Denken hilft zwar, nutzt aber nichts
wir kurzfristig solche Dinge immer wieder auf die lange Bank.
Aber stellen Sie sich mal vor, wir würden alle rechtzeitig zu den notwendigen Vorsorgeuntersuchungen gehen! Bedenken Sie, wie viele schwerwiegende gesundheitliche Probleme man bei frühzeitiger Diagnose gleich im Keim ersticken könnte. Um wie viel die Ausgaben für Behandlungskosten reduziert werden könnten und wie viel Leid den Betroffenen dadurch erspart bliebe.
Wie lösen wir also dieses Problem? Nun, wir könnten uns für eine diktatorische Lösung entscheiden, bei der der Staat (im Orwellschen Sinn) uns regelmäßige Untersuchungen diktiert. Bei meinen Studenten, die einen festen Termin vorgegeben bekamen und dadurch gute Leistung brachten, hat diese Methode gut funktioniert. Gesellschaftlich betrachtet, wären wir zweifellos alle gesünder, wenn die Gesundheitspolizei mit einem Transporter ankäme und die Drückeberger zur Blutabnahme ins Ministerium für Cholesterinkontrolle bringen würde.
Das klingt vielleicht extrem, aber denken Sie nur an dieanderen Ge- und Verbote, die der Staat uns zu unserem Besten aufzwingt. Wir können eine Strafe bekommen, wenn wir verkehrswidrig über die Straße gehen oder im Auto den Sicherheitsgurt nicht anlegen. Vor zwanzig Jahren dachte kein Mensch daran, dass Rauchen in den meisten öffentlichen Gebäuden, in Restaurants und Bars einmal verboten werden könnte, aber heute ist es so – und man bekommt eine saftige Geldstrafe, wenn man sich eine Zigarette anzündet. Und neuerdings wird gegen Transfette mobilgemacht. (Sollte man den Leuten die arteriosklerosefördernden Pommes frites verbieten?)
Manchmal befürworten wir energisch Vorschriften, die unsere selbstzerstörerischen Verhaltensweisen bremsen, und dann wieder fordern wir ebenso energisch unsere persönliche Freiheit. In beiden Fällen bleibt etwas auf der Strecke.
Und wenn obligatorische Vorsorgeuntersuchungen von der Bevölkerung nicht akzeptiert werden, wie wäre es dann mit einem Mittelweg, wie bei den selbst festgelegten Abgabeterminen von Gurev und seinen Kommilitonen (die persönliche Wahlfreiheit erlaubten, jedoch mit Strafen für die zu spät Abgebenden verbunden waren)? Das könnte der ideale Kompromiss sein zwischen Autoritarismus auf der einen Seite und dem, was wir heute nur allzu häufig im Bereich der Gesundheitsvorsorge sehen – der völligen Freiheit, sie zu umgehen.
Angenommen, Ihr Arzt sagt Ihnen, dass Sie unbedingt Ihren Cholesterinspiegel überprüfen lassen sollten. Das bedeutet, dass Sie am Abend vor der Blutabnahme nichts essen dürfen, am folgenden Morgen mit leerem Magen in die Praxis fahren und im vollen Wartezimmer vermeintlich stundenlang herumsitzen müssen, bis endlich die Arzthelferin kommt und Sie abholt, um Ihnen eine Nadel in den Arm zu stechen. Bei diesen Aussichten beginnen Sie sofort, den Termin hinauszuschieben.Aber angenommen, der Arzt nimmt Ihnen im Voraus 100 Dollar Kaution für den Test ab, die nur zurückerstattet werden, wenn Sie zum vereinbarten Zeitpunkt erscheinen. Würden Sie den Test dann eher machen lassen?
Wenn der Arzt Sie fragen würde, ob Sie bereit sind, diese 100 Dollar Kaution für den Test zu bezahlen, würden Sie dieses selbstauferlegte Druckmittel akzeptieren? Würden Sie dann eher zu dem Test erscheinen? Angenommen, es geht um eine kompliziertere Prozedur – eine Darmspiegelung zum Beispiel. Wären Sie bereit, sich auf eine Kaution von 200 Dollar einzulassen, die nur zurückerstattet wird, wenn Sie rechtzeitig zu dem Termin erscheinen? Wenn ja, dann haben Sie genau die Bedingungen übernommen, die ich Gurevs Kurs anbot, Bedingungen, die die Studenten sicherlich motiviert haben, für ihre eigenen Entscheidungen Verantwortung zu übernehmen.
Auf welchem Wege können wir das Problem des Hinausschiebens im Gesundheitsbereich außerdem noch lösen? Angenommen, wir könnten unsere medizinischen und zahnmedizinischen Untersuchungen größtenteils bündeln, so dass wir sie zu einer bestimmten Zeit alle auf einmal machen könnten. Ich will Ihnen zur Veranschaulichung dieser Idee eine Geschichte erzählen.
Vor einigen Jahren suchte der Autohersteller Ford nach einem Weg, wie man Autobesitzer am besten zur routinemäßigen Inspektion in die Vertragswerkstatt locken könnte. Das Problem war, dass der Standard-Ford um die 18 000 Teile hatte, die möglicherweise einer Wartung bedurften, aber leider nicht alle zur selben Zeit (ein Ford-Ingenieur berechnete, dass ein bestimmter Achsbolzen alle
Weitere Kostenlose Bücher