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Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten

Titel: Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Spitzbart , Thorsten Havener
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nicht anders. Wörter bringen uns also in gewisse Stimmungen. Wie sehr allein unsere Sprache andere beeinflussen
     kann, spüre ich jedes Mal selbst, wenn ich Menschen in Trance versetze und sie dann ihren eigenen Namen nicht mehr aussprechen
     können oder gewisse Teile ihres Körpers ab diesem Moment gelähmt sind. Der Auslöser für diese Phänomene ist einzig und allein
     die Wahl der richtigen Wörter und ihre entsprechende Betonung. Noch ein gutes Beispiel fällt mir dabei ein: Kürzlich sah ich
     nach einem Vortrag in Hamburg einen sehr interessanten Bericht im Fernsehen. Allein durch die Wortwahl auf dem Fragebogen
     – so der Bericht – hatte ein großes deutsches Dienstleistungsunternehmen unrechtmäßig Einfluss auf den Ausgang einer Befragung
     genommen. Und das ging ganz einfach: Die Fragen wurden von den Meinungsforschern bewusst nicht neutral gestellt, sondern mit
     Manipulation gespickt. In der Frage selbst steckte bereits eine Suggestion, |99| zum Beispiel ein Bild, das dem Befragten seine Unvoreingenommenheit nahm. Genau wie im Titel dieses Buchs.
    Dazu ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie bekommen bei einem Interview folgende Frage gestellt: «Haben Sie Verständnis
     für die unrechtmäßigen Streiks der Angestellten?» Die Methode ist sehr elegant: Wenn die Streiks unrechtmäßig sein sollten,
     dann haben Sie höchstwahrscheinlich kein Verständnis dafür. Dementsprechend hat ein Großteil der Befragten auch das Wörtchen
     «Nein» angekreuzt. Die Suggestivfrage führte also dazu, dass die Gedanken in eine gewisse Richtung gelenkt wurden, ganz im
     Sinne des Auftraggebers. Hierbei handelt es sich um eine Form von perfider Manipulation, denn die entgeht vielen unaufmerksamen
     Befragten. Die Gedanken sind jetzt ganz und gar nicht mehr frei. Eine neutrale Frage hätte gelautet: «Wie ist Ihre Haltung
     zu den Streiks der Angestellten?» In unserem Fall haben die Demoskopen selbst die öffentliche Meinung beeinflusst! Und es
     kommt noch schlimmer: Nicht nur, dass unsere Gedanken nicht frei sind, je größer die Gruppe ist, in der wir uns befinden,
     desto leichter sind wir als deren Mitglieder zu beeinflussen! Bei der Beschreibung des Herdentriebphänomens bin ich bereits
     kurz darauf eingegangen (vgl. S.   50   ff.).
    Meine Erfahrung mit Stand-up-Comedians kann das schön verdeutlichen. Erlebte ich einen hervorragenden Künstler in einem Club
     in New York, kam es vor, dass ich auch bei mäßigen Pointen laut lachte. Der ganze Saal war nämlich in der richtigen Stimmung,
     und wenn sich alle ausschütten vor Lachen, dann kann ich mich dieser Atmosphäre nicht entziehen. Ich will in dem Moment auch
     gar nichts anderes, schließlich bin ich ja in den Club gegangen, um mich zu amüsieren. Sehe ich mir allein zu Hause denselben
     Comedian auf Video an, kann ich über dieselben Pointen oft nur müde lächeln. Ich bin in dieser Situation mutterseelenallein
     und lege eine andere Haltung an den Tag. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Wenn ich auf meinen |100| Zugreisen die amerikanische Sitcom «Seinfeld» schaue, muss ich auch allein laut loslachen. Und das, obwohl ich sämtliche Folgen
     zwischenzeitlich auswendig kenne. Falls Sie das überhaupt nicht verstehen können, dann haben Sie Seinfeld sicher in der deutschen
     Synchronfassung gesehen. Bei der muss ich sogar weinen, weil sie so schlecht gemacht ist. Man kann die Pointen einfach nicht
     übersetzen. Der Grund: Die kulturellen Unterschiede zwischen den Zuschauern sind durch eine Synchronisierung einfach nicht
     zu überwinden.
    Dieses Thema der interkulturellen Übertragung faszinierte mich derart, dass ich meine Diplomarbeit der Übersetzung von Sitcoms
     widmete, am Beispiel von Jerry Seinfeld. Auf einem Flug – ich war gerade auf Hochzeitsreise – hatte die Fluggesellschaft den
     Fehler gemacht, nachts eine Seinfeld-Folge als Bordprogramm zu zeigen. Ich blieb gern wach, um sie mir anzuschauen. Stellen
     Sie sich vor, in einem Flugzeug sitzen viele schlafende Passagiere. Inmitten der Leute sitze ich und ziehe mir eine Komödie
     rein – nicht irgendeine, sondern die beste Sitcom von allen. Bei einer Pointe musste ich so laut lachen, dass nicht nur meine
     frisch angetraute Ehefrau aufschreckte, sondern auch noch schlafende Fluggäste drei Reihen hinter mir. Dadurch fand ich die
     Situation noch amüsanter   … Meiner Ehe hat es nicht geschadet – ich war schon immer so, das war meiner Frau schon lange klar   –, und von den

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