Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
Vom Netzwerk:
Aber Sie werden noch von mir hören! Mein Mann ist Anwalt!«
    Nun schob sich Lulu an den Tresen. Zum Thema Beschwerden hätte sie einiges beitragen können, doch das hätte Stunden gedauert.
    »Einer der Gäste hat sein Buch am Strand liegengelassen«, behauptete sie stattdessen. »Ich würde es ihm gern zurückgeben.«
    »Aha«, erwiderte der Rezeptionist desinteressiert.
    »Das Problem ist, dass ich seine Zimmernummer nicht kenne«, sagte Lulu. »Er heißt Alex oder wohl eher Alexander, den Nachnamen weiß ich leider nicht. Könntest du vielleicht mal in der Gästeliste nachschauen?«
    »Nee. Geht nicht. Datenschutz!« Der junge Mann zwinkerte ihr zu und klickte das Computerprogramm durch. Es dauerte eine Weile, dann hob er die Achseln.
    »Nichts«, verkündete er. »Kein Alex, kein Alexander.« Er feixte. »Das wird wohl nichts mit dem Abend zu zweit.Das nächste Mal solltest du dir besser die Handynummer geben lassen.«
    Wenn du wüsstest, wie erleichtert ich bin, dachte Lulu.
    »Vielen lieben Dank für den Tipp!«, flötete sie und schenkte dem verdutzten Jungen ihr strahlendstes Lächeln. »Oder hättest du Interesse an einer depressiven alleinerziehenden Mutter? Ich habe einen herrlichen Ausblick auf den Parkplatz zu bieten. Und ein Bett im Streichholzschachtelformat, inklusive nächtlichen Musikgehämmers. Die Zimmernummer kennst du ja.«
    Dann ließ sie den Tresenmann einfach stehen.
    Als sie wenig später mit ihrer Kamera am Strand auftauchte, sah sie schon von weitem drei Kinder in der Brandung umherspringen. Jetzt, am Abend, wirkte alles friedlich. Nur ein paar späte Spaziergänger schlenderten noch durch den Sand, und die Natur zeigte sich von ihrer überwältigend schönen Seite. Der Himmel färbte sich gerade orange, das Meer hatte die Farbe von leuchtendem Türkis.
    Sofort begann Lulu zu fotografieren. Das matte Licht entfaltete einen verklärenden Zauber. Wie Scherenschnitte hoben sich die Kinder vom glühenden Himmel ab, auf den Wellen glänzte das letzte Licht des Tages.
    Lulu ließ die Kamera sinken. Wieder ein paar Fotos mehr für die Schublade. Aber was machte das schon? Immerhin war das besser als Scheuermilch und Joghurt. Sie setzte sich in den Sand, der noch warm war. Irgendwann würde sie Alex fotografieren. Würde sein Profil im Abendlichtaufnehmen, ihn mit der Kamera streicheln. Ja, sie war verliebt. Bis über beide Ohren.
    Tropfnass kamen die Kinder angerannt. »Mama, Teddy und Freddy müssen los. Sie wohnen drüben in dem Hotel.«
    Lotte zeigte auf einen Gebäudekomplex am anderen Ende der Bucht, der im Abendlicht rosafarben schimmerte. »Darf ich noch ein bisschen mitgehen? Bitte!«
    »Kommt nicht in Frage. Morgen könnt ihr wieder spielen, jetzt ist Zapfenstreich«, antwortete Lulu. Sie streckte die Arme aus. »Komm mal her, Hase.«
    Schmollend schmiegte sich Lotte an ihre Mutter. »Spaßbremse«, sagte sie, »hab dich aber trotzdem lieb.«
    »Ich dich auch«, murmelte Lulu in Lottes Locken hinein.
    Wie gut sie duftete. Nach Sonne und Meer. Wie sehr hatte sich Lotte diesen Urlaub gewünscht. Und sogar ihre Piraten hatte sie schon gefunden. Die beiden Jungen blieben unschlüssig stehen.
    »Warten eure Eltern nicht auf euch?«, fragte Lulu. »Es ist ziemlich spät.«
    »Das ist schon in Ordnung. Wir gehen dann mal. Schönen Abend noch«, sagte der ältere Junge. Dann winkte er Lotte zu. »Bis morgen.«
    Sein kleiner Bruder lächelte und zeigte dabei seine Grübchen. »Bis morgen, Lotte-Motte!« Dann rannten sie davon.
    »Die sind total cool«, schwärmte Lotte und drückte sich noch etwas enger an Lulu. »Wieso hab ich eigentlich keinen Bruder?«
    »Wir könnten die beiden ja adoptieren«, schlug Lulu vor.»Wär doch praktisch. Wir sparen uns das Babygeschrei und die Windeln, und du hast gleich jemanden zum Spielen.«
    »Echt jetzt?« Lotte schien ernsthaft darüber nachzudenken. »Sie könnten zu Hause auf dem Sofa schlafen.«
    Lulu gab Lotte einen Kuss. »Hör mal, Schatz, die Jungs haben Eltern. Und die geben doch ihre Kinder nicht so einfach her. Aber du siehst sie jetzt jeden Tag, und danach könnt ihr euch schreiben.«
    »Mailen«, verbesserte Lotte ihre Mutter. »Wir leben nicht mehr in der Steinzeit, schon vergessen?«
    »Ich denke jedes Mal daran, wenn ich meinen Laptop aufklappe. So, meine kleine Nixe, kommst du mit, oder willst du am Strand übernachten?«
    »Mitkommen«, murmelte Lotte schläfrig. »Was hast du eigentlich heute so gemacht?«
    »Ich?« Lulu fühlte sich wie

Weitere Kostenlose Bücher