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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Mädchen mit nach Hause gebracht hatte, die häufig älter als er waren und manchmal auch verheiratet, wurde plötzlich vorsichtig. Er begann ihn zu fragen, wann er zu Hause sein werde, wann er weggehe. »Ich habe geglaubt, daß es endlich etwas Ernstes sei, verstehen Sie«, hier wandte er sich hilflos an Michael, »ich dachte, daß dieser Kerl, der sie alle flachgelegt hat – ich glaube, er verlor seine Jungfräulichkeit noch in der Grundschule, so scharf waren sie auf ihn –, ich dachte, endlich hat er sich wirklich verliebt und wird etwas feinfühliger, denn in diesen Angelegenheiten war er nicht besonders sensibel. Ich dachte, er wolle die neue Freundin nicht bloßstellen. Er erzählte niemals von Frauen, er prahlte nicht mit seinen Erfolgen, ich wußte nur, was ich gesehen und gehört hatte: die Telefonate, die Geschenke, die Briefe, die eintrafen. Aber diesmal wußte ich gar nichts und wagte nicht zu fragen. Das ganze vergangene Jahr über war eine Frau in der Wohnung, aber nur, wenn ich nicht da war, das heißt, in der Notaufnahme. Bis ich vor ungefähr einem halben Jahr Fieber hatte und Rina mich mitten in der Nacht nach Hause schickte. Und ich dachte, er ist nicht zu Hause, sonst wäre ich nicht in sein Zimmer gegangen, aber ich hatte ihm tags zuvor mein Aspirin gegeben, ich ging nur hinein, um es zu holen. Sie lagen im Bett und schliefen. Ich hatte Licht gemacht, erst dann sah ich sie, sie sind nicht einmal aufgewacht. Ich nahm die Tabletten und verließ das Zimmer. Sie lag auf dem Rücken, ein Bein unbedeckt, und ihr Gesicht war gänzlich im Licht; ich begreife nicht, wieso sie nicht aufgewacht ist. Er hat immer wie ein Toter geschla fen.«
    Jakob schluckte und atmete schnell. Gold hatte zwar noch immer nicht den Zusammenhang begriffen, aber er war wie vom Donner gerührt: Etwas Entsetzlicheres konnte er sich auf der Welt nicht vorstellen, eine solche Situation kam nicht einmal als Thema in den theoretischen Semina ren vor, ganz zu schweigen von den klinischen. Selbst Linder würde darüber nicht scherzen, dachte Gold. Geschlechtsverkehr mit Patienten – das war das große Tabu, und ausgerechnet Dina Silber! Ausgerechnet sie! Ihre Schönheit war so kalt, nie hätte er ihr Leidenschaften zugetraut. Er mußte an die Bewegung denken, mit der sie sich so oft das Haar aus der Stirn strich, an ihren Ehrgeiz, daran, daß sie kurz vor der Mitgliedschaft im Institut stand.
    Wieder hörte er Jakob, der auf eine Frage antwortete, die Gold entgangen war.
    »Nein, ich wußte nicht, wer sie war, ich stellte über haupt keine Verbindung her. Sie ist schön, dachte ich, sie sieht älter aus, wieder eine Verheiratete, dachte ich, denn sie trug einen Ring, fragen Sie nicht, wie ich das alles regi striert habe. Ich wollte es sowieso nicht an die große Glocke hängen. Er war über achtzehn, und er hatte so eine Art, vollkommen dichtzumachen, wenn man ihn kritisierte. Ich ging schlafen und habe am Morgen nicht dar über gesprochen. Aber einige Tage später, Sie werden es nicht glauben, stand ich in der Bank in der Schlange, und da erkannte ich sie, ich weiß nicht, wie. Dort war ein neuer Angestellter, und als sie einen Scheck einreichte, fragte er sie nach dem Namen des Kontoinhabers. Sie nannte ihren Namen – ich habe zwei und zwei zusammengezählt –, und da bin ich beinahe in Ohnmacht gefallen. Denn ich wußte, wie sie heißt, seine Psychologin. Erst da begriff ich, daß sie es war. Und als ich nach Hause zurückkehrte, fragte ich ihn, was mit seiner Behandlung sei, denn er hatte mir schon erzählt, daß er nicht mehr hingeht. Das letzte Jahr war überhaupt eine Katastrophe, die Armee hatte ihn zurückgestellt, nachts schlief er nicht, er aß nicht und sah wie ein Toter aus. Also habe ich ihn gefragt, wann er wieder zur Behandlung geht, und er sagte, daß er das nicht mehr brauche. Er lief die ganze Zeit herum, als ob er gar nicht da sei, er ging nicht zu den Vorlesungen, saß den ganzen Tag am Telefon und begann, merkwürdige Fragen nach Medikamenten zu stellen. Sein Vater rief mich an und fragte, warum er nicht schreibe und was mit ihm los sei. Es gab Tage, an denen er sich im Zimmer umsah, als würde er es nicht kennen. Ich sah, daß er am Durchdrehen war, und schließlich beschloß ich, mich mit Dr. Neidorf zu beraten, denn sie hatte ihm ja die Klinik empfohlen. Sie trug die Verantwortung, nicht wahr?«
    Gold wischte sich die Stirn und blickte Michael an, der die Hand in die Tasche seines Hemdes steckte und etwas

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