Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben
-Redaktoren; ist praktisch ausgeschlossen – wehe, wehe, wehe, das Schicksal der Literatur wird ein zerknirscht zu beklagendes sein (gar nicht wahr) –
Ausgenommen natürlich: ich. Mit mir, tut mir leid, beginnt und begründet neu sich die Geistesära der Postposthistoire, mit mir wird ewig sein und zu rechnen sein immerdar, und ein immerwährendes (Fragment)
*
Ein Mann entdeckt 2001 in einem halbvergilbten »Playboy« von 1972 ein Playmate, so schön wie er noch keins gesehen, nackt, aber zugleich wie züchtig im Négligé, aber das war und ist schon fast zweitrangig bei dieser Kristine Winder – jedenfalls mußte sie, wenn sie damals ca. 22 war, jetzt also 51 sein, und wohl noch immer schön, aber nicht mehr ganz so, vielleicht ja auch völlig niedergekommen und verwahrlost. Nachforschungen von Deutschland aus, etwa über die nationale »Playboy«-Redaktion, scheinen von vornherein sinnlos, also macht sich der Mann auf, um auf gut Glück am vermutbaren Orte selber, in den Vereinigten Staaten, nach der heutigen Kristine Winder zu forschen und zu fahnden, er beginnt in Ohio, aber bereits in Cincinnati (370000 Einwohner) und endlich in »Cleveland, City of Light« (Randy Newman) und vor allem dann in Massachusetts (einmal im Leben will auch dieser indianische Name niedergeschrieben sein) wird er seines logisch-wahrscheinlichkeitsrechnerisch irrelevanten und ohnehin intentional unklaren Treibens (will er sie heiraten? nur fotografieren? Kaffee trinken?) ziemlich, ja schon restlos müde und –
Sicher ein schönes Romanprojekt, das vielleicht aparteste unter den ca. fünf nicht ausgeführten. Allerdings, ich fürchte, ich hätte da wirklich, zur Gewinnung von Stimmung-Atmosphäre-Dichte, nach Massachusetts (also schon zweimal!), Kalifornien, Corpus Christi, Hackensack, Bleeding Hearts (Ohio) oder weißgottwohin noch reisen müssen und wäre noch erledigter, amerikamüder zurückgekommen als 1833 der (zuvor und nachher genau gleichermaßen) fehlgesteuerte Nikolaus Lenau – ja, gewiß, auch das, die tendenziell vollkommene Fehlorientierung (Kentucky? Indianapolis! oder gleich Chattanooga!?) mit Kaputtheitsfolge hätte ja zum Romanthema gehört, aber, auch wenn heute meine Blutwerte samt den Blutdruckwerten beneidenswert optimal sind, sie würden sich dabei ja nur unverhinderbar verschlechtern, und so viel ist mir die Literatur nun auch wieder nicht wert, es sei denn, ein Verleger oder sonstiger Agent überzeugte mich davon, daß ja dieses Romanthema/Sujet um eine wohl eh nur als Pseudonym existente Kristine Winder noch viel reizvoller als reines Kopfprojekt an der heimischen Schreibmaschine genau so schön und sogar noch sinniger als im Zuge einer sowieso schon am Flughafen (Schiff? wäre eine geradezu verzwickte Steigerung!) an einem Herzinfarkt o.ä. scheitern täten würde und –
Schluß!
*
Aber, ein verwandter Typus in der Reihe »Gescheiterte Romane« könnte realistischer sein als das »Playboy«/Kristine Winder-Projekt; es könnte »An Silvia« heißen und so gehen und stehen:
Zwar, E. kannte nicht alle Lieder Schuberts, 600 oder 700 sollen es sein, aber doch ziemlich viele, wohl 300 davon, er hatte da natürlich, wie jedermann, seine Favoriten, seine seit 30, 40, ja 50 Jahren festen Favoriten, populäre Ohrwürmer wie verborgenste Unbekanntheiten, unbekannte Schönheiten; aber erst seit 1999 und dann vor allem 2002 schob sich langsam, aber doch zügig ein vorher überhörtes Lied in den Vordergrund, langsam erst, dann schubweise, ab 2002 bereits auf den zweiten Platz hinter das scheint’s ehern ewigkeitlich führende Lied »Im Frühling« – und mit dem Frühling 2004 war es dann so weit, daß »An Silvia« Platz 1 besetzte; obwohl nicht so figurenreich kunstvoll variierend wie der bisherige Spitzenreiter oder das auch gefährlich konkurrierende »Auf dem Strom«, das da mit seiner raren und berauschenden Besetzung Sopran/Klavier/Horn aufwarten konnte –
– aber schon Ende 2002 war E. auch klar, daß jene Silvia, ungeachtet ihres schwer verständlichen, Shakespeare schlecht übersetzenden Texts von Meierhofer, zwar auch erst mal wie gewohnt Text und Musik war, vor allem aber – Schreiten; Schreiten, Ausschreiten, das mädchenhaft-frauliche Ausschreiten, Ausschreiten unterm oder jedenfalls im Rock natürlich, unterm leichten, aber mehr langen Rock, keineswegs in Bluejeans, obwohl Silvia auch in diesen bella figura machen und entschlossen-elegant ausschreiten täte. Und aber bereits im
Weitere Kostenlose Bücher