Denen man nicht vergibt
seinen eigenen Vater umzubringen.«
»Wenn«, sagte Sherlock und hob einen zweiten Karottenschnitz, »wenn Weldon ihm wirklich eins über den Schädel gezogen und ihn aus dem Stuhl geschubst hat, bleibt immer noch die Frage, worüber der Alte nicht länger schweigen wollte?«
»Über die Tatsache, dass Weldon nach seinen eigenen Drehbüchern Leute killt«, meinte Flynn, »ist doch sonnenklar. «
»Vielleicht«, erwiderte Sherlock, aber sie runzelte die Stirn. »Vielleicht aber auch nicht. Auch hier gilt: Ist das nicht zu offensichtlich?«
»Er wollte nicht länger zu dem schweigen, was sein Sohn tut«, sagte Dane, jedes Wort langsam und sorgfältig aussprechend. »Könnte doch sein, dass Weldon seinem Vater erzählt hat, dass er ein Mörder ist, und dass der alte Mann die Panik gekriegt hat.«
Nick sagte: »Aber die Frage ist doch, wer würde Captain DeLoach glauben, wenn er jedem erzählte, sein Sohn brächte reihenweise Leute um? Erzählen könnte er’s doch höchstens den Pflegern und Schwestern, und die denken, er hat sie nicht mehr alle. Die würden doch bloß den Kopf schütteln und sagen, wie traurig, dass es so mit ihm bergab geht, und würden ihm ein paar Pillen mehr geben. Weldon wird das wissen. Wieso sollte er seinem eigenen Vater was antun, ihn gar töten, wenn er überhaupt nichts zu befürchten hat?«
Bei Kaffee und Tee berichtete Flynn, dass er seine Kontakte aktiviert hatte und sofort erfahren würde, wenn sich etwas tat. Was die Autoren und die Filmcrew des Consultant betraf sowie zwei leitende Produzenten, gab es nichts, das Anlass zur Besorgnis gegeben hätte.
»Das Übliche«, meinte Flynn lakonisch. »Eine Anklage wegen Prostitution, ein paar Drogendelikte, ein Entzug, ein paar Strafzettel für falsches Parken und zu schnelles Fahren, nichts, das ausreicht, meinen Magen zum Tanzen zu bringen.«
»Ach ja? Was denn für einen Tanz? Rumba?«, wollte Delion wissen.
»Nein«, meinte Flynn, »Salsa, Mann, Salsa. Mein Eheweib sagt immer, sie mag mir gern beim Basketballspielen zusehen, aber sie liebt es, wenn ich eine Salsa hinlege.«
Nick schaute Flynn an und sagte: »Ich bin auch keine schlechte Salsa-Tänzerin, Detective Flynn.«
Flynns Augen leuchteten. »Ja? Dann müssen wir bei Gelegenheit mal ein Tänzchen wagen.«
Savich sagte: »Ja, ja, Schluss mit dem Blödsinn. Was ist jetzt mit Pauley und Wolfinger?«
»Der gute Frank Pauley geistert jetzt schon seit fast fünfundzwanzig Jahren in Hollywood rum. War viermal verhei-ratet, und die derzeitige Mrs. Pauley, Belinda Gates, soll es, laut Insider-Informationen, ernst meinen. Scheint ein ganz normaler Typ zu sein; haben jedenfalls keine Leichen im Keller oder was Ähnliches bei ihm ausbuddeln können.«
Sherlock sagte: »Also wenn Belinda da wirklich mit drin steckt, würde ihr Mann doch bestimmt zumindest was vermuten.«
»Denke ich auch«, stimmte ihr Flynn zu. »Also, diese Belinda Gates. Ist vor fünf Jahren nach LA gekommen, hat ein paar kleinere Rollen ergattert, ein bisschen Werbung gemacht, ein paar Softpornos gedreht und hat sogar bei diversen Soaps als Maskenbildnerin gejobbt. Pauley an Land zu ziehen war ihr bisher größter Coup.
Soweit ich es sagen kann, ist Linus Wolfinger tatsächlich ein kleines Genie. Sicher, er ist ein arrogantes kleines Arschloch, steht offensichtlich auf Jungs, aber das ist bisher bloß Klatsch, keine Tatsache. Er kam aus dem Nichts: Waise, in verschiedenen Pflegefamilien aufgewachsen. Hat sich das Collegestudium selbst finanziert - die UC Santa Barbara -, hat ein Jahr nach dem Studium bei mehreren Filmproduktionen in den Premier Studios gejobbt und hat es irgendwie geschafft, Burdock, den Oberboss himself, zu beeindrucken. Da war er noch nicht mal dreiundzwanzig Jahre alt. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt. Er ist blitzsauber - bloß ein lausiges Ticket wegen Geschwindigkeitsübertretung, und das war an dem Tag, als er seinen neuen Porsche zum ersten Mal ausprobiert hat.«
»Was hat er in dem Jahr nach seinem Studium gemacht?«, wollte Savich wissen.
Flynns Augen leuchteten auf. »Tja, das wissen wir noch nicht. Aber wir bleiben dran.« Er zog ein kleines schwarzes Notizbuch aus der Innentasche seiner Jacke und kritzelte etwas hinein. »Eins ist jedenfalls sicher: keiner des Filmteams von The Consultant wird auch nur aufs Klo gehen, ohne dass wir es erfahren.« Dann grinste er in die Runde. »Na, wie war’s jetzt mit ’ner schönen Nachspeise?«
Flynn und Delion bestellten
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