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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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eine alte Säuferin. Heute war Sophies Ehrentag. Tessa würde ihn nicht verderben, indem sie ununterbrochen über Will jammerte.
    »Vergiss es.« Sophie zuckte die Achseln. »Aber mal ganz ernsthaft, wenn ich an Will und Claudette denke, dann glaube ich, war Will auf der Suche nach einer Frau, und Claudette hat das voll ausgenutzt.« Begeistert redete sie weiter. »Und ich glaube, Will hat sich in sie verliebt, weil sie alles darangesetzt hat, ihn zu überzeugen, dass sie beide füreinander bestimmt waren. Aber wenn er sie wirklich geliebt hat, dann hätte er dich nie im Leben geküsst. Und sicher wäre er anschließend in deiner Gegenwart nicht immer so verlegen gewesen. Schuldgefühle, okay, aber wenn man sich stark von jemandem angezogen fühlt, das ist eine ganz andere Geschichte. Glaub mir.«
    Bei Sophies rationaler Anayse von Wills Beziehung zu
Claudette hüpfte Tessas Herz hoffnungsvoll – eine Sekunde lang. Das alles klang plausibel und passte auch zu dem, was Tristan gesagt hatte. Aber sie konnte Claudettes Abschiedsworte nicht vergessen und wiederholte sie.
    »Hast du dir mal überlegt, dass Claudette das nur gesagt hat, um dir alle Chancen zu nehmen?«, fragte Sophie bestimmt. »Das würde ich ihr durchaus zutrauen.«
    Tessas Hand mit dem Lippenstift verharrte mitten in der Luft. Sosehr sie das glauben wollte, es fiel ihr schwer. Will hasste vermutlich nach dieser schlechten Erfahrung alle Frauen und erst recht diejenigen, deren Moral er anzweifelte.
    Nein. Sie steckte den Lippenstift fort. Es war besser, Will zu vergessen. Nach Weihnachten würde sie Appleton Manor verlassen, zurück in ihre Wohnung in Putney ziehen und sich alle Mühe geben, ihr Leben auf die Reihe zu bringen. Bei dieser Vorstellung sank ihr das Herz.
    »Denk daran, was ich über Claudette gesagt habe«, beharrte Sophie. »Nicht alles ist so, wie es scheint, Tess. Ich sollte das besser wissen als alle anderen.« Dann spielte sie mit einer Haarsträhne. »Hat doch keinen Sinn, dass wir beide in der gleichen Scheiße sitzen, oder?«
    Da lachten sie beide, vor allem, weil in diesem Moment Ruby hereingerannt kam und fragte: »In welcher Scheiße?« Sie trug die gleiche Art Kleid wie Tessa, doch ihres hatte auf dem Rücken eine große Schleife. Ruby sah aus wie ein kleiner Engel. Tessa setzte sorgfältig einen Kranz aus rosa Rosen und Seidenbändern in ihre goldenen Locken und dachte, sie brauchte bloß noch eine kleine Harfe, um das Bild perfekt zu machen.
    »Welche Scheiße?«, fragte Ruby neugierig.
    »Nichts«, erwiderte Tessa grinsend. »Vergiss es.«
    »Okay. Wird mein echter Daddy heute kommen?«
    Tessa sah Sophie über Rubys Kopf hinweg an. Wie die
meisten Kinder hatte Ruby ein ausgesprochenes Talent, zur unpassendsten Zeit hartnäckige Fragen zu stellen.
    »Ich glaube es nicht, Liebling«, antwortete Sophie, die nun mit den Tränen kämpfte. »Ich glaube, dein echter Daddy ist der letzte Mensch, den ich bei meiner Hochzeit sehen werde.«
    Henny blickte erneut auf ihre Liste. Blumen? Okay. Ringkissen? Okay. Gäste, Pfarrer, Trauzeugen? Okay. Was noch fehlte, war die Braut. Henny hoffte schuldbewusst, dass dies so bleiben würde.
    Vorn stand Gil neben dem Trauzeugen Nathan. Gil hatte sich zwar am Abend zuvor gründlich mit St-Tropez-Selbstbräune eingesprüht, wirkte aber nun so fahl wie ein Geist und schwitzte sichtlich. Immer wieder betupfte er sich die Stirn mit einem seidenen Taschentuch. Nathan, der eine so enge Hose trug, dass jeder Gast das Innenmaß seiner Beine ablesen konnte, wirkte genauso verlegen.
    Gil und Nathan trugen beide den gleichen taubengrauen Cutaway und eine rosa Krawatte mit Windsor-Knoten. Sie hörten die Worte des ältlichen Pfarrers kaum, der versuchte, sie bei Laune zu halten, obwohl er noch nie einen Mann mit Wimperntusche getraut hatte. Aber er hatte keine Vorurteile.
    »Setz dich, Liebling«, forderte Hennys Freund Barnaby sie zärtlich auf. Er trug einen eleganten dunkelblauen Anzug und hatte sein Silberhaar mit etwas Gel geglättert. Er bemühte sich, Henny zu beruhigen. »Alles ist perfekt.«
    Ja, das war es. Die Kirchenbänke waren mit Girlanden aus hellrosa Rosen und dunkelgrünem Efeu geschmückt. Der zarte Duft breitete sich überall in der Kapelle aus. In die Enden der weißen Satinbänder hatte man Kristalle geknotet, die dem Ganzen ein märchenhaftes Funkeln verliehen.
Alles strahlte Gils Geschmack, Stil und Detailbesessenheit aus.
    Jetzt drehte Gil sich um und nickte seiner Mutter zu. Sie war

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