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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Bemerkungen über die Entfernung, aus der der Schuß abgegeben worden war, überflog er nur.
    Weitere Einzelheiten standen auf einem gesonderten Blatt, das von der Spurensicherung zu stammen schien: Man hatte keinen deutlichen Fingerabdruck an der Ermordeten entdeckt, aber Spuren eines Handschuhs auf der Wange und der Hand. Die Ermordete war anscheinend nach der Tat in ihre Position gebracht worden, man hatte Schleifspuren von der Tür zum Sessel gefunden, aber keinerlei Blutreste. Im Zimmer selbst hatte man neben der Leiche einen blauen Faden entdeckt, der vermutlich von irgendeinem Kleidungsstück stammte. Das Wort »vermutlich« trat in allen möglichen Variationen auf. Es war natürlich ungewiß, ob der Faden mit dem Mord in Verbindung stand. Man mußte berücksichtigen, stand dort, daß das Gebäude nur mittwochs geputzt wurde und seitdem viele Leute dort gewesen waren. Auf allen Türklinken befanden sich zahlreiche Fingerabdrücke von verschiedenen Leuten, und alle Spuren, die man im Zimmer gefunden hatte, konnten nicht genau zugeordnet werden.
    In einer Tasse in der Küche befanden sich Kaffeereste und am Rand Lippenstiftspuren von der Toten.
    Die Waffe wurde – allerdings noch nicht endgültig – als Linders Revolver identifiziert. Die Kugel, die man dem Körper der Toten entnommen hatte, schien nach oberfläch licher Untersuchung mit der in der Wand der Margoa- Klinik gefundenen und den im Revolver verbliebenen identisch zu sein.
    Michael betrat das Büro, in dem Arie Levi, der Polizeichef, hinter seinem großen Schreibtisch saß, eine Abschrift des Befundes studierte und am Tatort aufgenommene Fotos anschaute. Er reagierte nicht, als Michael eintrat und sich auf den Stuhl ihm gegenüber niederließ, reichte ihm aber wortlos ein Bild nach dem anderen hinüber. Währenddes sen trat Michaels direkter Vorgesetzter, Imanuel Schorr, der Leiter des Kommissariats, ein, setzte sich auf den anderen Stuhl neben Michael und begann, den Inhalt des braunen Umschlags, den ihm sein Untergebener gereicht hatte, durchzusehen.
    Polizeidirektor Imanuel Schorr stand kurz vor einer Beför derung, es konnte sich, wie man sich in den Büros erzählte, nur noch um Monate handeln. Michael Ochajon war sein designierter Nachfolger, auch darüber sprach man. Von Anfang an hatte sich zwischen ihnen eine Beziehung von Verständnis und Zuneigung entwickelt. Michael mochte und schätzte Imanuel Schorr, trotz seiner scharfen Zunge und seines oft rüden Auftretens. »Unter seiner Elefantenhaut«, sagte er einmal zu Zila, als sie sich beklagte, »steckt echtes Zartgefühl. Das wirst du schon noch entdecken.« Er selbst hatte es acht Jahre zuvor entdeckt, während seiner ersten Untersuchung. Er fiel auf ein getürktes Alibi herein, was die Ermittlungen in die Länge zog. Schorr, der die Sonderkommission leitete, nahm ihn ins Gebet und sagte zum Schluß, daß es Augenblicke im Leben gebe, in denen man eher den Menschen vertrauen solle, als ein mißtrauischer Misanthrop zu werden. Aber man muß, sagte er damals, Beruf von Privatem trennen und manchmal gegen den eige nen Instinkt handeln, »und gerade dort besonders gründ lich nachforschen, wo man jemandem vertraut«. Schorr hatte ihn nicht einmal getadelt. Geduldig erklärte er ihm die umständlichen und ermüdenden Wege einer Ermittlung. Sie hatten viele Stunden zusammen verbracht, Tage und Nächte. Immer hatten sie gemeinsame Gesprächsthemen gefunden. Von vornherein verhielt sich Schorr Michael gegenüber väterlich und tolerant, was den Zorn seiner Kollegen erregte, bis sie sich daran gewöhnten. Michael bedauerte, daß er Schorr verlieren würde, obwohl damit der Weg für seinen eigenen Aufstieg frei wurde.
    Demgegenüber gab es schwere Spannungen zwischen Michael und dem Polizeichef, der ihn immer behandelte, als müsse er gegen die Überheblichkeit des Untergebenen angehen. Es war nicht klar, wie dieses Image entstanden war, das Michael zornig und verlegen machte. Er hatte immer das Empfinden, sich entschuldigen zu müssen, wenn er mit Arie Levi zusammen war. Und künftig würde er in dieser span nungsgeladenen Atmosphäre mit ihm und unter ihm arbei ten müssen. Auch das war ein Grund, Schorrs Weggang zu bedauern.
    Michael entnahm der Schachtel auf dem Tisch eine Ziga rette, zündete sie an und begann, wie zu sich selbst zu sprechen.
    Zunächst faßte er langsam und mit leiser Stimme alle Vorfälle des Sabbats zusammen. Er schilderte das Institutsgebäude, die formellen Beziehungen

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