Den letzten Abschied selbst gestalten

allen Friedhofssatzungen und -gebühren im Aachener Raum. Ähnliches findet sich inzwischen in den meisten Regionen Deutschlands.
    Bestattungs-Discounter
    Ein heißes Thema in Bestatterkreisen und den Medien sind die sogenannten Billigbestattungen, die seit einigen Jahren zunehmend angeboten werden und vor allem in Berlin nach dem Motto »Geld zurück, wenn ein Konkurrent die gleiche Leistung günstiger anbietet«, für regelrechte Kampfpreise sorgen. Da solche Offerten häufig mit einer Überführung des Leichnams in ein ausländisches Krematorium und der dortigen Bestattung verbunden sind, entstand das Schlagwort vom »Leichentourismus«. Kritisiert wird sowohl der Transport über weite Entfernungen als auch die Praxis der gleichzeitigen Überführung mehrerer Verstorbener. »Das ist mit den Grundsätzen eines pietätvollen Umgangs mit Verstorbenen nicht zu vereinen« und »widerspricht dem sittlichen Empfinden weiter Bevölkerungskreise«, sagen die Bestatterverbände. Der Zug aber ist längst abgefahren. Fachleute gehen davon aus, dass sich Bestattungs-Discounter in unserer Gesellschaft genauso etablieren werden wie Lebensmittel-Discounter.
    Eine Billigbestattung in Auftrag zu geben, heißt vor allem aufpassen. Was genau ist damit abgegolten? Was versteckt sich hinter Begriffen wie Öko- oder Verbrennungssarg, welche Formalitäten sind gemeint? Was wird nicht erwähnt oder taucht plötzlich in einem Extra-Paket auf? So enthält etwa das günstigste Angebot des Berolina Bestattungsinstituts von Hartmut Woite, der als erster in den Billigmarkt einstieg, für 525 Euro folgende Leistungen: Kremierung und anonyme Beisetzung in Tschechien (»kann gegen Aufpreis auch in Berlin oder Brandenburg erfolgen«), Beratung, Ökosarg, Hemd, Decke, Einkleidung, Formalitäten, eine Sterbeurkunde. Was fehlt, gibt es zum Teil im »Komplettangebot« für 888 Euro: Aschenkapsel, Kremierungs- und Friedhofsgebühr in Tschechien. Auf Wunsch wird für weitere 40 Euro ein wenig Asche abgezweigt und den Angehörigen in einer Mini-Urne überreicht. Die Konkurren-ten versuchen es noch billiger. Bei ihnen gibt es eine anonyme Feuerbestattung mit einfachem Verbrennungssarg für 495 Euro. Der Bestatter bestimmt das Krematorium und übernimmt die »Terminierung der Beisetzung sowie den Versand der Urne zum zuständigen Friedhof in Berlin«. Die Friedhofskosten und jede Art von Abschiedsfeier sind in dem bundesweit angebotenen Preis (zuzüglich 57 Cent pro Kilometer) nicht enthalten. Ein Billigbestatter mit neun Filialen in Berlin macht es anders. Hier kostet die anonyme Feuerbestattung ohne Feier in einem »von uns vorgegebenen Krematorium und Friedhof innerhalb Deutschlands« inkl. der dafür anfallenden Gebühren 985 Euro. Zusätzliche »Betreuung« kostet 201 Euro mehr, Fernüberführung ab Berlin 59 Cent pro Kilometer.
    Nachdem Branchenführer Ahorn-Grieneisen lange gegen diese Entwicklung gewettert hatte, bietet sein Besitzer, die Ideal-Versicherung, inzwischen übers Internet selbst bundesweite Billigbestattungen mit einfachstem Sarg und anonymer Beiset-zung ohne Feier für 599 Euro an. Wer das Ganze über das Internet abwickelt und keine Fragen stellt, bekommt 25 Euro Rabatt. Im Kleingedruckten erfährt man, was noch hinzugerechnet werden muss: »Zuzüglich öffentlicher Gebühren und Kosten für Friedhof, Grab, Beisetzung, Sterbeurkunden, Kühlungskosten und ggf. Krematorium. Das Angebot von Volksbestattung enthält keine Beratungsdienstleistungen. Bei Feuerbestattungen kommen Kremierungsgebühren sowie ggf. zusätzliche Überführungskosten zum Krematorium hinzu.«
    Die genannten Unternehmen sind nur beispielhaft aufgeführt. Allen, die sich für eine Billigbestattung interessieren, sei zu empfehlen, verschiedene Angebote vor Ort genau zu vergleichen. Man sollte die meist nur im Internet erhältlichen Informationen genau durchlesen und die billigsten Offerten mit dem jeweils höheren »Bestattungspaket« oder »Komplett-Angebot« vergleichen. Erst da tauchen all die Leistungen auf, die sonst noch zusätzlich zu zahlen wären oder selbst organisiert werden müssten. Dazu gehört meist auch die anfängliche Aufbahrung und Kühlung des Verstorbenen und jede Art von Abschiedsfeier mit Gebühren, Blumen, Kerzen und Musik.
    Bei der Tagung »Verarmt, verscharrt, vergessen?«, ausgerichtet vom Kuratorium Deutsche Bestattungskultur e. V. 2007 in München, wurde heftig über Billigbestattungen und ihre Abläufe gestritten. »Sammeltransporte