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Den letzten beißen die Dämonen

Den letzten beißen die Dämonen

Titel: Den letzten beißen die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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gehen wir«, sage ich schließlich, ohne die Hand vom Auge zu nehmen. »Nach euch, meine Damen.«
    Ich halte ihnen die Tür auf und folge ihnen ins Innere. Während ich das tue, nehme ich die Hand vom rechten Auge und schließe das linke.
    Der Trick ist natürlich uralt. Wenn man aus einer hellen Umgebung in eine dunkle tritt, dauert es einen Moment, bis sich die Augen auf die veränderten Lichtverhältnisse eingestellt haben. Dieser Moment kann extrem gefährlich sein, wenn sich potenzielle Gegner in dem Gebiet aufhalten, deren Augen sich bereits an die Gegebenheiten gewöhnt haben. Um dem zu begegnen, ist es, soweit die Zeit dafür bleibt, stets klug, ein Auge, vorzugsweise das sichere Auge, welches im Anvisieren von Zielen geübt ist, bereits vor dem Betreten besagten Gebiets an den Lichtmangel zu gewöhnen. Es mag nur eine kleine Hilfe sein, aber manchmal sind es gerade die Kleinigkeiten, die über Leben und Tod entscheiden.
    Jedenfalls schlüpfe ich hinein, trete sofort zur Seite, um nicht als Silhouette eine Zielscheibe zu bieten, bis die Tür wieder ins Schloss fällt, und sehe mich im Raum um. Es ist dunkel, wie die schwarz bemalten Fenster bereits angedeutet hatten. Nur ein paar flackernde Kerzen auf niedrigen Tischen und auf der Theke spenden ihr kümmerliches Licht. Eine kleine Gruppe Einheimischer belegt einen Tisch in der Ecke, doch ich schenke ihnen kaum Beachtung. Stattdessen konzentriere ich mich auf das Dutzend Soldaten, die am Tresen herumlungern oder sich in der Nähe an Tischen lümmeln.
    Soweit ich erkennen kann, sind es ausschließlich einfache Soldaten. Weder ein Offizier noch ein Unteroffizier befindet sich unter ihnen, was auch bedeutet, sie sind entspannt und zufrieden, wie es nur Soldaten in ihrer Freizeit sein können. Wie es aussieht, waren sie bis zu unserem Eintreffen damit beschäftigt zu reden, zu trinken und Karten zu spielen, sprich, sich an der Gesellschaft ihrer Kameraden zu erfreuen. Wie gesagt, bis zu unserem Eintreffen. Jetzt hingegen sind aller Augen auf Spynne gerichtet.
    Wie ihr euch vielleicht erinnert, habe ich euch vorhin erzählt, dass Pookie ihren Tarnzauber an Spynne ausprobiert hat. Nun, die Bekleidung, die Spynne momentan trägt, hat nur flüchtige Ähnlichkeit mit der üblichen Uniform eines Soldaten. Ich glaube, ich habe diese Uniform bereits beschrieben, als Nunzio und ich uns für kurze Zeit bei der Armee verpflichteten, aber für jene unter euch, deren Gedächtnis nicht soweit zurückreicht oder die es versäumt haben, jenen Band zu kaufen, werde ich es wiederholen: Im Grunde handelt es sich um ein kurzärmeliges Nachthemd aus Flanell unter einem Brustpanzer und einem Lederrock mit diversen Riemen in Hüfthöhe. Sandalen, ein Helm und ein kurzes Schwert vervollständigen das Ensemble. Alles in allem ist die Uniform so gestaltet, dass sie auch einem durchschnittlichen Schwächling oder einem dickbäuchigen Rekruten das Aussehen einer Furcht erregenden Kampfmaschine verleiht.
    So allerdings sieht Spynne ganz und gar nicht aus.
    Zunächst einmal ist das Flanellnachthemd verschwunden. Der Rock ist bedeutend kürzer, reicht gerade noch halb über die Oberschenkel und hängt gefährlich auf der Hüfte, statt sich um ihre Taille zu schmiegen. Nur für den Fall, dass jene Veränderung unbemerkt bleibt, wird sie von einer bemerkenswerten Verkleinerung des Brustpanzers, der einen großen Teil ihrer Körpermitte frei lässt und kaum mehr groß genug ist, seinen Namen zu verdienen, unterstrichen.
    Die Wirkung des Ganzen sollte für einen Platz auf dem Ausklappbild in einem typischen Soldatenmagazin reichen ... gäbe es solche Dinge denn in dieser Dimension. Im Grunde fehlt ihr nur noch eine Heftklammer im Bauchnabel.
    Einige Herzschläge lang herrscht totale Stille, während der ganze Raum ihren Anblick in sich aufsaugt. Dann bricht Spynne den Zauber, indem sie den Mund öffnet.
    »Könnten die Herrschaften mich zu ihrem Befehlshaber führen?«, gurrt sie mit heiserer, verführerischer Stimme.
    »Weißt du, Süße«, erklärt ein stämmiger Kerl, der an einem Tisch in der Nähe hockt, »der Sarge ist gerade nicht hier, aber wenn du auf ihn warten willst, darfst du gern auf meinem Schoß Platz nehmen.«
    Dann blinzelt er seinen Kameraden übertrieben anzüglich zu, was diese mit einem Ausbruch an Gelächter und räuberischen Pfiffen quittieren.
    Spynne läuft allmählich rot an, was für all jene, die sie kennen, kein Zeichen für Verlegenheit ist. Eher schon bedeutet es,

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