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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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Informationsnachschub von beiden Seiten trockneten die Storys langsam aus. Rufus’ Lager schien keine Verteidigung mehr zu haben. Ihnen wurde wohl langsam klar, dass India immer noch an die Öffentlichkeit treten konnte, um bekannt zu machen, dass sie minderjährig gewesen war. In dem Fall hatte Rufus mit einer Anklage wegen Vergewaltigung zu rechnen.
    So berühmt und attraktiv, wie Rufus war, würde das Gefängnis für ihn zu einer wahren Strafe. Clemmie war gutmütig genug, ihm das nicht zu wünschen. Aber wenn Rufus gehofft hatte, wie Hugh Grant nach seiner Eskapade auf dem Hollywood Boulevard als »liebenswerter Schuft« betrachtet zu werden, dann musste er sich auf einen
Schock gefasst machen. Die Presse hatte ihm zwar anfangs viel Raum gewidmet, sich aber inzwischen sehr heftig gegen ihn gewandt. Er wurde als Lügner und Betrüger bezeichnet. Man klagte ihn kaum verhohlen des Missbrauchs an.
    Clemmie blickte an dem riesigen Tannenbaum in der Eingangshalle hoch, der über und über mit Glaskugeln, einer weißen Lichterkette und handgefertigtem Christbaumschmuck verziert war. Wie hatte sie sich gefreut, als Jack und Henny sie gebeten, nein, sie angebettelt hatten, dass sie Weihnachten mit ihnen verbrachte. Wie glücklich sie sich an den Vorbereitungen beteiligt hatte, die auf so angenehme Weise von ihrem zurückliegenden Pech ablenkten. Nur nachts machten ihr die Erinnerungen zu schaffen. Ihr Herz sehnte sich nach Rufus oder dem, was Rufus in ihrem Leben dargestellt hatte. Sie fühlte sich unendlich einsam ohne ihn, aber Jack, der sich ohne Caro genauso verlassen fühlte, war kaum von ihrer Seite gewichen. Er brachte sie oft zum Lachen, und sie war für seine Gesellschaft sehr dankbar.
    »Gehen wir?«, fragte er jetzt und legte ihr den Mantel um die Schultern. Dann bot er ihr grinsend den Arm.
    »Oh, es ist mir ein Vergnügen, werter Herr!«, erwiderte sie mit übertriebenem texanischem Akzent. Dann drückte sie ihm dankbar die Hand. »Wir können uns gut gegenseitig unterstützen, nicht wahr? Ich kann es kaum glauben, was für gute Freunde wir in so kurzer Zeit geworden sind, Jack.«
    Jack hatte den Verdacht, dass seine Gefühle über das rein Platonische hinausgingen. Daher blieb er stumm und geleitete Clemmie hinaus in den Schnee.
    »Du siehst sehr schön aus«, sagte Tessa leise zu Sophie. Sie rückte noch einmal den Clip mit den Rosenknospen in
Sophies Frisur zurecht und trat einen Schritt zurück, um sie zu betrachten. Das elfenbeinfarbene Kleid mit dem Halterneck brachte Sophies kurvenreiche Figur gut zur Geltung und betonte die karamellfarbenen Highlights in ihrer Hochsteckfrisur. Ihre braunen Augen wirkten mit dem leichten Make-up riesig, aber sie funkelten eher erregt als aufgeregt.
    »Danke.« Sophie betrachtete sich keine Sekunde im Spiegel. Das Kleid war ihr bekannt, sie wusste, wie es aussah. Was sollte es auch, dachte sie niedergeschlagen. Tristan würde sie auch in Jeans und T-Shirt heiraten. Für Gil war Stil überaus wichtig, aber Sophie war das eigentlich alles egal, all die Kleinigkeiten, über die Gil stundenlang nachgedacht hatte. Bei einer Hochzeit ging es für sie nicht um das Kleid oder die Blumen oder die Szenerie. Heute war ihre Hochzeit, und es war alles sehr real, aber genau wie Sophie geahnt hatte, war es nicht das Richtige für sie.
    »Äh … weiß denn irgendwer, wohin Tristan verschwunden ist?«
    Tessa goss ihnen ein Glas Champagner ein und schüttelte den Kopf. Kurz nach ihrem Besuch bei Tristan hatten sie und Will gesehen, wie Tristan in seinem gelben MG fortfuhr. Er hatte beiden eine SMS geschickt. Er sei in Ordnung und brauche einfach Zeit zum Nachdenken. Niemand hatte heute Morgen von ihm gehört, und Tessa dachte, falls Tristan Sophie wirklich noch überreden wollte, dann wurde es knapp, denn die Zeremonie würde in einer Stunde stattfinden.
    »Er geht nicht ans Telefon«, gab Tessa zu.
    »Er ist so verletzt, und ich habe keine Ahnung, was ich tun könnte.« Sophie rang angstvoll die Hände. Ihr war übel vor Sorge. »Wenn ich doch bloß mit ihm reden könnte, um alles mit Ruby zu erklären, aber ich weiß ja nicht einmal, wo er ist. Ich hätte nicht bis heute warten sollen, aber ich
habe solche Schuldgefühle gegenüber Gil, wo doch sein Vater gerade gestorben ist. Ich weiß nicht mehr ein noch aus, aber ich hätte etwas tun sollen, irgendetwas. Jetzt ist alles unerträglich.«
    Tessa seufzte mitfühlend und blickte verstohlen wieder auf ihr Handy. Keine SMS von Tristan.

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