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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sicher klar, dass ich es war, der dieses Foto von Ihnen und Miss Nick an die Presse geschickt hat. Ich musste nur ein paar Anrufe bei der Polizei in San Francisco machen, und schon hatte ich raus, wer sie ist. Und dann tauchte sie hier auf, steckte überall ihre Nase rein und hat sich jeden angesehen, aber ich wusste, dass sie mich nicht erkennen würde.«
    Dane sagte: »Aber Sie haben trotzdem Milton angeheuert, um sie umzubringen. Sie hatten Angst, dass sie Sie am Ende doch noch erkennt.«
    Linus zuckte mit den Schultern und trommelte wie verrückt auf den Schreibtisch. »Wieso ein Risiko eingehen? Zu schade, dass Milton ein so lausiger Schütze ist.« Er schaute Nick an. »Eine Schande, dass er Sie verfehlt hat. Bloß ein Streifschuss. Schicksal. Aber ich hätte Sie gekriegt, Miss Nick, o ja, ich hätte sie umgelegt.« Er stieß ein kurzes Lachen aus und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Film zu. Er drückte auf einen Knopf, woraufhin der Ton noch leiser wurde. Dann sagte er, ohne den Blick von der Filmwand abzuwenden: »Vater Michael Joseph war meine erste große Herausforderung. Er meinte, er würde mich verpfeifen, würde, wenn es sein musste, sogar das Priesteramt niederlegen. Ich wollte ihn sowieso töten, wenn auch nicht so früh.« Er schaute Dane an und lächelte. »Ein toller Schuss war das. Aber wissen Sie, was? Dieser verdammte Priester sah glücklich aus, als wüsste er, dass er, indem er sich opfert, weitere Menschenleben rettet. Wer weiß?«
    Danes Atem ging schwer, und er musste an sich halten, um nicht die Hände um Linus Wolfingers dürren Hals zu legen und ihn umzudrehen wie bei einem Hühnchen. Der Kerl war ein Ungeheuer, vielleicht sogar noch schlimmer als sein Großvater.
    »Was haben Sie mit der Waffe gemacht?«, wollte Sherlock wissen.
    Er grinste sie frech an. »Wer weiß?«
    Dane lächelte gefährlich. »Sie werden das alles büßen, Linus. Sie kommen ins Loch, und da kommen Sie erst wieder raus, wenn Sie ins Exekutionszimmer marschieren und zur Hölle fahren, wo Sie hingehören.«
    »Das glaube ich kaum«, sagte Linus und hob die Hand. In dieser Hand lag eine Derringer, eine kleine, tödliche Waffe. Er zielte der Reihe nach auf jeden Einzelnen von ihnen.
    »Daran sollten Sie nicht einmal denken«, sagte Savich. »Dafür ist es zu spät. Zwingen Sie uns nicht, Sie zu töten, Linus.«
    Linus Wolfinger lachte. »Wissen Sie, dass es überhaupt keinen Spaß mehr macht, dieses Studio zu leiten? Nichts macht mehr Spaß.« In einer guten Imitation von Arnold Schwarzenegger brummte er: »Hasta la vista, Baby.« Dann steckte er sich die Derringer in den Mund und drückte ab.

33
    Sie waren soeben ins Holiday Inn zurückgekehrt. Linus Wolfinger war erst seit einer Stunde tot. Es kam ihnen viel länger vor.
    Nick stand vor dem Fernseher und erblickte John Rothman, Senator aus Illinois, umlagert von einem Heer von Reportern und Kameraleuten.
    »... es soll Ihre Frau sein, Senator, von der alle geglaubt haben, sie wäre vor drei Jahren mit einem Ihrer Mitarbeiter durchgebrannt. Man hat ihre Leiche gefunden, aber wo ist Ihr Mitarbeiter?«
    »... Sir, wie fühlten Sie sich, als Sie erfuhren, dass man die Leiche Ihrer Frau gefunden hat?«
    »... Sie ist tot, Senator, lebt gar nicht mit einem Kerl zusammen. Glauben Sie, dass sie von Ihrem ehemaligen Mitarbeiter umgebracht wurde, Sir?«
    »... Wie, glauben Sie, wird sich das auf Ihre politische Karriere auswirken, Senator?«
    Nick starrte fassungslos auf den Bildschirm. Sie konnte kaum glauben, was sie dort sah. Tiefer Kummer überkam sie und eine unglaubliche Wut. John Rothman hatte Cleo also endlich ausfindig gemacht und sie umgebracht. Um sie zum Schweigen zu bringen. Und um sich wegen ihres Briefs an sie, Nick, zu rächen?
    Sie schaute das Gesicht an, das Gesicht, das sie zu lieben geglaubt hatte, dieses ausdrucksstarke Gesicht, das Freude und Charme ausstrahlen konnte, ein Gesicht, das die grausigsten Geheimnisse verbarg. Sie sah sich - es ließ sich nicht anders bezeichnen - seine Vorstellung an. Er war ein Naturtalent, der geborene Politiker und ein begnadeter Schauspieler. Senator Rothman sagte kein Wort zu den Reportern, die ihn umschwirrten. Er stand regungslos da wie ein biblischer
    Märtyrer, der seine Steinigung stoisch erträgt. Er wirkte unglaublich müde und älter als noch vor einem Monat. Furcht war ihm nicht anzumerken, lediglich Kummer und Schmerz. Selbst sie, die wusste, was dieser Mann war, was er getan hatte, wozu er fähig war,

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