Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten!
verändert. Sie lassen sich ab sofort von
Kleinigkeiten, wenn überhaupt, nur noch wenig ärgern. Da alle Macht von innen kommt, führt diese Autosuggestion unter Umständen
zu sehr starken Verschiebungen. Jetzt kennen Sie Ihre wirklichen Ziele, was Beruf, Hobby, Familie, Freunde und Gesundheit
angeht. Nun können Sie den zweiten Schritt gehen: Treten Sie in die Planungsphase über.
Welche Regeln stecken hinter einer erfolgreichen Planung? Vor einigen Jahren führte der englische Wissenschaftler Richard
Wiseman eine Studie zu genau dieser Frage durch. Über 5000 Menschen nahmen daran teil. Die Ziele der einzelnen Testpersonen waren weit gefächert: der Erwerb neuer Fähigkeiten, abnehmen,
den richtigen Partner kennenlernen, aufhören zu rauchen, umweltbewusster leben – um nur einige zu nennen. Wiseman unterteilte
die Probanden in zwei Gruppen. Die eine wurde ein halbes Jahr lang begleitet, die andere ein ganzes. Alle Teilnehmer waren
anfangs motiviert und überzeugt, ihre Ziele erreichen zu können. Das Ergebnis der Studie: Nur zehn Prozent der Probanden haben
das auch tatsächlich geschafft. Diese haben folgende Methoden angewandt:
einen schrittweisen Plan aufgestellt,
anderen von ihren Zielen erzählt,
darüber nachgedacht, was sich positiv verändert, wenn das Ziel erreicht wird,
sich bei Erreichen der Teilziele belohnt,
den Fortschritt (zum Beispiel in einem Tagebuch) festgehalten.
|215| Unwirksame Techniken waren:
sich ein Vorbild zu suchen und diesem Vorbild nachzueifern,
zu visualisieren, was passiert, wenn das Ziel
nicht
erreicht wird,
negative Gedanken zu verdrängen,
sich auf die eigene Willenskraft zu verlassen.
Diese letzten Punkte hatten überhaupt keine Auswirkung auf den Erfolg. Mit diesen Überlegungen trennt sich also die Spreu
vom Weizen. Um an dieser Stelle keine falschen Gedanken aufkommen zu lassen: Auch bei den unwirksamen Techniken taucht das
Visualisieren auf. Bedeutet das nun, dass Visualisieren doch nicht klappt? Nun, wenn ich davon ausginge, dann hätte ich dieser
Methode nicht so viel Platz in diesem Buch eingeräumt. Sie funktioniert und ist wertvoll,
wenn sie richtig angewandt wird.
Hier ein Beispiel, in dem Visualisierung durch falsche Anwendung negative Auswirkungen hat: Lien Pham und Shelley Taylor haben
sich mit dieser Form der Visualisierung in einer Studie beschäftigt. Sie baten hierfür Studenten, sich vorzustellen, wie sie
eine Klausur mit guten Noten bestehen würden. Sie sollten visualisieren, wie toll sie sich fühlten, wenn sie die Prüfung bestünden.
Eine Kontrollgruppe wurde gebeten, sich einfach nur gut vorzubereiten und nicht zu visualisieren. Das Ergebnis: Die visualisierenden
Studenten waren erheblich fauler als die anderen und haben schlechtere Noten bekommen. Sie fühlten sich während der Vorbereitung
besser – aber das hat ihnen langfristig nicht geholfen. Da die Wirksamkeit das Maß der Wahrheit ist, bleibt festzuhalten,
dass diese Form der Visualisierung sich bei den meisten Menschen nicht bewährt hat. Wiseman beschreibt eine weitere Studie
von Gabriele Oettingen und Thomas Wadden. Teilnehmer waren übergewichtige Frauen, deren Ziel darin bestand abzunehmen. Sie
wurden gebeten |216| zu visualisieren, wie sie fettes Essen oder Süßes ablehnten, wenn es ihnen angeboten werden würde. Die Kontrollgruppe hat
diese Methode nicht angewandt. Nach einem Jahr hatten die Frauen ohne Visualisierung durchschnittlich zwölf Kilogramm mehr
abgenommen.
Die Studien zeigen, dass diese Form der Visualisierung in verschiedenen Bereichen überhaupt keine Auswirkung auf das Endergebnis
hat. Wenn die Methode auf diese Weise angewandt wird, dann führt sie offensichtlich dazu, dass die Teilnehmer sich weniger
anstrengen und sich in eine Scheinwelt flüchten, sobald es Schwierigkeiten gibt. So haben sich zum Beispiel auch laut einer
anderen Studie Uni-Absolventen seltener zu Vorstellungsgesprächen beworben, weniger Stellen angeboten bekommen und sehr viel
weniger als ihre Mitbewerber verdient.
Noch einmal also die Frage: Heißt das nun, dass die Technik nicht funktioniert? Nein! Es bedeutet nur, dass sie nicht richtig
benutzt wurde. Die Visualisierung soll Ihren Gedanken die richtige Richtung geben und Sie zum Handeln bringen. Ziel einer
perfekt angewandten Visualisierung ist es, Sie zu motivieren. Es ist Unfug, sich ruhig in eine Ecke zu setzen, sich seine
Traumwelt in Gedanken zu erschaffen und dann
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