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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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Sie blickte an ihrem heidelbeerfarbenen Kleid mit den passenden Satinschuhen herab. Wie sehr ihr Sophie leidtat. Eine Hochzeit war doch ein fröhlicher Anlass, voller Spaß und Heiterkeit, aber das hier heute war keineswegs so. Sophie heiratete Gil, weil sie sich verpflichtet fühlte, und Tristan war zu verletzt, um sich wieder mit Sophie auszusöhnen. Bald würde alles zu spät sein, denn zwei Menschen, die eigentlich nicht zusammengehörten, würden durch das heilige Sakrament der Ehe miteinander verbunden. Tristan würde sich nur noch hassen, weil er Sophie hatte gehen lassen.
    »Das passiert jetzt echt«, hauchte Sophie angstvoll. »Ich werde tatsächlich Gil heiraten.«
    Dann trank sie einen großen Schluck Champagner. Sie brauchte irgendetwas, das ihr durch den Tag half. Gil war am Tag zuvor ebenfalls überaus nervös gewesen. Sophie hatte damit gerechnet, dass er die Hochzeit absagen würde. Er hatte darauf bestanden, allein zur Beerdigung seines Vaters zu fahren, und benahm sich seitdem sehr seltsam. Eines Nachts war er ununterbrochen im Wohnzimmer auf und ab marschiert, hatte sich die Haare gerauft und dabei Unverständliches gemurmelt. Am nächsten Tag hatte er stundenlang irgendwo gesessen und ins Leere gestarrt, wobei er die Finger manisch immer wieder im Schoß verschränkte. Dann wieder hatte er mit einem unendlich friedlichen Gesichtsausdruck aus dem Fenster in Richtung Appleton Manor gestarrt, und als sie vorsichtig nach seiner Hand griff, hatte er sie so leer angesehen, als würde er sie kaum erkennen.

    »Zum Glück kann Gil mit Nathan reden«, sagte Sophie nun unvermittelt. Sie runzelte fragend die Stirn, als sie merkte, dass Tessa sie dabei merkwürdig ansah, und zuckte die Achseln. Sie freute sich wirklich, dass Gil einen Freund hatte und sie so gut miteinander auskamen. Die Sache mit Tristan hatte sie derart aufgeregt, dass sie dankbar war, wie Nathan ihr einen Teil der Bürde abnahm, indem er sich um Gil kümmerte.
    Tessa beobachtete Sophie, doch unfreiwillig schlüpften ihre Gedanken wieder zu Will. Sie würde ja in der Kirche sehr dicht neben ihm stehen. Sie begann zu zittern. Dabei vergoss sie ihren Champagner über Sophies Jimmy-Choo-Satinschuhe. Tessa keuchte erschrocken auf.
    »Kein Problem«, sagte Sophie sofort, »nur sag es Gil nicht, denn er hat sie ausgesucht … Jesus, er hat alles für diese Hochzeit ausgesucht.« Sie blickte an sich hinab und erkannte, dass Gil den Großteil ihres Lebens kontrollierte. Wie war es dazu gekommen? Warum ließ sie sich alles von ihm sagen? Sie wusste, dass es nicht mit Absicht geschah und er immer in ihrem besten Interesse handelte, aber Sophie erkannte erst jetzt, wie sehr sie sich innerlich dagegen wehrte. Sie kippte den Rest ihres Champagners hinunter und wechselte das Thema. »Du wirst also kündigen?«
    Tessa seufzte. »Ja. Ich glaube schon. Ich warte nur noch auf den richtigen Zeitpunkt. Jilly ist immer noch sehr wütend auf mich, und obwohl das inzwischen egal ist, kann ich momentan keine größere Szene mit ihr ertragen. Davon hatte ich in letzter Zeit so viele, dass es für ein ganzes Leben reicht.« Sie schenkte ihnen beiden nach. »Ich will immer noch meinen Roman schreiben, habe aber in den letzten beiden Wochen keine Zeile zu Papier gebracht. Ich kann mich momentan einfach nicht konzentrieren. Mir geht dauernd alles durch den Kopf, was in letzter Zeit passiert ist. Nach Weihnachten werde ich irgendwohin fahren.«

    Sophie sah sie mitfühlend an. Ihr war selbst nach Fortlaufen zumute. »Wie steht es denn mit Will und dir?«
    »Es ist schwierig.« Tessa zog ihren Lippenstift nach und verdrängte die Erinnerung an Wills wütendes Gesicht, als er sie wegen ihrer Behandlung der Forbes-Henrys zur Rede stellte. »Ehrlich gesagt wird die Luft zum Schneiden dick, wenn wir im selben Raum sind. Er traut mir einfach nicht über den Weg. Nach allem, was Claudette sagte, kann ich seine Nähe nicht ertragen. Ich meine, ich möchte schon, aber ich halte es nicht aus.«
    »Ich bin sicher, dass er dich toll findet, Tessa. So, wie ich mich an Will erinnere, verschenkt er sein Herz nicht leicht, aber wenn das passiert, dann meint er es ernst.«
    »Wie, meinst du wie bei Claudette?«, gab Tessa sarkastisch zurück. Immer wenn sie an Will und Claudette gemeinsam dachte, wurde ihr übel. »Entschuldige, Sophie, aber mir geht es momentan nicht so gut.« Vorsichtig setzte sie ihr Champagnerglas ab. Noch ein Schluck, und sie würde durch die Kapelle taumeln wie

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