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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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hatte. Es gab niemanden außer Ochajon selbst, dem er seine Furcht mitteilen konnte, und so hörte er sich zu dem Polizisten sagen, der Akt des Selbstmords sei gegen Dina Silber gerichtet gewesen. Und Gold wiederholte, was Michael noch an jenem Sabbat von einem Mitglied der Ausbildungskommission erfahren hatte: Selbstmord sei immer ein Racheakt. »Ein Racheakt und auch noch anderes«, ergänzte er.
    Michael Ochajon stellte nur eine Frage, und die erstaunte Gold sehr: Ob sie Dina Silber wegen dieser Sache aus dem Institut entlassen werden?
    Gold sah ihn entsetzt an: »Entlassen?« wiederholte er, »was heißt entlassen? Diese Person ist lebenslang in diesem Beruf erledigt, sogar als Studentenberaterin könnte sie nicht mehr arbeiten, nicht einmal mehr in irgendeinem Privatin stitut von Scharlatanen. Das ist das Schlimmste, was je mand tun kann, noch dazu mit einem Minderjährigen!« Er blickte Michael Ochajon fragend an, der nickte und sagte: »Ja, es ist genau, was Sie denken, und verlangen Sie jetzt keine Erklärungen von mir, denn ich kann noch keine geben, aber tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe, lassen Sie den jungen Mann nicht aus den Augen, sonst muß ich ihn in Haft nehmen – und vielleicht auch Sie.« Der drohende Tonfall versetzte Gold in Panik, und er versicherte wiederholt, daß er sich genau an die Anweisungen halten werde. Michael Ochajon wirkte aber immer noch nicht beruhigt und sagte endlich: »Bleiben Sie hier in diesem Zimmer, verlassen Sie es nicht, kein Telefon, nichts, ich schicke jemand, der draußen stehen wird.«
    Um acht Uhr früh, als die Abteilung bereits völlig erwacht war und die Morgenvisite der Ärzte bevorstand, verließ Inspektor Ochajon das Krankenhaus. Er ließ Eli Bachar, den er beim Frühstück hatte stören müssen, vor der Tür im siebten Stock zurück, nachdem er das Telefon eigenhändig außer Betrieb gesetzt hatte, wobei er einen entschuldigen den Blick auf Gold warf, der sich über den Mangel an Vertrauen beschwerte. »Mein Freund«, sagte Ochajon, »das ist eine ernste Angelegenheit, zu ernst für Spielereien. Wir haben es mit einem Menschen zu tun, der zu allem entschlossen ist, und Ihr junger Student befindet sich in Lebensgefahr, wenn bekannt wird, über welche Informationen er verfügt.«
    Noch bevor Michael das Telefon unterbrach, hatte er Gold aufgefordert, seine Frau anzurufen, ihr etwas von einem Notfall zu erzählen und für die kommenden zwei Tage alle Termine absagen zu lassen. Das ließ Gold nicht wenig bedrückt und erschrocken zurück, aber auch, wie er nur sich selbst eingestand, mit einem gewissen Gefühl der Bedeutung.
     
     

Siebzehntes Kapitel
     
     
    Genau fünf Minuten vor neun stand Michael vor Hildesheimers Haus. Er atmete die frische, kühle Luft ein und wartete auf der gegenüberliegenden Straßenseite, bis er einen Mann das alte Gebäude verlassen sah. Er wußte – es war ihm selbst nicht klar, woher –, daß dieser Mann von einer Sitzung mit dem Alten kam.
    In der kurzen Zeit zwischen dem Verlassen des Kranken hauses und seiner Ankunft vor Hildesheimers Haus war es ihm gelungen, über Sprechfunk verschiedene Anweisungen zu geben: Er schickte Rafi los, der noch einmal mit Ali sprechen sollte, dem Gärtner aus Dehejsche, der wieder im Garten der Margoa-Klinik arbeitete, als sei nichts geschehen. »Was soll dabei herauskommen? Soll ich ihn hypnotisieren?« fragte Rafi. »Wenn er einen BMW gesehen hätte, warum sollte er es nicht gesagt haben?« Aber er wartete die Antwort nicht ab, sondern beendete das Gespräch mit einem erschrockenen: »Gut, gut, ich gehe sofort los.«
    Der Rothaarige ließ über die Zentrale ausrichten: »Wenn Ochajon mich sucht, sagt ihm, ich hätte hier alles unter sucht und nichts von Bedeutung gefunden. Es waren keine Briefe da, ich bin in seinem Zimmer, warte auf weitere Anweisungen.« Naftalivon der Zentrale zitierte Wort für Wort, und Michael sprach ungeduldig in das Funkgerät: »Sag ihm, er soll noch etwas warten. Bis er von mir hört. Und sag Zila, sie soll sich bereithalten, ich habe Arbeit für sie, sie soll nicht weggehen, bis ich komme.« Naftali reagierte nicht auf den ungehaltenen Ton. Sachlich entgegnete er: »Ich höre Sie. Ende. Geben Sie mir eine Telefonnummer?« Aber Michael antwortete nicht.
    Fünf Minuten vor neun ging der erste Patient. Michael klopfte kräftig an die Wohnungstür. Hildesheimer öffnete sie mit einem erstaunten Blick und sagte: »Aber mein Herr!«
    Es lag keinerlei Vertraulichkeit in

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