Denen man nicht vergibt
sich jeder ein dickes Stück Apfelkuchen mit Vanilleeis. Als die beiden Portionen eintrafen, schaute Flynn die anderen an. »Also, ihr windelweichen FBI-Fritzen, ihr pickt in eurem Futter rum wie die Vögelchen. Kein Wunder, dass ihr uns richtige Cops braucht - wir sorgen nicht nur fürs Hirnschmalz, sondern auch für die nötige Masse.«
Sherlock sagte, den roten Lockenschopf zur Seite geneigt: »Sie meinen also, das ist unser Problem? Zu wenig Zucker? So hab ich das noch nie betrachtet.« Dann schnappte sie sich ihre Gabel und hackte sich ein dickes Stück von Flynns Apfelkuchen ab.
Nick lachte. Dane ebenfalls. Ein gutes Gefühl.
Frank Pauley und Belinda Gates lebten im wahrsten Sinne des Wortes in einem Glashaus. Dane starrte zu der Monstrosität hinauf, die auf einer Klippe unweit des Mulholland Drive über ihnen dräute. Die Villa war hell erleuchtet, und wenn dort drinnen jemand nackt herumspazierte, konnten es die Nachbarn in fünf Meilen Entfernung noch sehen.
Fünf Cops und eine Zivilistin stellten sich vor den doppelten Flügeltüren auf. Flynn klopfte.
Eine Frau in der Tracht eines französischen Dienstmädchens aus dem letzten Jahrhundert öffnete die Tür. Das Outfit war perfekt: Schuhe mit Zehn-Zentimeter-Stilettoabsätzen, altmodische Nahtstrümpfe und ein kleines sexy Häubchen auf dem Kopf. Der einzige Schönheitsfehler war das Alter der Dame: Sie war mindestens fünfzig und hatte obendrein gut zwanzig Pfund Übergewicht. In ihren dunklen, kurzen Haaren zeigte sich bereits jede Menge Grau.
Es gelang der Truppe, keine Miene zu verziehen, selbst dann nicht, als sie sie bat, ihr ins Wohnzimmer zu folgen.
»Sir, Sie haben Besuch. Hüter des Gesetzes, wie ich meine.«
Dann nickte sie jedem Einzelnen vollkommen ernst zu und stöckelte auf ihren hohen Absätzen davon.
Sobald sich die Tür hinter ihr schloss, sagte Delion zu Frank Pauley: »Nettes Häuschen haben Sie da.«
»Danke. Meine zweite Frau war Architektin. Sie hat das Haus selbst entworfen und nach eigenen Plänen einrichten lassen. Und da es meiner dritten Frau und Belinda wirklich gefällt, habe ich nichts daran geändert.« Er räusperte sich. »Es ist nur so, Belinda sucht das Hauspersonal aus, und sie mag niemand, der jünger ist als fünfzig, deshalb haben wir jetzt Fifi Ann. Sie ist wirklich nett und erschreckend tüchtig, aber leider auch ein wenig exhibitionistisch.«
»Fifi Ann?«, fragte Sherlock mit ungläubig hochgezogener Braue.
»Nun ja, den Namen hat sie sich selbst gegeben. Sie war früher mal Schauspielerin. Sie, äh, hat sich das Dienstmädchenkostüm selbst ausgesucht, sagt, sie will ihrem Image gerecht werden. Also, was führt Sie alle noch um neun Uhr abends zu mir?«
»Wir würden gerne mit Belinda sprechen«, sagte Sherlock. »Ist sie da?«
»Natürlich ist sie da. Ihre wilden Tage sind vorbei. Jetzt geht sie nur noch auf Partys, wenn sie sich bei mir einhängen kann.« Pauley ging zum Telefon, drückte ein paar Tasten und rief: »Bullen im Wohnzimmer - rette mich!«
»Sehr witzig«, meinte Flynn.
Keine fünf Minuten später tauchte Belinda auf. Sie trug schwarze Leggins und ein Sweatshirt; Schuhe hatte sie keine an. Ihr Gesicht glänzte vor Schweiß, und das Haar klebte ihr an den Schläfen. In der Hand hatte sie ein Handtuch, mit dem sie sich das Gesicht abrieb.
»Hallo, Agent Sherlock, Agent Savich. Frank, vor denen brauche ich dich nicht retten, die sind ganz nett. Haben einen kleinen Jungen, der einfach süß ist. Und wer sind die anderen?«
Sie stellten sich vor, und wie immer schloss Dane Nick mit ein, sodass der Eindruck entstand, sie gehöre zur Truppe.
»Sind Sie gekommen, um Frank zu verhaften?«, fragte Belinda.
Flynn zog ein paar Handschellen aus seiner Gesäßtasche und wedelte damit in Richtung Pauley. »Soll ich ihn überwältigen, Ma’am? Wir Gesetzeshüter sind immer gern zu Diensten.«
Belinda lachte und wischte sich dabei weiter den Schweiß ab. Dann zog sie plötzlich ihr Sweatshirt aus. Darunter trug sie nichts weiter als einen Sport-BH.
Die Männer schnappten unisono nach Luft. Nick lachte. »Guter Schachzug. Ich wette, Detective Flynn hat seine Handschellen schon vergessen.«
Belinda lächelte nur. »Frank, könntest du uns was Kaltes zu trinken bringen?«
Als alle auf dem schneeweißen Ledersofa und den passenden Sesseln vor dem Kamin Platz genommen hatten, einem Kamin, der Nick in diesen Breiten mehr als überflüssig vorkam, sagte Sherlock: »Belinda, erklären Sie uns
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