Denen man nicht vergibt
Fingern auf die Schreibtischplatte zu trommeln. »Die blöde Kuh hat gesagt, mit einem Mickerling wie mir würde sie nicht ausgehen. Da hab ich ihr den Hals umgedreht, bis ihr das Genick brach. Leider tauchte mein Vater auf, bevor ich die Leiche verschwinden lassen konnte. Aber er hat mir geholfen, hat gesagt, dass ich nicht wie mein Großvater bin und dass er mir eine Therapie besorgen würde. Ich wollte nicht, aber er sagte, ich hätte keine andere Wahl, ich müsste in eine Anstalt. Wenn ich nicht einverstanden wäre, würde er mich der Polizei übergeben.«
Linus schaute sie an und zuckte abermals mit den Schultern. »Ich bin ziemlich schlau, müssen Sie wissen. Mehr als schlau sogar. Ich bin ein Genie. Dieses eine Jahr im Mountain Peak Home, am Arsch der Welt, habe ich genutzt, um mir über meine Zukunft klar zu werden. Und kurz danach kam Wolfinger um, und ich schlüpfte in seine Identität. Der gute alte Dad hat mir einen Job hier im Studio verschafft. Dann lernte ich Miles Burdock kennen und hab ihn gewaltig beeindruckt. Das war nicht leicht, Mann, aber ich bin ja ein Genie. Das hab ich bewiesen. Hab dem Studio massenweise Geld eingebracht. Deshalb nennen mich die alten Penner hier auch den kleinen Hosenscheißer. Die sind alle bloß neidisch. Mann, ich bin der Kronprinz, das, verdammt noch mal, Beste, was diesem Studio je wiederfahren ist.«
Er hielt einen Moment inne und blickte Savich an. »Mein Dad hat wohl nicht zufällig meinen Opa ausgeknipst?«
»Nein«, sagte Dane, »aber er wollte. Will’s immer noch. Wie haben Sie das mit Ihrem Großvater rausgefunden? Woher wussten Sie überhaupt, wo er ist?«
Linus lachte. »Ich war letzten Monat im Haus meines Vaters und stieß zufällig auf eine bezahlte Rechnung für ein Seniorenheim. Ich hatte meinen Großvater nie kennen gelernt, aber ich wusste, dass mein Vater ihn hasste. Er hat mir mehrmals gesagt, er würde nie zulassen, dass ich je mit dem Alten in Berührung komme. Aber das hat Ihnen mein Dad ja wohl alles erzählt, oder?«
Dane nickte.
»Ich war neugierig, wollte ihn kennen lernen. Wollte rausfinden, wieso mein Vater ihn so sehr hasste. Hab ihm sogar ein Weihnachtsgeschenk gebracht. Wissen Sie, was ich von dem erbärmlichen Wrack erfahren habe?«
Niemand sagte etwas, alle warteten.
»Er hat mir erzählt, was er getan hat. Zuerst wollte ich’s nicht glauben, es war zu fantastisch. Aber er hat mir Sachen erzählt, die waren viel zu real, um erfunden zu sein. Er nannte meinen Dad einen Feigling und Bettnässer. Dann fragte er mich, ob ich wirklich sein Blutsverwandter wäre, ob ich schon mal jemanden umgebracht hätte. Ich sagte, ja. Ich dachte, jetzt springt er gleich aus dem Stuhl und legt ein Tänzchen aufs Parkett, so sehr hat er sich gefreut.
Er hat gelacht, bis ihm das Blut und die Spucke übers Kinn liefen. Dann hat er mir mit dem Finger gedroht und gesagt, es läge mir im Blut, dass ich so aussehe wie er, als er jung war, und dass es ihm so sehr im Blut stecke, dass es ihm jetzt sogar wieder rauskäme. Dann hat er noch mehr Blut gespuckt.
Da wurde mir auf einmal klar, dass ich so bin wie er. Ich sagte ihm, dass mir die Arbeit im Studio allmählich langweilig wird und dass mein Dad diese tolle Idee für eine neue Serie hat. Und dann, während ich ihm so zuhörte, nahmen die Ideen in mir Gestalt an, und ich wusste, was ich zu tun hatte. Ich habe ein paar eigene Ideen zu den ersten zwei, drei Folgen beigesteuert, und mein Dad war ganz glücklich, dass ich solches Interesse hatte und dass meine Ideen so gut passten.
Als ich meinem Großvater erzählte, was ich vorhatte, wollte er alles ganz genau wissen. Hat mir sogar bei ein paar Feinheiten geholfen. Als ich ging, hat er gelacht und mir viel Glück gewünscht, hat gesagt, dass er unbedingt hören will, wie alles ausgeht, denn meistens läuft es nicht ganz wie geplant, und das wäre der größte Spaß dabei. Ich sagte ihm, er kann alles aus der Zeitung erfahren.« Linus schüttelte den Kopf und trommelte weiter mit den Fingern auf dem Schreibtisch herum.
»Mann, das war vielleicht ein Spaß, vor allem dieser Priester in San Francisco, Ihr Zwillingsbruder, Agent Carver. Hat mich total überrascht, der Kerl. Und Sie auch, als ich Sie das erste Mal sah.«
Dane hätte den kleinen Mistkerl umbringen können. Er spürte Savichs Hand auf seinem Arm und rang um Beherrschung, was ihm schließlich auch gelang. Er sagte: »Es ist aus, Linus. Die Todesstrafe winkt.«
Linus erwiderte: »Ihnen ist
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