Wein für den Abend. In einer Dönerbude
stärken wir uns. Der Inhaber ist neugierig wo wir herkommen. Vom Jakobsweg ist
der, weil er Muslim ist, nicht so begeistert. Deutschland findet er jedoch
schön und beschimpft Frankreich derartig, dass es uns schon fast peinlich ist.
    Dann gibt es im Fernsehen das
Fußballspiel Real Madrid gegen Bayern München, das die Bayern mit 4 zu 3 im
Elfmeterschießen gewinnen. Das war ein schöner Abschluss für einen eher mäßigen
Tag.
    56,1 (sehr, sehr harte) gefahrene km, gesamt 606,2 km
4 Std. gefahrene Zeit, gesamt 34:59 Std.
    13,9 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit

26.04.2012
Donnerstag
    Tag 6
    Saint Quentin (F) –
Clermont (F)
    Heute beginnt der Tag für uns
bereits um 06:50 Uhr. Nachdem alles gepackt ist und wir uns angezogen haben,
gehen wir frühstücken. Alle waren sehr freundlich zu uns. Um 08:15 Uhr geht’s
los. Heute können wir mal direkt ohne Unterbrechung durchfahren, weil wir
sofort eine Esso-Tankstelle angefahren haben. Dort versehen wir Siggi’s
Hinterrad mit den am Vortag in einer Fahrradwerkstatt gekauften, extra
pannensicheren Schlauch (8,50 € der Marke Michelin mit Noppen!), weil sein
Reifen schon wieder bedenklich schlapp ist.
    Erwähnenswert ist auch noch, dass
in Frankreich die Benutzung eines Reifenbefüllers (Asphirateur) € 0,50 kostet.
    Als wir in Noyon in der dortigen
Kathedrale einen Stempel holen wollen, spricht uns ein Belgier auf französisch
an. Er will wissen woher wir kommen. Ich will ihm erklären, dass wir aus
Deutschland sind und nicht französisch sprechen. Die Zeit drängt, denn es ist
12:05 Uhr und einen Stempel gibt es nur bis 12:30 Uhr. Dann schließt der
Souvenirshop in der Kirche. Dies scheint ihn jedoch nicht abzuschrecken. Er
spricht einfach immer weiter. Nach einer gefühlten Stunde (ich will ja nicht
unhöflich sein) und etlichen „No comprie“ lässt er uns mit den besten Wünschen
gehen. Der Orgelspieler hat während unseres Gesprächs sämtliche Register
gezogen. Und zwar so laut, dass man sich ohnehin schon nicht unterhalten kann.
Nachdem wir dann in der Souvenirecke den Stempel gratis (das ist das

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