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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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Uhrzeit?
    Verwundert fragte sie: »Ist was passiert?«
    »Das kann man wohl sagen.« Philipps Stimme klangaufgeregt. »Gerade hat mich dieser Mike aus dem Bett geklingelt. Er hat eine Megakampagne eingesackt. Und er will nur dich als Fotografin.«
    Lulu räusperte sich. »Philipp?«
    »Ja?«
    »Ich bin im Urlaub.«
    »Weiß ich.«
    »Und?«
    »Er sagt, dass er dir das Doppelte zahlt. Und dass wir sogar auf Mallorca shooten.«
    »Philipp?«
    »Hm?«
    »Nie im Leben! Nicht für Geld und gute Worte! Die Zusammenarbeit mit Mike ist beendet.«
    »Das habe ich ihm ja auch schon gesagt. Aber er macht voll den Telefonstalker. Alle fünf Minuten ruft er mich an und fragt, ob du nicht doch vielleicht …«
    »Sorry, Schatz, das wird nichts. Und noch ein kleiner Tipp: Stell einfach dein Handy aus.«
    »Mach ich. ’tschuldigung. Grüß Lotte von mir.«
    Kopfschüttelnd saß Lulu da. Sieh an, der geschmeidige Mike brauchte sie plötzlich. Aber zur Abwechslung saß sie am richtigen Ende der Nahrungskette. Und sie genoss es in vollen Zügen. Wie herrlich war es, sich vorzustellen, dass Mike an seinen Fingernägeln knabberte, weil Starfotografin Lulu in den Ferien war.
    Sie nahm einen letzten Schluck Wein und schlich leise zum Bett. Lotte schlief fest, und ihren zuckenden Augenlidernnach zu urteilen, träumte sie gerade. Ihr kleines, rosiges Gesicht erfüllte Lulu mit Rührung. Und da meldete es sich wieder, das schlechte Gewissen. War es nicht schuftig, Lotte gegenüber Alex einfach zu unterschlagen?
    Als es klopfte, erschrak Lulu bis ins Mark. Wenn das jetzt Alex war, hatte sie ein Problem. Zitternd öffnete sie die Tür einen winzigen Spalt und erspähte einen Kellner mit einem Tablett. Darauf stand ein Cocktail mit einem Schirmchen und einer Ananasscheibe.
    »Kleine Aufmerksamkeit des Hauses«, sagte der Kellner, während er ihr das Tablett reichte. »Und schöne Grüße von Tommy.«
    »Tommy?«
    »Von der Rezeption«, ergänzte der Kellner. Neugierig betrachtete er Lulu. Dann machte er kehrt und verschwand.
    Lulu kickte die Tür mit einem Fuß zu und setzte das Tablett auf dem Nachttisch ab. Mit geschlossenen Augen nippte sie an dem Cocktail. Er schmeckte nach Ananas, Kokosnuss und Urlaub. Lecker. Komischer Kerl, dieser Tommy. Der machte sich doch wohl nicht etwa Hoffnungen? Er war höchstens zweiundzwanzig, Lulu hätte seine Mutter sein können!
    Unterdessen war Lotte aufgewacht. Ein breites Lächeln lag auf ihrem Gesicht. »Mama, woran erkennt man, dass einer der Richtige ist?«, fragte sie.
    Klirrend setzte Lulu ihr Glas auf den Nachttisch. »Kleines, wovon redest du?«
    »Ich weiß nicht, ob ich Teddy oder Freddy heiraten soll. Oder kann ich beide haben?«
    Lulu hockte sich zu ihr auf die Bettkante. »Üblich ist einer. Aber findest du nicht, dass das alles etwas schnell geht?«
    »Nö.« Lotte drehte eine Locke um ihren Finger. »Ich finde Teddy und Freddy voll laser. Ist dir das noch nie passiert? Dass du jemanden schwupps gern hast?«
    »Soll vorkommen«, erwiderte Lulu. Kommt vor, dachte sie. Gerade passiert.
    Zur Abwechslung piepte ihr Handy jetzt. Wieso gingen alle davon aus, dass Lulu mitten in der Nacht Kommunikationsbedarf hatte? Die SMS war an Tiefstapelei nicht zu überbieten.
    Lande morgen um sieben. Erwarte dich um halb neun in der Hotelhalle. Kuss, Gill.

Kapitel 7
    Es gibt Leute, die in den Urlaub fahren. Und es gibt Leute, die quasi umziehen, sobald sie auch nur einen Schritt vor die Tür setzen. Zu dieser Sorte gehörte Gill.
    Lulu hockte übernächtigt in einem niedrigen Sessel, die schlaftrunkene Lotte im Arm, als sich plötzlich eine Lawine aus Gepäckstücken in die Hotelhalle ergoss. Dazu hörte man schrille Kommandos: »Dass Sie mir aber bloß aufpassen mit dem Kosmetikkoffer, das ist Eidechsenleder! Und Vorsicht mit der weißen Strandtasche!«
    Dann erschien eine hochrote Gill in einem eleganten, cremefarbenen Hosenanzug mit passendem Sombrero und Jackie-Kennedy-Sonnenbrille. Sie sah aus wie das Titelbild eines Modemagazins aus den siebziger Jahren. Lulus Mutter passte in das Hotel wie ein Königstiger in den Streichelzoo.
    Ein paar Sekunden lang dachte Lulu an Flucht. Eigentlich dachte sie schon seit dem Augenblick daran, als Gills SMS gekommen war. Abgesehen von Tsunamis und Vulkanausbrüchen gab es nämlich keine größere Naturkatastrophe als die eigene Mutter, die unvorhergesehen am Urlaubsort aufkreuzte. Vor allem dann, wenn man etwas wirklich Besseres vorhatte.
    Gill schien überhaupt nicht

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