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Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Titel: Denken hilft zwar, nutzt aber nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Ariely
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Kreditkartenkonten verschaffen und im Verhältnis zu der aufgewendeten Zeit weit mehr herausholen können. Ich stelle mir vielmehr vor, dass die betreffende Person ein begabter junger Mensch war, der, nachdem er mein Konto »geknackt« hatte, alle möglichen Leute anrief, die bereit waren, sich mit ihm zu unterhalten, bis ich wieder die Kontrolle über mein Konto hatte. Vielleicht war es aber auch ein Technikfreak, für den es eine Herausforderung darstellte, oder ein Student, dem ich einmal eine schlechte Note gegeben hatte und der es mir heimzahlen wollte.
    Würde dieser junge Hacker Geld aus meiner Geldbörse stehlen, selbst wenn er wüsste, dass niemand ihn erwischen würde? Möglich, aber ich vermute, dass die Antwort eher Nein lautet. Es gab nämlich ein paar Aspekte an Skype und daran, wie mein Konto eingerichtet war, die der betreffenden Person ihr Tun erleichterten und es ihr ermöglichten, sich moralisch nicht verantwortlich zu fühlen: 1. Sie stahl mir Telefonminuten, nicht direkt Geld. 2. Sie gewann nichts Greifbares aus dieser Transaktion. 3. Sie stahl von Skype, nicht direkt von mir. 4. Sie könnte gemeint haben, dass am Ende Skype, nicht ich, die Kosten tragen müsste. 5. Die Kosten der Telefonate wurden mir auf automatischem Weg über PayPal belastet. Hiermit aber haben wir einen weiteren Zwischenschritt in dem Prozess – eine weitere Ebene der Unklarheit darüber, wer schließlich die Kosten zu tragen hatte. (Nur falls Sie es wissen wollen: Ich habe nach diesem Vorfall sofort diese direkte Verbindung zu PayPal gelöscht.)
    Hat diese Person mir etwas gestohlen? Gewiss, aber es gab vieles, was dafürsprach, dass man die Tat nicht eindeutig als Diebstahl bezeichnen konnte. Ich glaube wirklich nicht, dass sich dieser Mensch für einen Betrüger hielt. Er hatte kein Geld entwendet, oder? Und wirklich zu Schaden gekommen war doch auch niemand? Dieser Gedanke ist beunruhigend. Wenn mein Problem wirklich der Tatsache geschuldet war, dass bei Skype die Transaktionen nicht auf dem direkten Geldweg stattfanden, dann ist noch vieles mehr bedroht, zum Beispiel alle möglichen Online-Dienste und vielleicht sogar Kredit- und Lastschriftkarten. All diese Transaktionen auf elektronischem Weg, bei denen kein physischer Geldtausch von Hand zu Hand stattfindet, animieren die Menschen womöglich eher zum Betrug – ohne dass sie das Unmoralische ihres Handelns jemals hinterfragen oder richtig erkennen.
     
    Bei unseren Studien gewann ich aber noch einen anderen, düsteren Eindruck. Bei den Teilnehmern unserer Experimente handelte es sich durchweg um kluge, sozial eingestellte, rechtschaffene Menschen, die eine klare Vorstellung davon hatten, wie weit sie bei ihren Betrügereien gehen würden, selbst wenn es dabei um eine nicht in Geld dargestellte Währung wie die Poker-Chips ging. Für fast alle gab es einen Punkt, an dem ihr Gewissen sie ermahnte, nicht weiterzugehen, und daran hielten sie sich auch. Demzufolge stellte die Unehrlichkeit, die wir bei unseren Experimenten beobachteten, wahrscheinlich die untere Grenze menschlicher Unehrlichkeit überhaupt dar: das Maß an unredlichem Handeln, das Individuen praktizieren, die ethischen Prinzipien folgen wollen und sich als moralische Wesen betrachten – die sogenannten guten Menschen.
    Beängstigend ist, dass wir bei Experimenten mit einer Ersatzwährung, die nicht sofort in Geld umgetauscht werden könnte wie unsere Poker-Chips, oder mit Individuen, denen ihre Ehrlichkeit weniger wichtig oder deren Verhalten öffentlich nicht unmittelbar sichtbar wäre, höchstwahrscheinlich eine höhere Betrugsrate angetroffen hätten. Mit anderen Worten: Das Maß an Täuschung, das wir feststellten, war vermutlich weitaus geringer als das, welches wir in der realen Welt beobachtet hätten.
    Nun stellen Sie sich einmal ein Unternehmen oder die Abteilung eines Unternehmens unter der Führung eines Menschen vom Typ eines Gordon Gekko vor, dessen Devise lautet: »Gier ist gut.« Nehmen wir weiter an, er animiere mit Mitteln zu Betrügereien, die nicht aus Geld bestehen. Können Sie sich ausmalen, wie solch ein raffgieriger Mensch das Denken von Menschen verändert, die im Prinzip ehrlich sein wollen und sich auch für ehrlich halten, andererseits aber ihre Stelle nicht verlieren und in der Welt weiterkommen wollen? Unter solchenBedingungen können uns Mittel dieser Art auf Abwege führen. Sie bewirken, dass wir unser Gewissen ignorieren und unbekümmert genießen, was wir durch

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