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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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umgebracht? War Ihnen denn nicht klar, als sie erwachsen waren und nicht länger unter seiner Fuchtel standen, dass Sie etwas tun mussten?«
    Weldon sagte: »Ich hab’s verdrängt. Ich wollte überhaupt nicht daran denken. Er hat Recht. Ich bin ein Feigling. Er wusste genau, dass ich nichts sagen würde, als ich meinen Jungen bekam. Bis vor dreizehn Jahren war er Sheriff, bis irgendwas bei einer Verhaftung schief ging und ihm ein Auto über die Beine fuhr und sie zerquetschte. Seitdem ist er an den Rollstuhl gefesselt. Da wusste ich, dass die Welt von nun an vor ihm sicher war.«
    Savich wollte etwas sagen, aber Nick schüttelte den Kopf und meinte: »Er hat erst vor kurzem mit seinen Drohungen angefangen, stimmt’s? Er wusste, dass er nicht mehr lange leben würde, und wollte noch den zweifelhaften Ruhm genießen, der ihm, wie er glaubte, zustand. Er wollte, dass die Welt erfuhr, was jahrelang unter ihnen gelebt hat.«
    Weldon nickte, die Hände fest ineinander gekrampft. Er war so bleich, so fertig, dass es ihr fast das Herz brach. »Ja. Als er mir sagte, was er vorhatte - Sie wissen schon, große Presseerklärung und so weiter -, da wusste ich nicht, was ich tun sollte. Ich erinnerte ihn daran, dass er mir versprochen hatte, den Mund zu halten, solange ich ihn gut versorgte. Aber er lachte nur und meinte, jetzt, wo er eh bald ins Gras beißen würde, spielte das keine Rolle mehr. Da wusste ich, dass sein Irrsinn außer Kontrolle geraten war.«
    Weldon schien zu einem Eisblock zu erstarren. Sein Blick war nach innen gerichtet. Er holte tief Luft und sagte: »Und dann sagte er mir, dass ihm sein Enkel einen netten kleinen Besuch abgestattet hätte. In dem Moment verlor ich die Beherrschung und schlug ihn und kippte seinen Rollstuhl um. Ich hätte ihn gleich umbringen sollen, aber ich konnte einfach nicht. Ich drohte ihm, hoffte, ihn einzuschüchtern, damit er den Mund hielt, aber ich wusste gleich, dass es nicht funktionieren würde. Als ich fort war, habe ich nachgedacht, und da wusste ich, dass ich ihn töten musste, es gab keinen anderen Ausweg. Aber ich brachte es einfach nicht fertig. Ich habe versagt.«
    Dane sagte sanft: »Weldon, Ihr Vater hat also Besuch von Ihrem Sohn bekommen und ihm alles über seine Vergangenheit erzählt?«
    »Ja.«
    »Weldon, wer ist Ihr Sohn?«
    Weldon schüttelte den Kopf. »Hören Sie, Agent Savich, mein Sohn ist kein Mörder, ehrlich nicht.«
    »Aber Sie glauben, dass er einer ist«, sagte Sherlock, »und das bringt Sie fast um. Sie glauben, dass Ihr Sohn diese Menschen in San Francisco und in Pasadena ermordet hat, nach den Drehbüchern, die Sie geschrieben haben.«
    Nach einer langen Pause sagte Weldon DeLoach schließlich: »Ich wollte einfach nicht glauben, dass er wie sein Großvater sein soll, dass er nicht ganz richtig im Kopf ist, dass ihm was Wichtiges fehlt.«
    Dane sagte: »Wir müssen ihn aus dem Verkehr ziehen, Weldon, das wissen Sie hoffentlich. Sie dürfen nicht zulassen, dass er so weitermacht, wie Ihr Vater es jahrelang tat.«
    Weldon schüttelte den Kopf. »Verstehen Sie mich nicht falsch, mir ist das alles erst vor ein paar Tagen klar geworden. Und selbst da bin ich nicht von selber draufgekommen. Der Alte hat geprahlt, wie stolz er wäre, dass es nun doch einen richtigen Mann in der Familie gäbe und dass er seinem Enkelsohn kaum mehr etwas beibringen müsste, weil er -wie sein Opa - von Natur aus wüsste, was zu tun war, und wie. Er erzählte mir, dass ihn sein Enkel besucht und ihm sogar ein Weihnachtsgeschenk mitgebracht hatte, eine hübsche, rot gepunktete Krawatte. Einfach perfekt wäre das gewesen, und deshalb habe er dem Jungen gesagt, dass er bald sterben müsse und ihm alles über sich erzählen wolle. Und er hat gelacht und gelacht, wie dumm doch alle wären, besonders die Cops.«
    Weldon schwieg und schaute sie an. Dann sagte er: »Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Ich wusste, dass ich diesen entsetzlichen Alten beseitigen, irgendwo verscharren musste, damit ich und die Welt Frieden vor ihm haben.«
    Sherlock sagte mit sanfter Stimme: »Aber was wollten Sie wegen Ihres Sohns unternehmen?«
    »Ihm Hilfe besorgen. Ihn davon abhalten, noch mehr Schaden anzurichten. Ihn, falls nötig, der Polizei übergeben.«
    Sherlock sagte: »Wir sind die Polizei. Wie heißt er, Weldon?«
    Aber Weldon schüttelte bloß den Kopf. »Ich durfte nicht zulassen, dass er so weitermacht wie mein Vater. Er ist im Grunde ein guter Junge. Ich weiß, da muss

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