Den Jakobsweg erfahren
der Mallorca – Fahrt, buchen wir schon mal die Rückflüge für uns
und unsere Fahrräder und beantragen die Mitgliedschaft im Deutschen
Jugendherbergswerk. Die Mitgliedschaft berechtigt auch zur Benutzung
außerdeutscher Jugendherbergen. So werden wir die Kosten so gering wie möglich
halten. Im Januar kaufen wir uns bei einem örtlichen Fahrradhändler, nach
dessen fachkundiger Beratung, Mountainbikes. Der Inhaber des Geschäfts ist
selbst schon auf vielen Kontinenten auf zwei Rädern unterwegs gewesen und weiß
genau wovon er redet. Beim weiteren Surfen im Internet werde ich auf den Freundeskreis für Pilger und Pilgerinteressierte, den Jakobus Münster, aufmerksam. Die halten im Februar eine
Infoveranstaltung zu diesem Thema ab. Da wollen wir, natürlich mit dem Rad,
hin. Ein Fahrradroutenplaner aus dem Internet ( www.naviki.com ) arbeitet uns eine fahrradfreundliche Strecke aus. Die Route wird
auf meinem Handy, einem HTC Smartphone mit GPS, gespeichert und mit dem
Programm (App) „Oruxmaps“ soll, wie nachher auch auf dem Jakobsweg, navigiert
werden. Die benötigte Karte wird aus dem Internet ( www.openstreetmap.de ) heruntergeladen. Das funktioniert gut und schont das
Portemonnaie. Nach und nach werden die weiteren Karten für den gesamten
Jakobsweg in langen Sitzungen (zumindest für das Laptop) erst auf die
Festplatte und dann auf das Mobiltelefon übertragen. Es ist sogar möglich, die
Strecke am PC abzufahren. So macht sich Vorfreude breit. Eine Textdatei mit
sämtlichen Pilgerherbergen in Spanien, sowie das Gesamtverzeichnis der
Jugendherbergen von den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Spanien und das
Flugticket als PDF – Formular findet darauf auch noch Platz. So haben wir alle
wichtigen Dokumente beisammen.
Bei eisigen Temperaturen geht es
im Februar in aller Herrgottsfrühe auf den Weg nach Münster. Die Vorträge sind
für uns eher nicht so interessant. Ein Dozent, der sich nach Wanderungen auf
mehreren deutschen Jakobswegen entschlossen hat, nur noch halbtags zu arbeiten,
macht uns etwas Angst. Er grinst unaufhörlich und scheint etwas verpeilt zu
sein. Der Vortrag eines Ehepaares, das eine Radtour nach Südfrankreich plant
und später vielleicht einmal auf dem Jakobsweg fahren möchten, ist auch nicht
der Burner. Da sind unsere Planungen schon konkreter.
Abends wieder mit dem Rad zurück
nach Hause zu fahren kommt für uns nicht in die Tüte. Darum habe ich vorher am
PC nach einer passenden Übernachtungsmöglichkeit gesucht und auch gefunden.
Nach einem Pilgerseminar schläft man standesgemäß natürlich in einem
Pilgerhotel. Von den Arnsteiner Patres in Münster werden einige Zimmer für
günstiges Geld an Pilger vermietet.
Am nächsten Morgen haben wir
Gelegenheit, am Gebet in der kleinen Kapelle teilzunehmen. So ist der
vorbetende Pater froh, zum Gebet nicht allein zu sein. Ein Priesteranwärter aus
Mexiko, der für die Zubereitung des Frühstücks zuständig ist, hat verschlafen.
Das scheint ihm ziemlich peinlich zu sein. Wir beschwichtigen und helfen ihm
bei dem Eindecken des Tisches. Mit vielen Händen geht das schneller.
Anschließend nehmen wir gemeinsam das Frühstück ein. Am Tisch werden wir über
unser Vorhaben mit Fragen förmlich gelöchert. In aller Ausführlichkeit werden
diese von uns beantwortet. Die Zimmer sind mit dem Frühstück für 5 € zu haben,
wenn man es sich leisten kann. Wir sind natürlich finanziell in der Lage und
geben gerne. Anschließend bekommen wir den ersten, einen sehr schönen, Stempel
in unsere Pilgerpässe. Der Pater ist davon überzeugt, dass wir drei es bis
Santiago schaffen und wir bieten an, ihn mit zu nehmen. Er sagt, dass er sehr
gerne mitfahren wolle, sein Herz jedoch eine solch lange Pilgerfahrt nicht mehr
mitmachen würde und wünscht uns einen „Buen Camino“. Er ist so um die 80 aber
zumindest geistig unwahrscheinlich gut drauf. So bleibt es beim Dreiergestirn.
Im Anschluss machen Timo und ich
noch zwei weitere Ausfahrten alleine zur Vorbereitung auf die Fahrt nach
Santiago, weil Siggi aufgrund anderer Termine verhindert ist.
Bei unserem Zweiradhändler
Bluschke hören wir noch einen Vortrag eines Pilgerbruders über den Jakobsweg
und bekommen vom Chef persönlich eine technische Einweisung und viele Tipps
rund um die Selbsthilfe am Fahrrad. Dann ist alles klar für die Abfahrt. Der
Tag X ist fast schon schneller da, als es einem lieb ist.
Die Tage werden rückwärts gezählt
und ich bekomme beim Zählen vor Aufregung
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