Den Jakobsweg erfahren
zeige, zeugt er uns
höchsten Respekt. Weiter interessiert ihn was „Sopro“ ist. Ich erkläre, dass
die Fliesenkleber herstellen. Er mahnt, dass wir nicht auf die Idee kommen
sollten, den ganzen Jakobsweg zu betonieren. Wir lachen und klopfen uns auf die
Schultern.
Draußen setzen wir uns an einen
Tisch. Zu uns gesellen sich ein etwa 35 Jahre alter Australier, der between 2
Jobs ist, 1 Niederländer (Rentner) sowie Sara und Carlos, beide Mitte 20. Eine
richtig nette Runde.
Der Australier meint ich sei Will
Ferell. Den kenne ich nicht. Er lässt sich davon aber nicht abbringen, erklärt,
dass Will ein Komiker ist und beäugt mich weiter kritisch. Er ist sichtlich
davon überzeugt, einen Promi überführt zu haben.
Der Niederländer ist in Holland zu
Fuß bereits im März gestartet. Der ist noch viel härter drauf als wir. Er
erzählt eine Schote, die er in Frankreich erlebt hat. Als er irgendwo total
durchgefroren stand und nicht wusste, wo er ein Nachtlager finden wird, hielt
eine Pkw-Fahrerin an. Sie fragt, ob sie ihm helfen könne und er erklärt ihr,
dass er auf der Suche nach einem Bett ist. Sie bietet ihm an, dass er bei ihr
zu Hause schlafen könne, sie müsse das nur mit ihrem Mann absprechen. Er darf
aber sofort mitkommen. Bei ihr zu Hause angekommen, ist der Ehemann nicht in
der Lage zu widersprechen. Der Niederländer meint schmunzelnd, was er wohl
machen würde, wenn seine Frau einfach einen anderen Mann mit nach Hause bringen
würde.
Wir unterhalten uns weiter
darüber, welche Tagesdistanzen jeder so schafft. Der Niederländer berichtet,
dass er etwa 40 km täglich läuft. Der Australier sei nach seinen Angaben total
verrückt. Der würde täglich 50 schaffen und irre schnell marschieren. Den hat
der Niederländer nur aus dem Grund wieder eingeholt, weil der Australier ein
dickes Bein hat. Wir werden stutzig, denn viel weiter sind wir auf dem
Jakobsweg heute auch nicht gefahren.
Der Australier ergänzt, dass er
von einem Arzt die dringende Empfehlung bekommen habe, eine Woche zu pausieren.
Er hat sich für einen Tag Ruhe gegönnt. Das muss reichen. Morgen geht es
weiter. Sein Bein legt er aber, so oft er kann, hoch.
Ich möchte den Spaniern ein Bier
ausgeben, aber Carlos winkt ab. Er kann sich das Bier selbst leisten, meint er.
Ich erkläre ihr, dass ich ihn nicht kränken sondern nur aus
Freundschaftlichkeit einladen wollte. Dann ist alles wieder klar.
Carlos fragt, ob wir zu den
Burgruinen hinaufgefahren wären. Die sollen sich zum Besichtigen lohnen. Mit
Hinweis auf die vielen Höhenmeter verneine ich.
Wir machen einige Fotos von der
netten Pilgerrunde. Carlos und Sara wollen morgen nach Sahagún und geben uns
noch Tipps für Leon. Dort sei es üblich, dass man in jeder Kneipe nur einen
Drink nimmt und die dazu gereichten Tapas probiert. Dann würde man zur nächsten
Gaststätte gehen, da jedes Lokal eigene Spezialitäten habe. Sie würden sich
freuen, uns dort zu treffen.
Als die Zeit gekommen ist, legen
wir uns auf die Matte. Heute ist das Tragen der Oropax Pflicht. Ein Pilger in
der Halle ist so laut am Sägen, dass man nicht weiß, wie man in den Schlaf
kommen soll.
65,5 gefahrene km, gesamt 2120,5
km
5:06 gefahrene Zeit, gesamt 127,59
Stunden
13,1 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit
11.05.2012
Freitag
Tag 21
Catrogeriz (E) – Sahagún (E)
Um 07:30 Uhr herrscht
Aufbruchstimmung in der Halle. Die Nacht war kurz. Trotz Oropax war das
Schnarchen einiger Pilger deutlich zu hören. Jemand fand die sägenden Geräusche
so lustig, dass er sich vor Lachen nicht wieder einkriegen konnte. Ein anderer
wollte mit einer Kopflampe lesen oder schreiben. Dies fand ein anderer Pilger
nicht zum Totlachen, stand auf und verteilte mit einem sehr unfreundlichem
„Stop it!“ diesem „Höhlenmenschen“ einen mächtigen Einlauf.
Irgendwann war es aber ruhig, oder
man war so fertig, dass man trotz des Geräuschpegels eingeschlafen ist. Wir
haben ja auch genügend Schlummerdrinks zu uns genommen.
Während wir in unseren
Schlafsäcken vor uns hindösen, nerven uns einige italienische Radpilger mit
ihren Gesprächen. Das geht wohl nur laut. Auch auf freundliche Bitten, etwas
leiser zu sein, reagieren sie nicht. Grrr. Also stehen wir auch auf. Es ist
bald 08:00 Uhr, da müssen wir sowieso raus.
Nach dem Waschgang für unsere
kleinen Augen schieben wir die Räder zum Campingrestaurant, wo wir das
Frühstück einnehmen. Morgens ein Frühstück, dass ist schon ein Luxus, den wir
gerne
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