Denken hilft zwar, nutzt aber nichts
erobern. Diese Karten lassen sich nach den Bedürfnissen des Benutzers individuell programmieren und können den Leuten helfen, mit ihrem Kreditvolumen vernünftig zu haushalten. Warum könnte eine Karte beispielsweise nicht auch einen Ausgaben-»Regler« haben (wie die Geschwindigkeitsregler in Kraftfahrzeugen), mit dessen Hilfe Geldtransaktionen unter bestimmten Bedingungen begrenzt werden? Warum könnte sie nicht mit einem Pendant zur Retard-Tablette ausgestattet sein, so dass die Verbraucher sie auf eine zeitlich verzögerte Freigabe ihres Kreditvolumens programmieren können, um ihr Ausgabeverhalten dadurch besser zu steuern?
Vor einigen Jahren war ich von der Idee einer Kreditkarte »mit Kontrolle« so überzeugt, dass ich bei einer Großbank um einen Termin bat, um sie vorzustellen. Zu meiner Freude erhielt ich eine Antwort von dem ehrwürdigen Bankinstitut, in der man mir vorschlug, in die New Yorker Firmenzentrale zu kommen.
Ein paar Wochen später fand ich mich dort ein und wurde, nach einem kurzen Aufenthalt am Empfangsschalter, in einen modernen Konferenzraum geführt. Von dort oben hatte ich den ganzen Finanzdistrikt Manhattans im Blick und einen Strom gelber Taxis, der sich durch den Regen wälzte. Innerhalb weniger Minuten hatte sich der Raum mit einem halben Dutzend hochrangiger Bankleute gefüllt, darunter den Leiter der Kreditkartenabteilung.
Als Erstes beschrieb ich den Herren, welche Probleme jedermann durch das ewige Hinausschieben entstehen. Im Bereich der persönlichen Finanzen, sagte ich, führe es dazu, dass wir versäumten zu sparen – während sich durch die verlockenden, leicht erhältlichen Kredite unsere Schränke mit Waren füllen,die wir eigentlich nicht brauchten. Ich merkte schnell, dass sich damit alle persönlich angesprochen fühlten.
Dann erklärte ich, dass die Amerikaner in eine schreckliche Abhängigkeit von Kreditkarten geraten seien, dass die Schulden sie bei lebendigem Leib auffräßen und wie sie darum kämpften, einen Ausweg aus diesem Dilemma zu finden. Zu den am stärksten betroffenen Gruppen gehören die amerikanischen Senioren. Tatsächlich ist zwischen 1992 und 2004 das Schuldenvolumen der Amerikaner im Alter über fünfundfünfzig Jahren schneller gestiegen als bei jeder anderen Gruppe. Manche zahlten sogar die Beiträge für ihre Krankenversicherung per Kreditkarte. Anderen drohte die Zwangsversteigerung ihres Hauses.
Langsam kam ich mir vor wie George Bailey in dem Film
Ist das Leben nicht schön?,
als er um Darlehenserlass bittet. Nach und nach meldeten sich die Bankmanager zu Wort. Die meisten wussten Geschichten von Verwandten, Partnern und Freunden zu erzählen (nicht von sich selbst, natürlich), die ebenfalls Probleme wegen zu hoher Kreditkartenschulden gehabt hatten. Wir sprachen ausführlich darüber.
Damit war der Boden bereitet, und ich begann meine Idee von der Kreditkarte mit der eingebauten Selbstkontrolle zu erläutern, die den Verbrauchern helfen sollte, weniger auszugeben und mehr zu sparen. Ich glaube, die Banker waren anfangs etwas irritiert. Ich schlug ihnen vor, den Leuten zu helfen, sich beim Geldausgeben zu bremsen. War mir denn nicht bewusst, dass Banken und Kreditkartenunternehmen pro Jahr 17 Milliarden Dollar an Zinsen aus diesen Kreditkarten kassieren? Konnte das denn wahr sein? Sollten sie etwa darauf verzichten?
Nun, so naiv war ich nun doch nicht. Ich erklärte den Bankern, dass meine Idee ein großes Geschäft versprach. »SchauenSie«, sagte ich, »das Kreditkartengeschäft ist mörderisch. Sie verschicken jedes Jahr sechs Milliarden Werbebriefe, und die Angebote sind alle ziemlich gleich.« Sie stimmten mir widerstrebend zu. »Aber angenommen, ein Kreditkartenunternehmen schert aus dem Rudel aus«, fuhr ich fort, »und stellt sich als Freund und Helfer dar, als Fürsprecher für den von Krediten geradezu erdrückten Verbraucher? Angenommen, ein Unternehmen hätte den Mut, eine Karte anzubieten, die ihren Inhabern hilft, ihren Kreditrahmen vernünftig zu nutzen und, noch besser, einen Teil ihres Geldes langfristig anzulegen?« Ich warf einen Blick in die Runde. »Ich wette, Tausende von Kreditkarteninhabern würden ihre anderen Kartenverträge kündigen – und bei Ihnen unterschreiben!«
Erregung breitete sich aus. Die Banker nickten und begannen, eifrig miteinander zu reden. Das war ja revolutionär! Kurz darauf gingen wir auseinander. Sie schüttelten mir herzlich die Hand und versicherten, wir würden uns bald wieder
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