Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten!
Prospect Theory, erforscht die Entscheidungsfindung des Individuums in Momenten der Unsicherheit.
Ihr Ergebnis: Der Mensch lerne mehr durch Verluste als durch Gewinne und sei eher bestrebt, negative Erfahrungen zu vermeiden,
als positive herbeizurufen.
Die Wissenschaftler baten ihre in zwei Gruppen aufgeteilten Testpersonen, sich vorzustellen, sie müssten eine folgenschwere
Entscheidung treffen, von der 600 Menschenleben abhingen. Man unterbreitete Gruppe eins zwei Vorschläge: Eine Option würde beinhalten, 200 Menschen zu retten, die andere, dass man zu 33 Prozent alle Menschen retten könnte, zu 66 Prozent jedoch alle sterben würden. Die meisten Getesteten entschieden sich für Variante A. Der zweiten Gruppe stellte man inhaltlich dieselben Fragen, jedoch mit leicht umformulierten Optionen: Variante eins betonte
diesmal, dass 400 Menschen sterben würden, was implizit auch in der ersten Variante steckt, die man Gruppe eins unterbreitete. Variante 2 |66| besagt für die zweite Gruppe, dass die Wahrscheinlichkeit, alle zu retten, bei einem Drittel, und die Wahrscheinlichkeit,
dass alle sterben, bei zwei Dritteln lag. Die Mehrheit votierte diesmal für Variante B, obwohl die Optionen eins und zwei,
die den zwei Testgruppen gestellt wurden, inhaltlich identisch waren.
Entscheidend war die Betrachtungsweise der Fragen. Diese hatte die Getesteten unterbewusst beeinflusst. Dass das in Variation
eins hervorgehobene Retten von 200 Menschen gleichermaßen den Tod von 400 anderen beinhaltete, wurde nur wahrgenommen, als es bei der zweiten Testgruppe explizit
ausgesprochen wurde. Um eine Entscheidung zu treffen, spielt somit die Herangehensweise oft eine essenzielle Rolle. Das Gefühl,
mit einer Entscheidung Gutes zu tun, treibt den Menschen voran und veranlasst ihn, die negativen Konsequenzen außer Acht lassen.
Wird jedoch ausdrücklich auf die negativen Auswirkungen einer Entscheidung hingewiesen, nimmt der Mensch meist davon Abstand.
Näheres zu diesem Thema erfahren Sie in Kapitel 2 unter «Reframen: Perspektivwechsel gefordert».
i Was sagen bloß die anderen?
Ebenfalls essenziell für die Entscheidungsfreude des Einzelnen sind persönliche Erinnerungen und individuelle Erfahrungen.
Situationen werden von Menschen je nachdem, inwieweit sie bereits mit einem solchen Kontext in Berührung gekommen sind, unterschiedlich
beurteilt. Dabei verlässt sich der Mensch gern auf Faustregeln und sein Bauchgefühl. Nicht zu unterschätzen ist dabei auch
die Meinung anderer, die uns oktroyieren wollen, was gut ist und was nicht.
Gregory Berns von der Emory-Universität in Atlanta und Read Montague vom Baylor College of Medicine in Houston gingen diesem
Zusammenhang auf den Grund. Mittels einer funktionellen Magnetresonanztomographie machten sie |67| die Gehirnaktivitäten ihrer Probanden auf einem Bildschirm sichtbar. Das sogenannte Hyperscanning zeigt Stoffwechselaktivitäten,
die Ausschüttung von Botenstoffen als Reaktion auf äußere Einflüsse, auf einem Monitor. Die Testpersonen nahmen, im Scanner
liegend, an einer simulierten Internetauktion teil.
Die Untersuchungen brachten Erstaunliches zutage: Teile des Gehirns, insbesondere die, die mit dem Belohnungssystem in Zusammenhang
gebracht werden, vornehmlich der Orbitofrontalkortex und das Striatum, arbeiteten intensiver, je mehr Konkurrenten ihre Gebote
abgaben. Beide Hirnbereiche sind mit der Amygdala verbunden, die über den Botenstoff Dopamin Motivation und Glücksempfinden
reguliert und somit für den menschlichen Emotionshaushalt zuständig ist. Die Bedeutung, die andere dem Gegenstand gaben, ließ
das Gehirn des Probanden den eigentlichen Wert des Gegenstands vollkommen überschätzen. Daraufhin bot der Getestete immer
eifriger mit. Zu wissen, dass andere Menschen Dinge als erstrebenswert ansehen, lässt den Menschen dazu neigen, überschwänglich
zu agieren, was von außen betrachtet als impulsiv oder unüberlegt gelten mag.
i Spieltheorie oder Gefangenendilemma?
Dasselbe Team befasste sich auch ausgiebig mit der Aktivität von Gehirnregionen, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen,
die über das Schicksal anderer mitbestimmen, wenn zeitgleich die Entscheidungen des anderen über das eigene Schicksal entscheiden.
Montague und Berns untersuchten 36 Probandinnen, die in Zweierteams gegeneinander antraten. Zurück geht dieses Experiment auf den aus Österreich-Ungarn stammenden
und
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