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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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haben das überprüft und fanden keine Spuren von einem Ein bruch. Ganz zu schweigen von dem Revolver, der wahrscheinlich auf der Party verschwand.«
    Diesmal schien der Polizeichef nicht beleidigt wegen der Unterbrechung. Die Atmosphäre im Zimmer war ruhig, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Vielleicht ist es der Regen, dachte Michael, der bemerkte, daß die Stim mung entspannter als sonst war.
    »Was ist mit diesem Linder? Wer überprüft sein Alibi?« fragte Levi und hob den Kopf, da der Polizeipressesprecher gerade den Raum in Begleitung des Offiziers der Nachrich tenabteilung, der der Sonderkommission angeschlossen war, betrat. Beide sahen müde aus. Gila folgte mit zwei weiteren Mokkagläsern. Der Sprecher, Gil Kaplan, ein junger Blonder, der eben erst für dieses Amt ernannt worden war, zupfte an seinem Schnurrbart und berichtete, daß die Reporter pausenlos anriefen. »Unmöglich, sie abzuschüt teln, sie haben bereits Einzelheiten herausbekommen und begonnen, Leute vom Institut zu belästigen. Die verhalten sich allerdings äußerst ungewöhnlich, sie lassen nichts an die Presse durchsickern.«
    Arie Levi meinte kühl, wenn sie pünktlich zur Lagebesprechung gekommen wären, hätten sie vielleicht begriffen, weshalb. Und Michael erläuterte in wenigen Sätzen etwas von den Hintergründen wie die Arbeitsweise und die Notwendigkeit großer Verschwiegenheit.
    Dani Balilati, der Nachrichtenoffizier, wollte Genaueres über Linder und den Revolver wissen. Man teilte ihm mit, daß er ein Alibi habe. »Gil hat sich verspätet«, sagte Balilati dann, »weil die Journalisten ihn nicht gehen ließen, und wir sind schließlich von ihrem guten Willen abhängig, damit sie den Namen der Ermordeten vorläufig nicht veröffentlichen. Man darf sie nicht verärgern.« Er nahm sich einen Schluck Kaffee, verzog das Gesicht und fuhr fort: »So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt. Alle Leute, aber auch alle, die in die Untersuchung verwickelt sind, all diese Psychologen, deren Namen Zila mir gegeben hat, haben eine blütenreine Weste. Nicht die kleinste Vorstrafe. Keine Vergehen, nur Autozulassungen und ein paar Waffenscheine. Als einziges habe ich ein Zivilverfahren wegen einer Immobiliensache gefunden: Jemand hat ein Haus gekauft und den Verkäufer verklagt. Sonst nichts, gegen niemand. Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, daß es so viele gesetzestreue Menschen in diesem Land gibt, hätte ich gefragt, warum wir so schwer arbeiten!«
    Balilati trank den Kaffee aus und wischte seine dicken, aufgeworfenen Lippen mit dem Handrücken ab. Dann stand er auf, glättete seine Hosen, stopfte sein Hemd in den Gürtel, über dem sich ein kleiner Bauch abzeichnete, ließ sich wieder nieder, verschränkte die Arme, ordnete vorsichtig seine Haare (er bekam bereits eine Glatze) und seufzte: »Ein Haufen Arbeit. Was für eine Geschichte!«
    Auf dem Gesicht des Polizeichefs zeigte sich so etwas wie Abscheu, als er Balilati nach Linder fragte. Der meinte, er habe sofort nach dem Fund der Waffe alles überprüft, Geburtsjahr, Jahr der Einwanderung aus Holland, Adresse der Praxis und der Wohnung, Name der ersten Frau, »alles, was Ihr wollt. Aber ansonsten gibt es nichts über ihn. Sein bester Freund, wißt Ihr, wer sein bester Freund ist? Wie hieß er noch? Joav Alon, Oberst Alon, Truppenkommandant in Edom. Was läßt sich da Nachteiliges sagen? Sogar politisch ist niemand von ihnen aktiv. Weder rechts noch links.«
    »So, wie es aussieht, werden Sie das Alibi jedes einzelnen unter die Lupe nehmen müssen, der auf Linders Party war. Dasselbe gilt für Linder selbst und auch für alle, die nicht auf der Party waren, aber sonst mit ihm Kontakt hatten. Das kann Jahre dauern«, sagte Schorr und warf einige Streichhölzer in den Papierkorb unter dem Tisch.
    »Aber wir haben nicht jahrelang Zeit!« Der Polizeichef hielt nur mühsam an sich. Er wandte sich an Michael: »Und kommen Sie mir nicht wieder mit Ihrer Leier vom Innenle ben der Beteiligten. Sie wissen sehr gut, daß ich dem Polizei präsidenten jetzt Bericht erstatten muß, und Sie kennen Avital. Ganz zu schweigen von den Journalisten. Haben Sie eine Ahnung, was für ein Fressen das für die Presse wäre. Also versuchen Sie hier nicht den Schöngeist zu spielen. Das hier ist keine Universität, verstanden?«
    Michael fühlte sich beinahe erleichtert, als er diese vertraute Rede hörte. Den letzten Satz wiederholte Levi bei jeder möglichen Gelegenheit. Er bedeutete,

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