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Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Titel: Denken hilft zwar, nutzt aber nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Ariely
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Würden Sie auch dann ein Kondom benutzen, wenn Sie befürchten müssten, dass eine Frau es sich anders überlegt, während Sie danach suchen?
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SECHS
Vom ewigen Aufschieben
     
    Warum es uns nicht gelingt, zu tun, was wir tun wollen
     
    Zu den typisch amerikanischen Phänomenen – große Häuser, große Autos und Plasmafernseher mit riesigem Bildschirm – gesellt sich nun ein neues: der größte Rückgang der privaten Sparrate seit der Weltwirtschaftskrise.
    Vor 25 Jahren waren zweistellige Sparraten die Regel. Noch 1994 lag sie bei fast fünf Prozent. Im Jahr 2006 jedoch sank sie unter null – auf minus ein Prozent. Nicht nur, dass die Amerikaner nicht mehr sparten; sie gaben auch noch mehr Geld aus, als sie einnahmen. Die Europäer schneiden wesentlich besser ab – sie sparen durchschnittlich 20 Prozent. In Japan liegt die Sparrate bei 25 Prozent, in China bei 50 Prozent. Was also ist los mit Amerika?
    Eine mögliche Antwort ist, dass die Amerikaner einem zügellosen Konsumwahn erlegen sind. Denken Sie nur einmal an ein Haus aus der Zeit, als wir noch nicht alles haben mussten, und vergleichen Sie die Größe der Wandschränke. Unser Haus in Cambridge, Massachusetts, zum Beispiel, wurde 1890 erbaut und hat überhaupt keine Wandschränke. In den 1940er Jahren hatten die Häuser Wandschränke, in denen man kaum stehen konnte. In den 1970er Jahren wurden sie etwas größer und tief genug, dass ein Fonduetopf, ein Karton mit Acht-Spur-Tonbandkassetten und ein paar Discoklamotten Platz hatten. Die heutigen Wandschränke sind von einem ganz anderen Kaliber, nämlich »begehbar«, was bedeutet,dass Sie darin tatsächlich herumspazieren können. Und egal, wie tief diese Wandschränke sind, die Amerikaner finden einen Weg, sie bis zur Decke vollzustopfen.
    Eine weitere Antwort – die andere Hälfte des Problems – ist die jüngste Explosion bei den Verbraucherkrediten. Die amerikanische Durchschnittsfamilie besitzt heute sechs Kreditkarten (allein 2005 wurden sechs Milliarden Werbebriefe für Kreditkarten verschickt). Beängstigend ist, dass jede Familie durchschnittlich rund 9000 Dollar Schulden auf ihrem Kreditkartenkonto angesammelt hat; und sieben von zehn Haushalten decken die Ausgaben für Grundbedürfnisse wie Nahrung, Energieversorgung und Kleidung über ihre Kreditkarte. Diese Tendenz zeigt sich zunehmend auch in anderen Ländern.
    Wäre es nicht vernünftiger, wenn wir wieder lernen würden zu sparen – wie in der guten alten Zeit, indem wir ein wenig Bargeld in die Keksdose stecken und einige Käufe aufschieben, bis wir wirklich das Geld dafür haben? Warum sind viele Menschen außerstande, einen Teil ihres Gehalts auf die hohe Kante zu legen, obwohl sie wissen, dass sie es tun sollten? Warum sind sie nicht in der Lage, ihren Kaufwünschen zu widerstehen? Warum können sie nicht ein bisschen altmodische Selbstbeherrschung üben?
    Der Weg zur Hölle, heißt es, ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Und die meisten wissen sehr gut, was damit gemeint ist. Wir nehmen uns vor, für den Ruhestand zu sparen, geben das Geld aber für einen Urlaub aus. Wir haben die besten Absichten, Diät zu halten, erliegen aber den Verlockungen eines Dessertwagens. Wir wollen regelmäßig unseren Cholesterinspiegel überprüfen lassen und sagen dann den Termin beim Arzt ab.
    Was alles verlieren wir, wenn wir uns durch flüchtige Impulsevon unseren längerfristigen Zielen abbringen lassen? Wie sehr wird unsere Gesundheit durch all die nicht wahrgenommenen Termine und den Mangel an sportlicher Betätigung beeinträchtigt? Wie viel ärmer macht es uns, wenn wir unseren Vorsatz vergessen, mehr zu sparen und weniger zu konsumieren? Warum verlieren wir immer wieder den Kampf gegen das ewige Aufschieben?
     
    Im letzten Kapitel sprachen wir darüber, wie Emotionen sich unser bemächtigen und uns die Welt aus einem anderen Blickwinkel sehen lassen. Das Auf-die-lange-Bank-Schieben wurzelt in demselben Problem. Wenn wir uns vornehmen, unser Geld zu sparen, sind wir in einem »kalten« Zustand. Wenn wir uns vornehmen, Sport zu treiben und auf unsere Ernährung zu achten, ebenfalls. Doch dann durchströmen uns plötzlich Emotionen wie heiße Lava: Gerade wenn wir uns vorgenommen haben zu sparen, sehen wir ein neues Auto, ein Mountainbike oder Schuhe, die wir unbedingt besitzen müssen. Gerade wenn wir uns dazu durchgerungen haben, regelmäßig Sport zu treiben, finden wir einen Grund, den ganzen Tag vor dem

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