Den letzten Abschied selbst gestalten
arbeite im Nebenjob bei einem Bestattungs-Fuhrunternehmen in einer deutschen Großstadt. Um 17 Uhr klappen hier die meisten Bestatter ihre Bücher zu und schalten auf unser Telefon um. Dann beginnt meine Arbeit. Wer auch immer nun die Nummer eines dieser Bestatter anruft, landet bei mir. Meist sind es Altenheime oder Kliniken, öfter auch die Kripo und zu einem Viertel auch die Angehörigen eines Verstorbenen. Die meisten merken gar nicht, dass sie es mit einem Subunternehmen zu tun haben. Schon tagsüber nehmen wir den Bestattern die meiste Arbeit ab. Viele regeln die Bestattung nur vom Schreibtisch einer Filiale aus und orga-nisieren die Abläufe. Die werden mit der Leiche, von der sie leben, überhaupt nicht mehr konfrontiert. Wir Dienstleister übernehmen die gesamte Logistik, stellen die Fahrer, die Leichenwagen und unsere eigenen Kühlräume zur Verfügung. Wenn ein Anruf kommt, organisiere ich den Transport des Toten, damit er auf schnellstem Wege ins Kühlhaus »verbracht« wird, wie das bei uns heißt. Weder Bestatter noch die Fuhr-unternehmen sind daran interessiert, dass ein Toter länger zu Hause oder in einem Heim bleibt, denn jede Stunde in der Kühlung bringt Geld. Außerdem wird es sehr geschätzt, die Toten gleich in den Nachtstunden abzuholen, denn dafür können wir den Angehörigen sehr lukrative Nachtzuschläge berechnen. Warum also sollte einer die Idee unterstützen, den Toten vielleicht noch bis zum Morgen bei sich zu behalten?
Ich habe mir schon oft überlegt, wofür man überhaupt einen Bestatter braucht. Die Angehörigen könnten doch ohne weite-res alles selbst organisieren. Nur ein zugelassenes Fuhrunternehmen wie unseres wäre dazu nötig, um den Toten im vor-geschriebenen Leichenwagen zu transportieren. Aber wie ich erfahren habe, dürfen zumindest wir nicht ohne Bestatter tätig werden, das wurde wohl in den Kooperationsverträgen gleich mal ausgeschlossen.«
Tipps für den Umgang mit Bestattungsunternehmen
Lassen Sie sich nicht einfach vom Pflegepersonal zu einem bestimmten Bestattungsunternehmen überreden. Es könnte ein guter Tipp sein, oft aber hat der Bestatter dort zuvor auch nur mit Charme und ein paar netten Geschenken für sein Haus geworben. Leichenprämie wird so etwas genannt. Immer wieder versuchen auch Bestatter, Exklusivverträge mit Kliniken und Altenheimen abzuschließen. Fakt aber ist: Sie müssen in keinem Fall mit einem Bestatter zusammen-arbeiten, der von dritter Seite bestellt wurde. Fragen Sie frühzeitig im Bekanntenkreis herum und studieren Sie Broschüren und Internetauftritte einzelner Anbieter.
Vorsichtig sollten Sie sein, wenn man Sie bedrängen will und Wörter wie »unverzüglich«, »umgehend« oder »grundsätzlich« auftauchen. Es gibt kein »unverzüglich« nach dem Tod eines Menschen, weder für den Arztanruf noch für die Akti-vitäten eines Bestatters.
Achten Sie auf verräterische Formulierungen. Wenn es zum Beispiel heißt, »nachdem Sie Kontakt zu uns aufgenommen haben, werden wir den Verstorbenen in unsere Räume überführen«, wird der Eindruck erweckt, ein Aufbahren müsse beim Bestatter stattfinden. Doch es gibt etliche Alternativen.
Wenn Sie keine offene Aufbahrung wünschen und das Herrichten des Verstorbenen dem Bestatter überlassen, könnten Sie betonen, dass Sie zum Abschied vielleicht noch einmal den Sarg öffnen lassen möchten. Dann werden die Mitarbeiter Ihren Toten hoffentlich sorgsam betten.
Die Preise für Erd- oder Urnenbestattungen liegen je nach Gegend, Bestatter und Anspruch zwischen 2000 und 5000 Euro. Darin sind noch keine Friedhofsgebühren enthalten. Lassen Sie sich nicht auf eine Pauschale ein, wenn das an-gebotene Paket nicht durchschaubar ist. Bestehen Sie auf ei-nem schriftlichen Kostenvoranschlag mit der Auflistung aller Einzelleistungen und ihrer Preise. So viel Zeit muss sein.
Schauen Sie sich nach Bestattungsunternehmen um, deren Angebote transparent sind und die auf ihren Webseiten hilfreiche Informationen anbieten. Manche leisten inzwischen vorbildliche Arbeit, nennen die jeweiligen Friedhofssatzun-gen und -gebühren, die Kosten des Krematoriums und der Kommune und machen mit einem »Bestattungsrechner« einen ungefähren Preisüberblick möglich. »Bei einer Beerdigung nach dem Preis zu fragen ist nicht pietätlos, sondern vernünftig«, heißt es völlig zu Recht beispielsweise bei Eco-Bestattungen in Aachen, einem Unternehmen mit vorbildlicher Internetpräsenz und Links zu TEST -Ergebnissen und
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