Den schnapp ich mir Roman
langsam in ihrem Gedichtband, wirkte aber unkonzentriert. »Ich bin dadurch ziemlich unabhängig.« Dann sah er sie ernst an. »Ich kann es nicht ausstehen, wenn die Leute denken, ich würde den Rest meines Lebens vom Geld meines Vaters leben. Das Problem ist bloß, dass ich keine Ahnung habe, was ich sonst anfangen könnte. Es müsste schon einen guten Grund für mich geben, das Geschäft aufzugeben, das mir immerhin diesen Kaschmirmantel ermöglicht hat.« Freddie lachte. Die Spannung löste sich ein wenig. »Ich lebe nun mal gerne gut und habe noch keinen Grund gefunden, das aufzugeben. Wenn mich eine schöne Frau darum bitten würde, ja, vielleicht, aber mein Vater war noch nie für sein gutes Aussehen bekannt. Daher kann ich es nicht.«
Milly überlegte. Wenn Freddie den Drogenhandel nicht aufgab, musste sie sich etwas anderes einfallen lassen. Vielleicht … würde sein Vater ihm vergeben, wenn Freddie seine Prüfungen diesmal bestand, ohne dass er das Geschäft aufgab? Aber es musste schon ein Wunder geschehen, damit Freddie auch zur Schule ging, ganz zu schweigen von den Prüfungen und den Vorbereitungen dazu.
»Dann hast du keine andere Wahl, als deine Prüfungen zu bestehen«, sagte Milly mit fester Stimme.
Freddie sah sie skeptisch an. »So einfach ist das nicht. Ich war diesen Monat nicht ein einziges Mal in der Schule.«
Milly ignorierte es. »Es wäre ziemlich einfach, wenn du mich Dir helfen lässt. Mir fällt die Schule leicht, Freddie. Das Schuljahr hat erst vor ein paar Wochen angefangen. Schreib dich Montag wieder ein, geh zu den Lehrern und hol die Aufgaben ab. Dann treffen wir uns jeden Tag nach der Schule, und ich sorge dafür, dass du glänzend bestehst. Ich coache dich. Ich werde nicht die Arbeit für dich erledigen,
aber wir können es mit Sicherheit schaffen, dass du zumindest nicht durchfällst.« Da verließ sie einen Moment lang der Mut. Sie hatte die Prüfungen selbst ja noch nicht bestanden, aber so schwierig konnte das doch nicht sein. »Immerhin traue ich mir das zu.«
»Würdest du das für mich tun?« Freddie sah sie mit seinen unglaublich blauen Augen an. Milly fiel fast in Ohnmacht.
»J…ja. Ich meine, wenn du das willst.«
Er starrte sie an. »Weißt du was, Milli Vanilli, ich glaube, ich nehme deinen Vorschlag an.«
»Toll!« Sie beugte sich mit blitzenden Augen vor, weil sie von ihrem eigenen Plan begeistert war. Es bedeutete, dass sie sehr viel Zeit mit Freddie verbringen würde. Was konnte es Besseres geben? »Und dein Vater schickt dich dann nicht zu diesem Pädo-Onkel.«
Freddie erschauderte. »Ja, halt mir die Daumen. Ist das mein Handy oder deins?«
»Meins.« Milly las die SMS und blickte sehr enttäuscht hoch. »Ich kann es kaum glauben. India hat schon wieder abgesagt. Sie kann nicht kommen, weil sie für ihr Projekt mit Alicia einkaufen muss.« Noch ehe sie es verhindern konnte, rollten ihr wieder die Tränen über die Wangen. »Ich … weiß nicht mal, was ich falsch gemacht habe«, jammerte sie. »India kann mich nicht mehr leiden, und ich weiß nicht, warum. Was ist schon so Besonderes an dieser blöden Alicia? David verbringt jede freie Sekunde mit ihr, und India kann auch nicht genug von ihr bekommen. Ich halte das nicht aus!«
»Schhh.« Freddie rückte näher und küsste sie auf den Kopf. Ihre Haare rochen frisch und sauber wie Gänseblümchen. Er musste sich sehr zusammenreißen, sie nicht ans Kinn zu fassen und sie auf den bebenden vollen Mund zu küssen.
Dann ließ er sie los, als hätte er sich verbrannt. Der Gedanke hatte ihn überrascht.
Was dachte er sich bloß? Milly war doch erst sechzehn – obwohl das eigentlich kein Problem war. Aber wenn er Milly im selben Augenblick verführte, in dem David sie ihm anvertraut hatte, wie würde er als Freund dastehen?
Sie sah ungeheuer süß aus. Ihre kleine Puppennase, die jetzt ganz rosa war, ihre vollen Lippen schrien geradezu danach, geküsst zu werden. Er betrachtete sie genauer und merkte, dass sie sämtlichen Babyspeck verloren hatte. Ihre Figur war kurvenreich, aber sehr schlank. Das blonde Haar trug sie heute offen, es umfloss ihre Schultern wie bei einem Engel.
Ein sechzehn Jahre alter Engel, den er wie seine eigene kleine Schwester betrachtete. Freddie rief sich all dies in Erinnerung und rückte von ihr ab. Um sich von Milly abzulenken, sah er die muffige Kellnerin mit einem heißen, bewundernden Blick an, weil er sich sonst sehr geschämt hätte. Die Kellnerin reagierte wie erwartet
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