Den schnapp ich mir Roman
mit einem verführerischen, wissenden Lächeln, aber Freddie wusste, dass sein Herz nicht bei der Sache war. Er bereute es noch im selben Moment, als sie ihre Telefonnumer auf die Tafel hinter der Theke kritzelte. Dann wandte Freddie sich wieder Milly zu. Er war von seinen Gefühlen völlig überwältigt, hatte aber keine Ahnung, welcher Art diese Gefühle waren.
Millys Mundwinkel fielen herab, als sie sah, wie die Kellnerin keck auf die Handynummer deutete, die sie an die Tafel geschrieben hatte, zwang sich aber, daran zu denken, wie oft sie in Zukunft mit Freddie zusammen sein würde.
»Komm, gehen wir zu mir. Ich kann dir jede Menge Bücher leihen.«
Freddie ließ sich von ihrer Begeisterung anstecken und vergaß völlig, die Kellnerin noch einmal anzusehen. Zum ersten Mal in seinem Leben freute er sich auf das Lernen. Nur war er nicht ganz sicher, ob Byron oder Shakespeare dafür veranwortlich waren.
»Gott, wie peinlich, dass Claudette dich so heruntergeputzt hat.« Sophie goss Tessa Wein nach. »Sie klingt ein bisschen irre.«
»Sie ist einfach bloß eifersüchtig«, seufzte Tessa. »Kann ihr auch niemand zum Vorwuf machen. Sie war monatelang fort, und als sie wieder aufkreuzt, hänge ich überall rum. Sie weiß nicht einmal von dem blöden Kuss.«
»Was für ein blöder Kuss?« Sophie betrachtete sie genauer.
Tessa spürte, wie sie unter Sophies forschendem Blick errötete, und hielt sich ein Kissen vors Gesicht. »O Gott. Ich weiß es nicht! Ich habe kein Ahnung, wie es überhaupt passierte, aber zu dem Zeitpunkt fühlte es sich sehr echt und ehrlich an. Du weißt schon. Nicht oberflächlich. Aber wer kann das am nächsten Tag schon sagen? Jetzt meidet Will mich wie der Teufel das Weihwasser, und Claudette zufolge hält er mich immer noch für die kaltschnäuzige Tussi, die sich einen Dreck um ihre Freunde und Familie kümmert. Und das könnte kaum weiter von der Wahrheit entfernt sein.«
»Er denkt dies allerdings nur, weil du ihm das bisher vorgemacht hast«, entgegnete Sophie. »Wenn er dich richtig kennen lernte, würde er dich anbeten. Genau wie alle anderen, die dich kennen. Mich eingeschlossen.«
Tessa stieß sie an. »Jetzt reicht es aber mit der Schmeichelei, Sophie. Du brauchst mich nicht den ganzen Abend lang anzuhimmeln.«
»Nein, tue ich auch nicht, ich meine es ernst.« Sophie
sah sie reumütig an. »Mir tut das alles wirklich leid, Tessa. Ich bin dir so dankbar, dass du mir verziehen hast, obwohl ich mich wirklich schlecht benommen habe.«
»Halt den Mund und hol uns eine neue Flasche. Jetzt reden wir nicht mehr über Will und mich, denn es gibt kein ›Will und Tessa‹-Thema. Ich würde viel lieber mehr über dich und Tristan erfahren.«
Tessa hatte Sophie sofort angerufen, als die Dreharbeiten beendet waren. Sophie hatte dafür gesorgt, dass Gil mit Ruby und Nathan Pizza essen ging, und Tessa zu sich eingeladen. Nach den ersten peinlichen fünf Minuten, als Sophie die Tür geöffnet hatte, lagen sie sich in den Armen und weinten sich aus. Sophie hatte sich wortreich dafür entschuldigt, dass sie Tessa vor Tristan gewarnt hatte, und sie zumindest teilweise davon überzeugt, dass sie die Freundin damit nur hatte schützen wollen. Nach drei Stunden und zwei Flaschen schwerem Merlot hatte Sophie auch zugegeben, dass sie schrecklich eifersüchtig war, weil Tristan von Tessa so begeistert schien. Sie hatte ihr alles über ihre Beziehung und den Grund für ihr Fortlaufen gebeichtet. Dann beschrieb sie, wie Tristan seine Exfreundin in jener schrecklichen Nacht geküsst und sie daraufhin Appleton verlassen hatte, und brach in Tränen aus.
»Ich bin sicher, du irrst dich da. Da war nichts zwischen Tristan und diesem Mädchen«, sagte Tessa. Sophie füllte gerade eine Schale mit Tortillachips. »Ich meine, Tristan kann ein ganz schöner Idiot sein, weil sein Kopf in den Wolken steckt, wenn er sich in einer kreativen Phase befindet, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich so behandelt hätte. Dafür ist er viel zu ehrlich.« Tessa fühlte sich seit ihrer Ankunft nun hundert Mal besser. Ihr Gespräch über Will und Claudette und Sophie und Tristan hatte alles in eine vernünftigere Perspektive gerückt. Tessa
hatte zwar immer noch keine Ahnung, was sie mit ihren Gefühlen anfangen sollte, aber wenn sie mit Sophie darüber lachte, schien alles viel leichter zu bewältigen.
»Ich weiß, was ich gesehen habe.« Sophie presste die Lippen fest aufeinander. »Tristan hat diese Anna
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