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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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können, dass sie Medikamente nehmen müssen oder dass sie überhaupt Medikamente brauchen. Diese Menschen leiden am meisten, weil sie am hilflosesten sind.«
    Dane sagte: »Ich weiß noch, wie ein früherer New Yorker Bürgermeister einmal versucht hat, diese Leute von der Straße zu holen und in Heime zu stecken, aber die ACLU war vehement dagegen.«
    Nick sagte: »Ja, ich erinnere mich. Die von der ACLU haben sich eines dieser armen Wesen geschnappt, haben der Frau richtige Sachen zum Anziehen und Medikamente besorgt, sodass sie sich wieder sehen lassen konnte, und sie haben gewonnen. Bloß, dass die arme Frau verloren hat. Innerhalb weniger Tage lief sie wieder hilflos draußen herum, hat Passanten verflucht und angespuckt. Ich frage mich, ob die Anwälte der ACLU deswegen vielleicht ein bisschen weniger gut geschlafen haben.«
    »Wer sind Sie, Nick?«
    Sie schwieg und regte sich nicht, stand schweigend neben der Tür des Mietwagens, die er für sie aufhielt. Dann sagte sie: »Mein Name ist Nick, das ist die Abkürzung für Nicola. Meinen Nachnamen will ich Ihnen nicht sagen, in Ordnung?«
    »Sie meinen, wenn Sie mir Ihren richtigen Namen sagen würden, würde ich ihn kennen?«
    »Nein. Das heißt, dass Sie Zugang zu Computern und Datenbanken haben.«
    Dann gab es also doch etwas über sie, etwas, das aufzustöbern war, etwas anderes als ihre reine Identität. Was war ihr bloß zugestoßen?
    Als er auf dem Fahrersitz saß und den Schlüssel ins Zündschloss steckte, wandte er ihr den Kopf zu und sagte: »Ich will wissen, wer Sie sind, nicht bloß Ihren Namen.«
    Sie schaute schweigend geradeaus und sagte nichts, bis er vom Hotelparkplatz herunter und auf die Straße eingebogen war.
    Dann sagte sie: »Ich bin eine Frau, die noch vor dem Frühling tot sein könnte.«
    Er umklammerte das Lenkrad unwillkürlich fester. »Bullshit. Seien Sie doch nicht so melodramatisch. Und Sie irren sich. Ich glaube, Sie werden im Frühling wieder genau das tun, was Sie im letzten Monat getan haben. Was haben Sie im Dezember gemacht, Nick?«
    »Ich habe an der Uni Geschichte des Mittelalters unterrichtet.« Sie wusste nicht, wieso sie das gesagt hatte. Na ja, er wusste ja bereits, dass sie promoviert hatte, also verriet sie ihm auch nicht viel mehr.
    »Sind Sie vielleicht zufällig eine Dr. Nick?«
    »Ja, aber das haben Sie ja inzwischen wohl schon erraten. Sie wissen, dass Ihr Bruder das Mittelalter liebte.«
    »Mein Bruder war ein beeindruckender Mann und ein guter Mann«, sagte Dane, und dann brach er plötzlich ab. Er merkte, wie etwas in ihm zusammenbrechen wollte, dort, wo das Blut seines Bruders mit seinem, Danes, Schmerz zusammenfloss. Er musste an Erzbischof Lugano denken, wie er ihm auf der Beerdigung die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt hatte, er solle es einen Tag nach dem anderen versuchen.
    Er konzentrierte sich aufs Fahren. Eine Skaterin, deren Shorts so knapp war, dass die halben Pobacken hervorschauten, lenkte ihn momentan ab. Sie winkte, grinste und warf ihm eine Kusshand zu. Er winkte zurück, grinste auch ein bisschen und sagte anerkennend: »Was für eine Show.«
    »Ja, da haben Sie Recht«, meinte Nick trocken. »Ich finde auch, dass sie ganz hervorragend Rollschuh läuft.«
    Dane schaute sie überrascht an. »Das war ein Witz, Nick.«
    Sie lächelte. Es war nur ein kleines Lächeln, aber immerhin.
    »Wohin fahren wir?«
    »Wir treffen uns alle im Green Apple, einem Fresstempel an der Melrose.«
    Nick seufzte. »Klingt nicht so, als hätten sie dort Tacos, oder?«
    »Na, ich hoffe bloß, dass es dort keine frittierten grünen Äpfel gibt. Ich als Amerikaner liebe zwar Fett, aber ich will Ihnen was sagen - wenn Sie mir mit Kentucky Fried kommen, dann streikt mein Magen. Mit diesen fetten Hähnchenteilen können Sie mich jagen.«
    »Jammern Sie nicht. Dann müssen Sie sich wenigstens nie Gedanken um Ihre schlanke Linie machen.«
    Er lächelte sie an und sagte: »Ich hoffe bloß, dass einer der anderen was Brauchbares rausgefunden hat. Denn das, was wir heute rausgekriegt haben, wirft nur noch mehr Fragen auf.«
    Wie sich herausstellte, waren Sherlock und Savich auf eine Goldader gestoßen.

21
    Sherlock sagte mit einem Karottenschnitz in der Hand: »Wir haben einen Typ ausgegraben, der ist ein wirklich guter Freund von Weldon DeLoach. Er heißt Kurt Grinder. Dreht Pornos. Ja, ja, ich weiß - der Name. Konnte mich auch nicht zurückhalten, also hab ich ihn gefragt. Er sagt, es ist tatsächlich sein

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