Den schnapp ich mir Roman
geküsst … O Gott, das war so furchtbar, Tessa.«
»Aber nicht alles ist, wie es scheint, glaub mir. Wenn man in der Medienbranche arbeitet, begreift man sehr schnell, dass so genannte Tatsachen völlig konstruiert sind und echte Wahrheiten oft verzerrt werden. Du glaubst, du hast etwas gesehen, aber …« Sie brach ab. »Warte mal. Sagtest du, sie heißt Anna?«
Sophie nickte düster. »Sie war eine von Tristans Exfreundinnen, aber er hat nie über sie gesprochen. Er hatte noch ein Porträt von ihr, daher empfand er bestimmt noch etwas für sie, auch als wir zusammen waren. Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke.« Sie knallte das Weinglas so fest auf den Tisch, dass es fast zerbrach. »Als ich in London den Kurs machte, hat er vermutlich Nacht für Nacht hinter meinem Rücken mit ihr geschlafen.«
Tessa schüttelte langsam den Kopf. »Aber er hat mit mir über diese Anna gesprochen. Sie war völlig verrückt. Er konnte sie nicht ausstehen. Sie hat ihn noch Monate, nachdem er sich von ihr getrennt hatte, verfolgt und gedroht, den armen Austin umzubringen. Du weißt, wie diese Irre in Fatal Attraction – sie wollte ihn kochen und mit Orangen stopfen oder so.«
»Was?« Sophie sah sie ungläubig an. Dann schüttelte sie den Kopf. »Das hat er nur gesagt, damit du nicht schlecht über ihn denkst.«
»Warum sollte er? Er wusste ja nicht einmal, dass wir uns kennen, und mich kannte er da auch nicht gut, daher wäre es sehr seltsam, bei so was zu lügen.« Sie beugte sich vor. »Mal ganz ernsthaft, Sophie, die ganze Familie weiß
über diese Anna Bescheid. Milly ahmt sie manchmal nach. Sie hat sie Psycho getauft.«
Sophies zartrosa Teint war nun aschfahl geworden. Alles Blut war ihr aus den Wangen gewichen. Sie rang verzweifelt die Hände und begriff allmählich, was Tessa gerade gesagt hatte. Sie musste sich irren. Es konnte gar nicht anders sein. Denn wenn Tessa die Wahrheit sagte, dann bedeutete es, dass sie von dem einzigen Mann fortgelaufen war, den sie jemals geliebt hatte, und zwar wegen einer Sache, die nicht seine Schuld war. Sie wagte kaum, darüber nachzudenken.
»Aber ich sah … wie sie sich küssten … er hat sie nicht fortgestoßen …«
Tessa sah, wie Sophie um Worte rang. Eigentlich sollte sie es ihr nicht noch schwerer machen, aber sie vermutete, dass Tristan und Sophie einander immer noch liebten. Schuldete sie es da nicht beiden zu klären, was wirklich an jenem Abend geschehen war?
»Also … wenn Anna sich nun … Tristan an den Hals geworfen hat? Vielleicht wusste sie, dass du nicht da warst. Sie war immerhin eine sehr geschickte Stalkerin. Sie tauchte also überraschend auf und … nun, vielleicht hat sie ihn mit einer rührseligen Geschichte rumgekriegt?«
Sophie schloss die Augen. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Tessa nahm ihre Hände.
»Wenn sie sich nun auf ihn gestürzt hat und er so erschrocken war, dass er sich nicht sofort wehren konnte?« Tessa nickte, denn sie sah die Szene genau vor sich. »Du bist vielleicht in genau dem Moment hereingekommen, und was du gesehen hast, war furchtbar und eindeutig. Aber ein paar Sekunden später hättest du vielleicht gesehen, wie er sie von sich stieß. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dir so was angetan hätte. Jedenfalls nicht mit Anna.«
»O mein Gott.« Sophies Stimme war kaum hörbar. Sie öffnete die Augen wieder, in denen sich blanker Schmerz spiegelte. »Meinst du, ich habe einen großen Fehler begangen?«
»Du warst schockiert, weil du dachtest, etwas Fuchtbares wäre passiert.« Tessa gab sich alle Mühe, vernünftig zu klingen, obwohl sie sah, wie vernichtend all dies für Sophie war. »Seien wir ehrlich, ehe ihr euch getroffen habt, hatte Tristan nicht den allerbesten Ruf, oder? Milly hat mir erzählt, dass er herumgevögelt hat wie ein Weltmeister, bevor er sich in dich verliebte. Es ist völlig verständlich, wenn du so was bei ihm vermutest, obwohl du ihm damals vertraut hast. Du hast ihn so gesehen, und da ist einfach die Fantasie mit dir durchgegangen.«
Sophie begann zu weinen. »Und ich bin einfach fortgerannt! Ich war so enttäuscht und schockiert, dass ich mir nicht einmal die Chance gegeben habe, darüber nachzudenken. Falls du Recht hast, Tessa … kannst du dir vorstellen, wie das für Tristan war, als ich einfach so verschwand?«
»Sophie, beruhige dich doch!« Tessa hätte sie am liebsten geschüttelt, goss ihr aber stattdesen Wein nach und schob ihr das Glas in die zitternde Hand. »Er hat dich
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