Den schnapp ich mir Roman
zu wissen, ob er sie nicht eines Tages wieder verlieren würde?
Tristan sah wieder auf die Uhr und vergrub das Gesicht in den Händen. Was sollte er bloß tun? Er wollte Ruby … Hölle, er wollte Sophie, aber stur, wie er war, wollte er, dass Sophie den ersten Schritt tat. Und warum? Weil er glaubte, dass sie ihm das schuldete. Das war natürlich unglaublich arrogant! Wie egozentrisch er war – und dafür hasste er sich. Wenn Sophie nicht den ersten Schitt tat und er alles einfach geschehen ließ, dann würde sie gleich Gil heiraten, und alles wäre zu spät. War es nicht schon genug um Dinge wie Schuld und Pflicht gegangen?
Tristan trat vor das zerschlitzte Porträt von Sophie. Ihre Augen schienen in ihn zu dringen, ihn anzuflehen, den
ersten Schritt zu tun. Was immer er im Leben gewollt hatte, jetzt konnte er es bekommen. Aber er hatte zu viel Angst, diesen Schritt ins Ungewisse zu tun, weil sein Herz ja wieder in tausend Stücke zerschlagen werden konnte. Dieser Gedanke lähmte ihn einfach.
Liebte er sie genug, um alles zu riskieren und die Hochzeit jetzt zu verhindern? Tristan starrte wieder auf Rubys Foto.
Mit klappernden Zähnen schritt Sophie den Mittelgang entlang. Tessa folgte dicht hinter ihr mit zögernden Schritten. Sie hielt Rubys Hand fest umklammert. Als sie an Wills Bank vorbeikam, spürte sie seine Blicke auf sich und mied errötend seinen Blick. Immer wieder gelang es ihm, ihr Herz so außer Kontrolle zu bringen wie eine entsicherte Pistole.
Tessa hoffte jetzt nur noch, dass Sophie alles gut überstand. Draußen vor der Kapelle hatte sie eine heftige Panikattacke erlitten, hatte hyperventiliert und am ganzen Körper gezittert. Tessa hätte um ein Haar einen Krankenwagen gerufen, doch dann hatte sie Sophie aufgefordert, den Kopf zwischen die Knie zu stecken und durchzuatmen. Erst als Ruby sich so aufregte, dass sie fast weinte, hatte Sophie sich mit aller Kraft zusammengerissen. Tapfer und mit der Miene einer zum Galgen Verurteilten hatte sie Tessa versichert, alles wäre jetzt in Ordnung und sie müsste einfach in die Kapelle gehen und es hinter sich bringen.
Kaum eine romantische Sicht von einer Hochzeit, dachte Tessa, lächelte aber Ruby aufmunternd zu und versuchte, die Wogen zu glätten.
Ruby war es nicht bewusst, aber alle Mitglieder der Familie Forbes-Henry freuten sich darauf, sie zum ersten Mal zu Gesicht zu bekommen. Ausnahmslos alle hielten sie für das entzückendste Geschöpf unter dem Himmel.
Henny brach in Tränen aus und musste das Gesicht in Barnabys monogrammbesticktem Taschentuch verbergen.
Ruby hatte keine Ahnung, dass sie alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie setzte sich neben Tessa und konnte nur denken, wie schön und traurig ihre Mami aussah. Gil betrachtete sie mit leichter Enttäuschung. Er war in Ordnung, aber er spielte nie mit ihr und konnte sich auch nie dazu durchringen, mit ihr auf der PlayStation SingStar zu machen.
Sophie war nun neben Gil getreten, bekam aber immer noch nur sehr schwer Luft. Würde sie es wirklich schaffen? Sie liebte Gil nicht, nicht so, wie sie ihn eigentlich lieben müsste. Und wenn das nicht schon schlimm genug war, dann waren es ihre Gefühle für Tristan, die sie nun fast überwältigten.
Soll mein Leben wirklich so sein? fragte sie sich traurig und blickte Gil verstohlen von der Seite her an. Betroffen merkte sie, dass er ebenso grau aussah wie sein Anzug. Er wirkte tatschlich alt und eingefallen hier vor dem Altar. Die Falten um seine Augen und auf seinen Wangen waren in dem wunderbaren Licht durch die Buntglasfenster über ihnen deutlich abgemalt.
Gil nahm von Sophie keinerlei Notiz und rückte immer wieder an dem Kragen seines schneeweißen Hemdes. Er schwitzte jetzt so sehr, dass seine Wimperntusche sich in den Augenwinkeln sammelte. Trotz ihrer Angst musste Sophie zärtlich lächeln. Gil war so eitel! Mascara zu tragen war in Ordnung, besonders bei einer Hochzeit, aber hatte er noch nie etwas von wasserfester Wimperntusche gehört?
Dann drehte Sophie sich zu Ruby um und sah, dass ihre Tochter unendlich traurig wirkte. Da traf es sie plötzlich wie ein Blitz. Wenn sie Gil heiratete, war das nicht im besten Interesse ihrer Tochter. Ruby mochte Gil leiden, aber das reichte nicht. Jetzt war das einfach nicht mehr genug.
Sophie drehte sich um. In diesem Moment wusste sie, dass sie die Hochzeit nicht durchziehen konnte. Sie musste Tristan suchen und ihm alles erklären. Aber selbst wenn er ihr niemals vergab, selbst wenn er nie
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