Den Jakobsweg erfahren
Anderenorts ist eine Besichtigung für
Pilger meist kostenlos, hier jedoch nicht. Schade.
In Granon haben wir im
Supermercado Lebensmittel (Oliven, Philadelphiakäse und Getränke) und in der
Panderia (Brot) eingekauft. Der weitere Streckenverlauf hat uns etwas verwirrt.
Jetzt, wo wir sie dringend hätten gebrauchen können, ist auch kein Fußpilger in
Sicht. Die haben sich bestimmt vor der Mittagshitze verkrochen. In den engen
Gassen ist es heiß. Einen alten Mann, den wir treffen, frage ich nach dem Weg.
Er antwortet auf Spanisch und wir meinen zu verstehen. Tatsächlich, wir haben
verstanden. Als wir den Ort hinter uns gebracht haben, machen wir die
Mittagspause am Wegesrand.
Als Nachtisch gibt es für jeden
noch zwei kleine Kuchen, damit der Zuckerspiegel nicht absackt. Wir verlassen
die Region der Rioja und kommen in die Provinz Burgos, der autonomen
Gemeinschaft Kastillien-Leon. Der Weg führt durch klitzekleine Orte, die nicht
einmal 50 Einwohner, dafür aber eine Herberge haben.
Bei der nächsten Pause, eine
Banane wird eingeworfen, treffen wir ein spanische Fahrradpilger-Pärchen
wieder. Mit ihnen unterhalten wir uns länger über Gott und die Welt. Sie (Sara)
spricht sehr gut Englisch. Sie verabschieden sich von uns und fahren vor. Wenig
später überholen wir sie wieder.
Danach kommt es knüppeldick: Die
Wegstrecke führt uns hoch bis auf 1048 Meter durch die Oca-Berge. Es geht so
steil hoch, dass an Radfahren nicht zu denken ist. Schieben ist auch nicht
einfacher, aber unausweichlich. Das Vorderrad hebt zwischendurch immer mal
wieder vom Boden ab, wenn man den Lenker nicht genügend nach unter drückt.
Auf dem Gipfelpass angekommen,
bleiben wir bei einer Infotafel stehen und genießen die grandiose Aussicht auf
die schneebedeckten Berge um uns herum. Verschnaufen und Bilder machen ist
zunächst angesagt. Dann führt der Weg hoch bis auf 1200 Meter, danach nur noch
herunter. Der Sandweg wird immer wieder von Rinnsalen überquert. Die Abfahrt
wird richtig rasant. Wasser und Dreck spritzen uns ins Gesicht und auf die
Kluft. Das macht richtig Spaß. Einige Gruppe italienischer Pilger, die wir
vorher noch nicht gesehen haben, können noch schneller als wir, die haben aber
auch kein Gepäck und so lassen wir sie vorbeiziehen.
In San Juan de Ortega, einem
Kloster, dass heute als Herberge dient, wollen wir den Tag beenden. Diese
Gegend war früher unwegsam und wilder Tiere und Räuberbanden wegen gefürchtet.
Ich gehe, mit den Pilgerpässen ausgestattet, hinein. Es dauert ziemlich lange,
denn vor mir sind einige Pilger, die die junge und gut aussehende
Herbergsmutter mit Fragen löchern. Als ich an der Reihe bin, teilt sie mir mit,
dass leider keine Betten frei sind. Das Ganze hat so lange gedauert, dass Siggi
mir nachgekommen ist. Als er die Herbergsmutter sieht, meint er, dass ihm nun
klar ist, warum ich so lange weg war. Meine Erklärungsversuche ignoriert er.
Wir lachen über die Situationskomik. Statt der Unterkunft gibt es aber
wenigstens einen Stempel.
Auf dem Herbergsvorplatz ist der
Bär los. Viele Busse, schöne Menschen und Terrassen, auf denen kühle Getränke
serviert werden. Hier könnte man es gut aushalten. Mein Versuch, die beiden zu
einem Glas Wein zu überreden, schlägt fehl. Die wollen einfach nur weiter. Ich
habe mittlerweile Angst, dass sie zu vernünftig werden. Aber was soll ich
machen. Bis zum nächsten Ort, Ages, sollen es nur drei Kilometer sein. Die
werden wir auch noch schaffen.
Als wir den Ort verlassen haben,
geht es auf schmalen Schotterpfaden weiter. Unten auf der Straße sehen wir die
Busse davonfahren. Die Sonne brennt nahezu unerträglich. Als wenn das noch
nicht genug ist, platzt an Siggis Rad ein Reifen. Also erneut Boxenstop. Dann
geht es weiter.
Als wir den Ort Ages erreichen,
fragen wir zunächst in der privaten Herberge. Da will man aber für die
Übernachtung 25 € pro Nase. Das ist uns jedoch, trotz unseres angeschlagenen
Zustands, zu viel. So fahren wir in das Örtchen hinein und finden noch zwei
weitere Herbergen. Wir finden schließlich in der Albergue Muncipal Perche
Quartier. Hier gibt sich die Herbergsmutter mit 8 € fürs Zimmer, 10 fürs
Pilgermenü und 3 fürs Frühstück zufrieden. Wir können in dem ehemaligen
Wohnzimmer eines Nebengebäudes, das wohl früher von der Oma der Betreiberin
bewohnt wurde, unsere Räder unterstellen. Dann heißt es Zimmer beziehen und
schick machen. In unserer Suite werden noch zwei bemerkenswert gut
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