Den Jakobsweg erfahren
mitzuwirken. Dem müssen wir
aber leider absagen, denn wir müssen zunächst erst einmal ankommen.
Nach einer ganzen Weile wird der
Kirchenvorplatz allmählich leerer und dann geht es wirklich nach Hause. Dort
hängt zur Begrüßung ein Transparent am Balkon und Luftballons an der
Wäscheleine. Ich finde vor Rührung keine Worte.
Die Packtaschen werden
abgesattelt, ausgepackt und dann gibt es ein leckeres Mittagessen.
Überwältigend. Einfach überwältigend.
Ganz leise und still bahne ich mir
auch im Kopf den Weg nach Hause. Ankommen, erst einmal ankommen...
67,7 gefahrene km, gesamt 2779,5
km
5:00 gefahrene Zeit, gesamt 179,15
Std.
13,6 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit
Der
Abschluss
Um so eine lange Pilgerfahrt zu
machen, sind viele Faktoren wichtig. Es gibt Menschen, die sich vornehmen,
irgendwann einmal etwas großes zu machen. Viele schaffen es jedoch nicht
einfach loszulegen.
Bei unserem Pilgerseminar in
Münster zum Beispiel waren einige Frauen, die wissen wollten, ob sie auf dem
Jakobsweg als allein pilgernde Frauen sicher sind. Ein anderer Pilger, wollte
beantwortet haben, wie weit man pro Tag gehen kann. Noch ein anderer wollte mit
seinem Auto nach Saint-Jean-Pied-de-Port fahren, eine Tagesetappe gehen, mit
dem Bus zurückfahren und das Auto holen. Oh je, diese Kopfgesteuerten.
Natürlich sollte man nicht
gänzlich planlos aufbrechen, aber irgendwo muss es auch mal reichen. Unsere
Innenstädte sind sicherlich viel gefährlicher als das Wandeln oder Fahren auf
dem Pilgerweg. Die Hilfsbereitschaft der Menschen, die man unterwegs trifft ist
unbeschreiblich. Und man ist nie wirklich allein auf dem Weg, selbst wenn es
manchmal auch meint. Und einige Fragen kann man nur sich selbst beantworten.
Mit zwei guten Freunden so eine
lange Zeit zu verbringen ist wirklich sehr schön und schweißt zusammen. Es wird
von Ehepartnern berichtet, die sich unterwegs getrennt und nie wieder mit
einander gesprochen haben. Wir sind, auch wenn es mal einen kleinen Disput gegeben
hat, zusammen losgefahren und zusammen angekommen. Und das fiel nicht mal
schwer. Das zählt. Unterwegs wollte Siggi von mir wissen, ob ich die
Pilgerfahrt auch allein gemacht hätte, wenn Timo und er aus irgendwelchen
Gründen nicht hätten mitfahren können. Nach kurzem Überlegen kam ich zu dem
Schluss, dass ich wohl allein gefahren wäre, weil die Planung ja komplett mir
überlassen wurde. Aber eines ist sicher: Ganz alleine wäre es sicher nicht mal
halb so schön gewesen.
Die Streckenplanung wurde uns Dank
der Route der Bocholter Radsportgruppe erheblich erleichtert. Als ich bei einem
E-Mail-Kontakt nach hilfreiche Tipps bat, wurde mir die Empfehlung:
„Trainieren, trainieren und noch einmal trainieren!“, gegeben. Wir haben diesen
Tipp jedoch nicht befolgt. Die Trainingsstrecke bis zum Beginn des Jakobsweges
in Saint-Jean-Pied-de-Port ist lang genug, habe ich mir selbst und auch anderen
Interessierten immer gesagt. Wenn man die Zeit gehabt hätte, wäre etwas
systematische Trainingsvorbereitung schon hilfreich gewesen, denn besonders in
Frankreich hat mich die Vielzahl der Steigungen überrascht. Es ging aber auch
so.
Unseren Ehefrauen und Familien,
die uns fast fünf Wochen ziehen ließen, danke ich natürlich auch von ganzen
Herzen. Nicht nur, dass alle Arbeiten, die wir sonst zu Hause verrichten,
entweder liegen blieben, oder von jemand anderem gemacht werden musste, sondern
eine erhebliche Stange Geld hat das Unternehmen zusätzlich auch verschlungen,
wenn auch der größte Batzen für Übernachtungsmöglichkeiten drauf ging.
Die Erfahrungen, die ich für mich
machen konnte, kann mir keiner nehmen. Fünf Wochen, in denen man sich um nichts
anderes als das tägliche Vorankommen zu kümmern braucht. Auch wenn es hin und
wieder Schwierigkeiten gab, es ging immer weiter. Den vielen Menschen am
Wegesrand, die uns zugeklatscht, den erhobenen Daumen gezeigt oder mit „Bien
Courage“ - Rufen aufgebaut und ermuntert haben, weiterzumachen, danke euch
allen.
Und nicht zu vergessen waren
manchmal, zumindest bei mir, einige liebe Menschen, denen ich leider nicht mehr
von unseren tollen Erlebnissen berichten kann, weil sie nicht mehr unter uns
sind, für einige Kilometer meine Begleiter. Das tat gut. Viele Gedanken bleiben
im Kopf und können nicht niedergeschrieben werden. So viel Zeit hat man sonst
nie.
Danke!
Nachsatz:
Weil Siggi’s Compostela sich trotz
aller möglichen Bemühungen nicht wieder eingefunden hat, werden wir
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