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Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid
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statt dem von mir seit 1998 gewählten und korrekten »Jockel« den Vorzug oder zumindest eine Chance zu geben, präventiv einräumend die Möglichkeit einer Rüge des davon leicht überforderten Presserats. So daß also weiterhin gilt: »Die Preßfreiheit (ist) der Würgengel der Freiheit« (Kraus, Die Fackel, Nr. 712, S. 99, 1926), sowieso.
    Aber noch ist nicht aller Engel Endsieg:
    Meines Wissens, meiner Erinnerungs nach 1972, im Jahr meines Romandebuts mit den »Vollidioten«, kam in Frankfurter Kameradenkreisen die Idee auf und wurde zum erstenmal vorstellig einer Zeitschrift »Christ und Hund« – und kam als Idee und Projekt auch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten nie ganz zum Stillstand. Realisiert wurde sie leider nie. Dabei, welch eine Erlösung, am Kiosk zwischen all dem Quatsch von »Bunte« und »Elle« und »Spiegel« und »Focus« und »konkret« und »Zeit« und »Iris« und »Spex« und »Perplex« und gar den Trillionen Computermagazinen eben diesen Titel zu erspähen, was immer drinstehen mag im ca. 72 Seiten starken Monatsblättchen!
    Jetzt ist es zu spät. Ewig schade. Oder – doch nicht? Wer packt’s voll Gleichmut und Leidenschaft an und bringt das Heil im letzten Augenblick doch noch über unsere Kindeskinder und eventuell sogar noch ein bißchen uns?
    Untertitel wäre – mein Vorschlag: »Die Zeitschrift für die zweite Garnitur«. Topp?
    *
    Und hier ein nachgelassener Aphorismus aus meiner Geheimwerkstatt:
    Das Karzinom ist der Karzer unserer Zeit. Und Moderne. Also praktisch ein Gefängnis, in dem und in dessen Falle wir auf jeden Fall wie in einem Karzer gefangen sein tun. Woll.
    *
    »Nestor und Nesthocker«? Nein, besser: »Nestor und Nesthäkchen«!
    Sehr gut. Ein nagelneues Wortspiel. Jetzt müaßt bloß noch a Artikel, oder gar a Roman dazua her. Oda daß dös vielleicht a Alternativtitel für dös Büachl do waar? Hah?
    *
    »Fakt ist« (Loddamaddäus), daß »sich der Ist-Zustand nicht geändert hat« (a.a.O.), und das gilt vornehmlich auch für mein inzwischen 70jähriges Leben und diese seine Biografie, nämlich bis heute und also unverbrüchlich »in Echtzeit« (Jockel Fischer, 2004), weil die den »Duft von Heiligkeit« (Ratzinger über Woitylas Seligsprechung am 1.5.2011) zumindest »ein Stück weit« (Bj. Engholm, 1987–94) als »Philosophie am Stück« (ebd.) bewahrt oder jedenfalls abgesondert hat – ja, ist es nicht wirklich phantastisch, welche Witzfiguren mir zwar nicht als Papst und Libero und Außenminister aber wenn auch nur ganz knapp als Kanzler Engholm erspart geblieben sind?
    *
    Langt allerdings auch schon, mit welchen Edikten ab 2005 eine wirkliche Kanzlerin dies geduldige Leben unbarmherzig begleitete. Etwa an der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem:
    »Ich bin beeindruckt und auch im Namen Deutschlands mit tiefer Scham erfüllt. Diese Beziehungen werden immer besondere Beziehungen in Erinnerung an die einzigartigen Vorgänge bleiben.«
    Denn:
    »Wir sollten das Auto nicht zum Buhmann der Nation machen.«
    Weil:
    »In der Mitte sind wir und nur wir. Wir sind die Mitte. Wo wir sind, ist die Mitte.«
    Wehe dem Volk und Geschlecht, das da – ach was.
    *
    Die Goebbelssche »Stunde der Idiotie« (18.2.1943) ereignet sich also nicht allein bei Berliner Sportpalastkameradschaftstreffen. Der spezifisch Merkelschen ist für den Berichtszeitraum kein zum Suspens und Ausgleich schönes Wort entgegenzusetzen, es sei denn zum Schmerzausgleich das von Regina Henscheid über einen entsprechend schön veranlagten und nur allzu geläufigen Kompositeur:
    »Also, der Schubert, wenn der noch mal auf die Welt kommen täte, müßt’ man ihm sofort zehn Mark geben, damit er weiß, daß er mit nichts auf der Welt zu bezahlen ist.«
    Es stammt freilich schon aus dem Jahr 1985, ist aber nach 26 Jahren noch immer bildsauber und gleichfalls mit nichts auf der Welt zu bezahlen. Hier lag die Gesamtleitung wieder in den bewährten Händen von Roland Adler.
    *
    »Der Mensch wird frei geboren, und überall liegt er in Ketten.« Die endliche und gedeihliche Auflösung der schon weit vorn im Buch von mir zitierten Dichotomie, Antinomie, Paradoxie liefert erst im Dezember 2010 ein »Base«-Reklameplakat, placiert in deutsche Bahnhöfe: »Welche Flats zu uns passen, bestimmen wir«, sagt eine Mutter zum aufmerksam lauschenden und aber der Miene nach zu schließen schon zustimmenden Kleinkind – und damit sind die Rousseauschen Ketten im Zuge der hegelisch passenden

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